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Ruf nach Erhalt der digitalen Lehre: Kasseler Studierende haben Petition gestartet

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Von: Bastian Ludwig

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Sie haben die Petition gestartet: Alisa Röring (rechts) und Deyi Chen studieren an der Uni Kassel und fordern auch künftig ein digitales Vorlesungsangebot.
Sie haben die Petition gestartet: Alisa Röring (rechts) und Deyi Chen studieren an der Uni Kassel und fordern auch künftig ein digitales Vorlesungsangebot. © Bastian Ludwig

Mit einer Petition fordern Kasseler Studierende den Erhalt der digitalen Lernangebote, die durch Corona geschaffen wurden. Doch die Uni will ab April zur Präsenz zurückkehren.

Kassel - Mit dem Start des Sommersemesters im April will die Uni Kassel zur Präsenzlehre zurückkehren. Somit kehrt wieder Leben auf dem Campus ein. Nach zwei kontaktarmen Corona-Jahren haben viele Studierende und Beschäftigte der Hochschule den Tag herbeigesehnt. Es gibt aber auch verstärkte Forderungen, das während der Pandemie etablierte und erprobte digitale Angebot der Universität parallel beizubehalten. Eine entsprechende Petition ans Uni-Präsidium wird bereits von über 1500 Menschen unterstützt.

Alisa Röring und Deyi Chen haben die Petition auf der Plattform change.org initiiert. Die zwei Studierenden haben nicht nur Nachteile durch die Corona-Beschränkungen erlebt, sondern auch Vorzüge. So habe sich das digitale Angebot der Hochschule stark weiterentwickelt. Dies sei vielen Studierenden – auch unabhängig vom geringeren Infektionsrisiko – zu Gute gekommen.

„Viele Studierende sind wegen der gestiegenen Wohn- und Energiekosten gezwungen, nebenbei zu arbeiten. Für sie ist es eine große Entlastung, wenn sie sich eine verpasste Vorlesung flexibel als digitale Aufzeichnung ansehen können. Gleiches gilt für Studierende mit Kindern, chronischen Krankheiten oder Behinderungen“, sagt die 25-jährige Röring, die vergangenes Jahr ihr Biologiestudium begonnen hat.

Darüber hinaus gebe es noch viele Kommilitonen, denen es Unbehagen bereite, nun plötzlich wieder mit Hunderten in einem Hörsaal zu sitzen. Die Pandemie sei nicht vorbei. „Die digitalen Formate sind bereits etabliert und die Technik vorhanden. Es braucht also wenig zusätzlichen Aufwand“, ergänzt der 31-jährige Deyi Chen, der seit zweieinhalb Jahren Umweltingenieurwesen studiert und als unabhängiges Mitglied im Senat sitzt. „Eine Vorlesung aufzuzeichnen oder präsentierte Folien mit Audioaufzeichnungen aus der Vorlesung zu unterlegen, ist mit geringer Mehrarbeit zu leisten“, findet der Student. Im Senat habe es bei der Frage zuletzt immer wieder geheißen, die Uni Kassel sei keine Fernuni und wolle dies auch nicht werden. Dabei solle das digitale Studium doch nur eine Ergänzung zu den Präsenzveranstaltungen sein. Die Anwesenheit sei bei Seminaren und Praktika ohnehin zwingend. Allein schon wegen der persönlichen Kontakte seien regelmäßige Aufenthalte auf dem Campus für Studierende unerlässlich.

Die beiden Initiatoren der Petition sind mit ihrem Studium bislang gut durch die Pandemie gekommen. „Ein Vorteil ist es, dass man sich Vorlesungen immer wieder ansehen kann“, sagt Röring. Die Studentin leidet unter wiederkehrenden Depressionen und geht offen damit um. Sie ist froh, dass sie bislang über die digitalen Formate trotzdem erfolgreich studieren konnte. „Auch wenn ich mich mal nicht in der Lage gefühlt habe, an die Uni zu fahren“, so Röring.

Die zusätzliche Flexibilität im Studium könne auch als Werbung für die Hochschule eingesetzt werden. Die 2021 um 15 Prozent gesunkene Zahl der Erstsemester zeige, dass die Uni Kassel etwas tun müsse, um attraktiv zu sein.

Röring und Chen wollen bis zur Senatssitzung am 27. April weiter Stimmen für ihre Petition sammeln. Bei der Sitzung will Chen das Thema auf die Tagesordnung setzen lassen. (Bastian Ludwig)

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