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Schwule dürfen leichter Blut spenden: Fragen und Antworten zu den neuen Richtlinien

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Von: Anna-Laura Weyh

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Neuerungen werden umgesetzt: Der Deutsche Bundestag hat kürzlich eine Änderung des Transfusionsgesetzes beschlossen.
Neuerungen werden umgesetzt: Der Deutsche Bundestag hat kürzlich eine Änderung des Transfusionsgesetzes beschlossen. © Bernd Wüstneck/dpa/ArchivFoto: Andreas Fischer

Die Geschlechtsidentität sowie die sexuelle Orientierung spielen beim Blutspenden bald keine Rolle mehr.

Kassel – Der Bundestag hat kürzlich eine entsprechende Änderung des Transfusionsgesetzes beschlossen. Es wird auch darüber hinaus weitere Neuerungen bei der Blutspende geben. Fragen und Antworten dazu.

Was ist neu?

Bisher dürfen Männer, die Sex mit anderen Männern haben, nur Blut spenden, wenn sie in den zurückliegenden vier Monaten keinen Geschlechtsverkehr mit „einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner“ hatten. So soll das Risiko verringert werden, eine mögliche HIV-Infektion weiterzugeben.

Vom Blutspenden ausgeschlossen sind andere Menschen nur, wenn sie mit häufig wechselnden Partnerinnen oder Partnern Sex haben. Nun soll das Sexualverhalten bei allen Menschen jeglichen Geschlechts und sexueller Orientierung gleich hinterfragt werden. „Es geht um das Individualrisiko, nicht um das Gruppenrisiko. Ich finde es richtig, dass wir nach dem einzelnen Risikoverhalten schauen und nicht mehr in zwei Gruppen unterteilen“, sagt Rolf Zarberg vom DRK-Blutspendedienst Kassel.

Rolf Zarberg DRK-Blutspendedienst
Rolf Zarberg DRK-Blutspendedienst © Fischer, Andreas

„Aber ich verstehe auch, dass da einige noch Bauchschmerzen haben.“ Wichtig sei, dass die Blutspenden genauso sicher bleiben wie zuvor.

Wie sehen die neuen Richtlinien im Detail aus?

Das steht noch nicht fest. „Wir können erst etwas Genaues sagen, wenn die Bundesärztekammer die Richtlinien angepasst hat. Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Neuerungen umzusetzen“, sagt Rolf Zarberg. Die Bundesärztekammer muss nun die Gesetzesänderungen innerhalb der nächsten vier Monate umsetzen.

Erst wenn die geplanten Anpassungen abschließend im Transfusionsgesetz festgeschrieben seien und die konkrete Umsetzung definiert sei, könne eine Einordnung seitens der DRK-Blutspendedienste erfolgen, heißt es.

Was ändert sich sonst noch?

Außerdem fällt die Altersobergrenze für Erst- und Wiederholspender weg. Bislang ist es so, dass jeder Erwachsene zwischen 18 bis 59 Jahren (Dauerspender bis 68 Jahre) Blut spenden darf. In Zukunft dürfen aber auch ältere Personen spenden – zumindest dann, wenn ihr Gesundheitszustand es zulässt.
„Ich würde mich freuen, wenn Lieferengpässe dadurch besser überstanden werden können. Aber ob es durch die Neuerung wirklich zu einem Anstieg an Spenderinnen und Spendern kommt, weiß ich nicht“, sagt Rolf Zarberg.

Auch telemedizinische Verfahren sollen bei der Blutspende dann möglich sein. Was heißt das?

Bislang muss ein Arzt oder einer Ärztin bei einer Spendeentnahme dabei sein. Nach der neuen Richtlinie sollen auch telemedizinische Verfahren, also die Begleitung beim Spenden per Video, ausreichen. „Ich bin gespannt, wie das umgesetzt wird, auch aus Datenschutzgründen“, so Rolf Zarberg. Außerdem sieht er einen Konflikt zwischen der Aufhebung der Altersgrenze und der Anwendung telemedizinischer Verfahren.

HNA-Blutspende-Aktion

Die HNA-Blutspende-Aktion findet in diesem Jahr zum Beginn der Sommerferien in der Kasseler Stadthalle statt. Von Montag, 24. Juli, bis Freitag, 28. Juli, können Menschen ab 18 Jahren hier Blut spenden. Weitere Infos folgen.

„Bei einem älteren Spender muss ja ein Arzt dabei sein, um den Gesundheitszustand einschätzen zu können“, so der Blutspendereferent. Auch die Bundesärztekammer äußert Bedenken und sieht die Neuerung mit Blick auf die Sicherheit der Blutspenderinnen und Spender als nicht vertretbar an.

Was sagen Medizinerinnen und Mediziner aus Kassel zu den Neuerungen?

Noch nichts. Die Gesundheit Nordhessen (GNH) zum Beispiel verweist auf die Bundesärztekammer. Erst wenn diese die neuen Richtlinien umgesetzt hat, wolle man dazu Stellung nehmen.

Wie sieht die aktuelle Versorgungslage mit Blutspenden aus?

„Momentan ist es etwas besser und der Vorrat an Blutkonserven sieht ganz gut aus“, sagt Rolf Zarberg vom Kasseler Blutspendedienst. „In den letzten Wochen hatten wir etwas mehr Blutspenden als in den Wochen zuvor.“

Den Grund dafür kann Zarberg nur vermuten: „Die Grippewelle ist vorbei, und auch die generelle Infektionswelle nach Karneval hat wieder abgenommen.“ Trotzdem sei der DRK-Blutspendedienst immer auf Blutspenden angewiesen, betont Rolf Zarberg.

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