2000 demonstrierten beim FFF-Klimastreik: Ruf nach der Reißleine

Weltweit demonstrierten Menschen für eine Klimawende. 2000 liefen in Kassel beim 10. großen Klimastreik von Fridays for Future mit.
Kassel. Wie an jedem Tag um 12 Uhr läuteten die Glocken der Kirche St. Familia an der Kölnischen Straße. Gleichzeitig strömten heute auf dem nahe gelegenen Rainer-Dierichs-Platz vor dem Hauptbahnhof immer mehr Menschen herbei, ausgerüstet mit Bannern, Schildern und Plakaten, um sich für den Demonstrationszug durch die Stadt zu sammeln. Es war ein eindrucksvolles Bild, das eine Vielfalt und Menschen jeden Alters zeigte. Sie mahnten mit Kreide-Slogans auf dem Asphalt: „Das 1,5 Grad-Ziel ist unverhandelbar“ und „Klimawende ist Systemwende – Aufschub unmöglich“.

Auf der ganzen Welt hat die Bewegung Fridays for Future zum 10. Klimastreik aufgerufen. Die ersten, die sich – aufgrund der Zeitzone – versammelten, waren die Australier. Hunderttausende waren es anschließend in 700 Städten in 80 Ländern. In Kassel haben Veranstalter und Polizei rund 2000 Protestierende gezählt.
Die FFF-Organisatoren gaben den Demonstranten eindringliche Ansprachen mit auf den Weg. 3,3 Milliarden Menschen und damit fast die Hälfte der Weltbevölkerung ist nach Angaben der UN vom Klimawandel existenziell bedroht, rief Leon Schwarz von FFF Kassel von der Bühne: „Wir müssen uns bewusst machen, dass wir es sind, die dieses globale Machtsystem mit seinen fatalen Folgen für das Klima aufgebaut haben. Wir müssen das Ruder herumreißen, bevor die Dämme brechen. Oder wollen wir demnächst Kriege um Wasser führen?“, fragte Schwarz.
Weil die Klimakrise unweigerlich droht, auch wenn gerade Putins Krieg in der Ukraine die Menschen stark beschäftigt, habe man sich entschieden, dennoch zur Demonstration aufzurufen, sagte Jonathan Faust (FFF Kassel). Die jetzige Situation und die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas zeige, dass Klimapolitik nicht isoliert gesehen werden könne: „Klimapolitische Fragen sind auch sozialpolitische, außenpolitische, ökonomische und ökologische Fragen.“ Er drückte sich unmissverständlich aus: „Wenn wir nicht die Reißleine ziehen und drastische Maßnahmen ergreifen, wird uns die Klimakrise so richtig um die Ohren fliegen.“
Auf den Plakaten mit auffallend individuellen und geistreichen Slogans war zu lesen „Flüge nur für Insekten“ oder „Wärmedämmung macht mehr Spaß als das teuere Putin-Gas“. Gestärkt durch tolle Musik mit klugen Texten der Leipziger Band Kapa Tult („Du sammelst Plastik, ich sammel Meilen“) ging es auf den Marsch durch die Stadt. Danach spielte die Kasseler Band Alter Kaffee.