„Vorbild für uns alle“: Neuer Gedenkort für Kasselerin Antonia Ringborg

In Kassel ist jetzt ein Gedenkort mit Linde für die Ende 2021 im Alter von 20 Jahren verstorbene Antonia Ringborg eingeweiht worden. Sie hat 200.000 Euro für Geflüchtete und Umweltorganisationen gesammelt.
Kassel – Antonia Ringborg lebt weiter: in der liebevollen Erinnerung an sie, die viele Menschen in Kassel teilen, in ihrem aktiven Hilfeverein und jetzt auch in Form eines Lindenbaums, der in diesen Frühlingstagen gerade dabei ist, grüne Blätter zu bilden.
Der Baum ist von der Stadt Kassel zum Gedenken an die 2021 im Alter von 20 Jahren gestorbene junge Frau in der Nähe ihres langjährigen Wohnorts in der Weyrauchstraße gepflanzt worden. Auf der dazugehörigen Plakette ist zu lesen, was Antonia gesagt haben könnte: „Wenn Menschen sagen, dass sie auf dieser Welt nichts verändern können, dann würde ich ihnen erzählen, was mir in meinem kurzen Leben gelungen ist zu verändern, und wie viel wir verändern können, wenn wir viele sind.“
Darunter ist der Dank der UN-Flüchtlingshilfe und der Stadt Kassel an Antonia gerichtet formuliert: „für Dein unermüdliches Engagement für alle Menschen auf der Flucht“. Zur Einweihung des Gedenkorts für Antonia Ringborg kamen jetzt nicht nur ihre Familie, Freunde, Vereinsmitglieder und Nachbarn herbei, sondern auch der nationale Direktor der in Bonn ansässigen Uno-Flüchtlingshilfe, die der deutsche Partner des Flüchtlingswerks UNHCR ist, Peter Ruhenstroth-Bauer.
Die mediale Präsenz am Lindenbaum war entsprechend groß. Zwei Kamerateams und mehrere Fotografen waren vor Ort, als Bürgermeisterin Ilona Friedrich an Antonia als „ganz besonderen und eindrucksvollen Menschen“ erinnerte und den Gedenkort einweihte. Der kleine Festakt sei mit Trauer verbunden, aber auch mit großer Dankbarkeit für das Lebenswerk, das Antonia Ringborg hinterlassen habe. „Antonia hat ganz viele – nicht nur in Kassel – mit dem Herzen berührt. Sie ist ein Vorbild für uns alle.“
Antonia Ringborg, die nach jahrelangem Leiden an einem Hirntumor und nach vielen am Ende vergeblichen Operationen am 22. Dezember 2021 gestorben war, hat unter anderem einen beeindruckenden Hilfeverein, Antonia Ringborgs Spendengemeinschaft, hinterlassen.
Ein Jahr zuvor hatte sie ihn spontan gegründet. Ausgelöst durch die Fernsehbilder, die das Leid geflüchteter Menschen im griechischen Flüchtlingslager Moria zeigten, entschied sie, nicht länger nur zuzuschauen, sondern aktiv zu werden und zu helfen. Durch persönliche Aufrufe und Videobotschaften in den sozialen Medien erreichte Antonia schnell eine große Zahl an Unterstützern.
Bis heute hat Antonia Ringborg 200.000 Euro an Spenden eingenommen. Davon gingen 110 000 Euro an die Uno-Flüchtlingshilfe. Geflüchtete aus der Ukraine und Erdbebenopfer in der Türkei wurden ebenfalls unterstützt. Auch Organisationen wie das schwedische Rote Kreuz oder Umweltvereine – Antonia Ringborg war langjähriges Greenpeace-Mitglied und aktive Klimaschützerin – erhielten Geld.
Peter Ruhenstroth-Bauer, der in seinem Grußwort auf die weltweit 100 Millionen geflüchteten Menschen Bezug nahm, bedankte sich für das, was Antonia mit ihrem Verein in Gang gesetzt hat. Deren „großartige Botschaft“, dass jeder seinen Beitrag zur Hilfe beisteuern kann, sei für „uns alle eine Verpflichtung.“
Doch das „Helfen, um zu helfen“, das Antonia mit ihrem Verein bezweckte, sei ohne die Präsenz der charismatischen Vereinsgründerin, die so viele Mitstreiter gewinnen konnte, gar nicht einfach, sagt ihr Vater Patrik Ringborg, Kassels langjähriger Generalmusikdirektor und Vereinsvorsitzender: „Ich wünsche mir sehr, dass ich bald mal wieder 5000 Euro an die Flüchtlingshilfe überweisen kann.“ Seine Stellvertreterin ist Antonias Schwester Rebecca.
Sie war zur Gedenkfeier aus Wien, wo sie studiert, ihr Vater aus Stockholm angereist, „natürlich mit dem Zug“ – alles andere wäre für Antonia nicht in Frage gekommen, sagt Patrik Ringborg und lacht. „Wir vermissen Antonia als Familie so sehr, aber auch im Verein, weil sie so besonders war mit ihrer Leuchtkraft.“
Er sei glücklich, dass Antonias Idee vom Helfen im Verein weiterlebe. Bis in ihre letzte Lebenswoche hinein habe er ihr stets von den Spenden für Geflüchtete berichtet. Das habe sie gefreut und beruhigt.
Spendenmöglichkeit: antoniaringborg.de