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Verärgerte Senioren wollen mehr Bänke mit Lehne

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Von: Florian Hagemann

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Hält die Bänke für einen Witz: Helga Engelke, Vorsitzende des Seniorenbeirats.
Hält die Bänke für einen Witz: Helga Engelke, Vorsitzende des Seniorenbeirats. © Florian Hagemann

Kassels Seniorenbeirat fordert für die Stadt mehr und andere Bänke. So sollen alle Sitzgelegenheiten Lehnen haben und seniorengerecht sein. Die Stadt sieht aber keinen Handlungsbedarf.

Kassel – Wenn Helga Engelke die Obere Königsstraße entlanggeht und auf die Sitzbänke blickt, dann ist ihr Ärger groß. „Das ist doch ein Witz“, sagt sie, bevor sie sich auf eine der Bänke setzt und demonstriert, warum sie das Ganze für einen Witz hält. Es gibt keine Lehne für den Rücken, keine Stütze für die Arme, und sie muss sich tief beugen, um überhaupt Platz nehmen zu können. All das: nicht seniorengerecht, findet sie.

Sie steht mit ihrer Meinung nicht alleine da. Engelke vertritt als Vorsitzende den Seniorenbeirat der Stadt, der das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hat. Das Ziel: mehr Bänke für die Innenstadt, die auch für ältere Menschen gut nutzbar sind. Der Blick geht nach Bremen.

In der Hansestadt hat die Regierung im vergangenen Jahr ein Projekt gestartet. 1000 Bänke sollen dabei insgesamt in der Stadt aufgestellt werden, die speziell an die Bedürfnisse von Senioren angepasst sind. Das heißt: Die Sitzflächen sind um einiges höher als üblich, damit es die älteren Menschen leichter haben, sich wieder zu erheben. Dazu sind die Bänke mit einer Rückenlehne und mehreren Armlehnen ausgestattet. Jeder, der Platz nimmt, hat somit an beiden Seiten eine Armlehne zur Verfügung.

Heinz Gunter Drubel findet das vorbildlich. Der langjährige FDP-Stadtverordnete, der heute auch im Seniorenbeirat sitzt, verweist auf das, was der Landesseniorensprecher in Bremen gegenüber dem Weser-Kurier zu dem Projekt und den Bänken gesagt hat: „Für uns steht die Nutzbarkeit im Vordergrund. Man sitzt aufrechter, und die Bank hat eine super Festigkeit. Ich finde das optimal.“ Das stößt auf Zustimmung bei Drubel, der sich auch in Hinblick auf die demografische Entwicklung entsprechende Bänke für Kassel wünscht: „Es müssen ja keine 1000 sein.“

Daraus wird aber wohl nichts. Zumindest hat die Stadt Kassel nicht vor, an der aktuellen Situation etwas zu ändern. Derzeit gibt es 2151 Bänke im gesamten Stadtgebiet, 211 davon in der Innenstadt. Daran soll sich auch nichts ändern, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. Sollten Ortsbeiräte Wünsche für eine neue Bank äußern, sei die Stadt dafür offen. Allerdings: Eine Neuerrichtung einer Bank sollte dann einhergehen mit dem Abbau einer Bank an einer anderen, weniger attraktiven Stelle.

Die Kritik des Seniorenbeirats in Hinblick auf die Bänke in der Königsstraße kontert die Stadt. Ein Sprecher teilt mit: „Die Planungen zum Umbau der Königsstraße wurden unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt. Auch die Beiräte der Stadt sind in diesen Prozess einbezogen worden und waren im Vorfeld über die Planungen informiert.“

Im Zuge des im 2020 abgeschlossenen Umbaus der Königsstraße seien 14 Bänke eingebaut worden, davon sieben mit Lehne. In dem Zusammenhang verweist die Stadt auch auf die örtlichen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen: Eine größere Zahl sei etwa wegen des engen Fußgängerbereichs neben den Tramschienen nicht möglich. Und: Die schmaleren Bänke ohne Lehne seien ein Kompromiss, um überhaupt Sitzmöglichkeiten dort anbieten zu können.

Außerdem, so der Stadtsprecher: „In den umliegenden öffentlichen Bereichen wie in der Wilhelmsstraße, am Friedrichsplatz oder am Königsplatz befinden sich zahlreiche weitere Bänke, die weitestgehend über Sitzlehnen verfügen, und ein gutes Angebot bieten.“ (Florian Hagemann)

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