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So lief es an Kassels Tankstellen: Ruhe nach dem Sprit-Ansturm

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Von: Florian Hagemann, Axel Schwarz

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Oft „Blitzableiter“ für die Kundschaft: Peter Büscher von der Tankstelle Albert Beck an der Harleshäuser Straße mit seiner Kollegin Gaby Grauert. Die Aufnahme entstand zum Start des Tankrabatts im Juni. Archi
Oft „Blitzableiter“ für die Kundschaft: Peter Büscher von der Tankstelle Albert Beck an der Harleshäuser Straße mit seiner Kollegin Gaby Grauert. Die Aufnahme entstand zum Start des Tankrabatts im Juni. Archi © Florian Hagemann

Vor dem Ende des Tankrabatts haben sich viele Fahrer noch einmal mit Sprit versorgt. Am Tag eins nach dem Tankrabatt herrschte allerdings gähnende Leere an den Zapfsäulen. Die Preise waren da schon kräftig angestiegen.

Kassel – Wer gestern Morgen an Tankstellen vorbeigefahren ist, der bekam den Eindruck, es handele sich um Geisterorte: kein Auto, kein Mensch, nichts und niemand. Verwaiste Stellen. Der Grund dafür stand jeweils auf den Preistafeln. Der Liter Super E 10 zum Beispiel kostete mindestens 20 Cent mehr als am Tag zuvor. Das Ende des bundesweiten Tankrabatts machte sich gleich bemerkbar.

Viele befüllten den Tank ihres Autos daher noch am Vorabend, auf den letzten Drücker. Da herrschte Hochbetrieb statt Leere an den Tankstellen – so wie bei der Bavaria-Petrol-Station am Dez in Niederzwehren. Dort bildeten sich Schlangen von Fahrzeugen, was auch den Grund hatte, dass es an einigen der Zapfsäulen schon gar keinen Kraftstoff mehr gab. Schilder wiesen darauf hin: „ausverkauft“. An den verbliebenen Tanksäulen gab es Stau – und noch im Vergleich billiges Benzin: Der Liter Super E 10 kostete kurz nach 19 Uhr exakt 1,68 Euro.

Am Morgen danach war der Preis auf 2,03 Euro gestiegen und der Kundenzuspruch sehr verhalten. „Jetzt ist erst mal Ruhe, weil alle vollgetankt haben“, kommentierte eine Mitarbeiterin der Station in Niederzwehren. Dasselbe Bild an der Harleshäuser Straße in Kirchditmold: „Die Leute haben gestern getankt wie die Weltmeister, jeder hat die günstigen Preise noch mal ausgenutzt“, berichtete Stationsleiter Peter Büscher von der Tankstelle Albert Beck.

Seit Betriebsbeginn am Donnerstag gelten auch an der Kirchditmolder Station wieder Kraftstoffpreise, die mit dem vollen Energiesteuersatz kalkuliert sind. „Den letzten günstigen Sprit haben wir am Mittwoch in unsere Tanks gekriegt“, sagte Büscher. Dass die Literpreise gleich tags darauf spürbar geklettert sind, liege daran, dass der Liefervorrat vom Mittwoch noch am selben Tag komplett verkauft worden sei. Kurzfristig trockene Säulen wegen der hohen Umstellungs-Nachfrage hat es nach Büschers Worten aber nicht gegeben: „Wir haben einen Lieferanten mit einer sehr guten Logistik.“

Der Stationsleiter der Kasseler Energiehandelsfirma Albert Beck, die in der Region acht Tankstellen betreibt, macht den Job schon seit zehn Jahren und hat für die Kundschaft stets einen lockeren, humorvollen Spruch parat. Im Moment habe er allerdings „ein wenig Probleme, mich zu motivieren“, räumt der 64-Jährige ein. Denn jetzt, wo der volle Tank wieder ein spürbares Stück teurer geworden ist, würden manche Kunden „ein wenig stinkig“ reagieren, dem Mann hinter dem Tresen teils sogar absichtsvolle Preistreiberei unterstellen. So etwas geht Peter Büscher gegen die Ehre; schließlich ist nicht er es, der die Preise macht. Aber er weiß: Wenn es um die leidigen Spritpreise geht, sind der Tankstellenmann und seine Berufskollegen landauf, landab „immer die Blitzableiter“.

Peter Büscher macht dann notfalls ein paar Minuten Pause, dann ist der Humor als Eisbrecher für den Umgang mit Kunden wieder da. „Um wie viel werdet ihr denn erhöhen?“ Das sei die meistgestellte Frage der letzten Tage gewesen. Büscher hat dann meist geantwortet: „Ich hab mir ein neues Auto bestellt, das will schließlich bezahlt werden.“ So erreicht die Stimmung an der Tankstellenkasse schnell wieder versöhnliches Niveau. Am Auf und Ab der Spritpreise können Kunde und Kassierer ohnehin nichts ändern. (Florian Hagemann und Axel Schwarz)

Ausverkauft: Einige Zapfsäulen der Bavaria-Petrol-Station am Dez waren am Mittwochabend gesperrt. Das Ende des Tankrabatts am nächsten Tag machte sich bemerkbar.
Ausverkauft: Einige Zapfsäulen der Bavaria-Petrol-Station am Dez waren am Mittwochabend gesperrt. Das Ende des Tankrabatts am nächsten Tag machte sich bemerkbar. © Florian Hagemann

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