Neue interaktive Rallye im Kasseler Stadtmuseum: Selfie-Spaß vorm Herrscherporträt

In Zusammenarbeit mit Geschichtsstudierenden der Uni Kassel sind schon mehrere Rundgänge und Führungen zu Themen des Kasseler Stadtmuseums für Kinder und Jugendliche entstanden. Nun gibt es eine neue interaktive Rallye über Absolutismus und Aufklärung.
Kassel – Beim Stichwort Absolutismus denken die meisten Menschen, bei denen etwas vom Geschichtsunterricht hängen geblieben ist, an den Sonnenkönig Ludwig XIV. in seinem prächtigen Schloss Versailles in Frankreich. Doch auch in Kassel haben Herrscherpersönlichkeiten der frühen Neuzeit Spuren hinterlassen. Die Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe, vor zehn Jahren zum Weltkulturerbe geadelt, gelten als ein Paradebeispiel absolutistischer Landschaftskunst und erfreuen bis heute viele Menschen. Und mit Friedrichsplatz und Fridericianum hat sich Landgraf Friedrich II., der von 1760 bis 1785 in Hessen-Kassel regierte, über seine Statue hinaus ein beeindruckendes Denkmal geschaffen.
Im Stadtmuseum kann man die Themen Absolutismus und Aufklärung ab sofort bei einer interaktiven Rallye entdecken – und so spielerisch lokalgeschichtliches Wissen über diese Zeit auffrischen oder erwerben. Dazu hat der Kasseler Lehramtsstudent Michael Materna mithilfe der App „Actionbound“ eine Art digitalen Quiz-Parcours durch die entsprechenden Ausstellungsbereiche erstellt.
Das Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren – in der 8. Klasse steht das Thema in Geschichte auf dem Lehrplan – sowie Familien und alle Geschichtsinteressierten. Für einen Durchgang sollte man etwa 90 Minuten Zeit und ein Smartphone oder Tablet mitbringen.
An 12 Stationen im Museum müssen beispielsweise versteckte QR-Codes gesucht, historische Gemälde genau betrachtet, Lückentests ausgefüllt, Lösungswörter gesucht oder Ausstellungsobjekte digital zugeordnet werden. Dabei werden Themen wie die damalige Ständegesellschaft, das Aufkommen des Bürgertums sowie die französische Besatzung von Kurhessen ab 1807 und die daraus folgenden Veränderungen thematisiert. „Mir war es wichtig, die Verbindung der erstmal hart und vielleicht abstrakt klingenden Themen mit der Geschichte hier in Kassel aufzuzeigen“, sagt Michael Materna. Er stammt aus dem Harz und studiert seit dreieinhalb Jahren Geschichte und Sport für Gymnasiallehramt an der Universität Kassel.
Er selbst finde Absolutismus und Aufklärung total spannend, sagt der 28-Jährige. „Damals kamen Themen wie Pressefreiheit und Religionsfreiheit auf, die uns bis heute beschäftigen, und in vielen Ländern der Welt nach wie vor nicht selbstverständlich sind.“ Auch dem 1813 aus dem Exil zurückgekehrten Kurfürst Wilhelm I. waren die in der Zeit der französischen Besatzung angestoßenen Privilegien wie die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz nicht genehm, was ihm im Bürgertum einen besonderen Spitznamen einbrachte (siehe Quiz). Ein witziges Foto vor dem Porträt des damaligen Kurfürsten zu machen, ist ebenfalls eine der Aufgaben der Rallye.
Hervorgegangen ist das Projekt aus dem Uni-Seminar „Das Stadtmuseum als Vermittlungsort“ unter Leitung von Dr. Anna Schnädelbach, Mitarbeiterin am Fachgebiet Didaktik der Geschichte. Seit der Wiedereröffnung des Stadtmuseums 2016 sind aus der Zusammenarbeit mit der Uni bereits mehrere teils digitale Vermittlungsangebote hervorgegangen, zuletzt eine Stadtführung zum mittelalterlichen Kassel. Den „jungen, frischen Blick“ auf die Inhalte und Objekte des Museums und die Einbindung digitaler Medien erlebe man als Bereicherung für die Vermittlungsarbeit, sagt Museumspädagogin Antje Goebel. (Katja Rudolph)
Mehr Infos: kassel.de/stadtmuseum-aufklaerung-und-absolutismus