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Sie machen Zeitung hörbar: Gruppe „Spätlese“ liest wöchentlich Nachrichten für Blinde

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Von: Peter Dilling

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Redaktionskonferenz: Angela Wickert (von links), Jens Dusch, Gabriela Neuhaus und Laura Rühling diskutieren, welche HNA-Berichte der abgelaufenen Woche vorgelesen werden sollen.
Redaktionskonferenz: Angela Wickert (von links), Jens Dusch, Gabriela Neuhaus und Laura Rühling diskutieren, welche HNA-Berichte der abgelaufenen Woche vorgelesen werden sollen. © Peter Dilling

Einmal pro Woche geben drei ehrenamtliche Teams des Vereins „atz Hörmedien für Sehbehinderte und Blinde“ der HNA eine Stimme. Sie wählen Berichte aus und sprechen sie ins Mikrofon.

Kassel – Eine Friedensdemo für die Ukraine, von deren überwältigenden Resonanz die Organisatoren selbst überrascht wurden. Das geplante Bronzeschwein auf dem Florentiner Platz. Der Umbau des Pferdemarkt-Quartiers: In der HNA gab es in den vergangenen Tagen wieder jede Menge interessante Schlagzeilen, die aber für Blinde und Sehbehinderte unsichtbar bleiben. Doch einmal pro Woche geben drei ehrenamtliche Teams des Vereins „atz Hörmedien für Sehbehinderte und Blinde“ der Kasseler Tageszeitung in den Räumen des Blindenbunds eine Stimme. Sie wählen die wichtigsten Berichte der HNA aus und sprechen sie für Abonnenten ins Mikrofon.

An diesem Mittwoch hat Gabriela Neuhaus die HNA-Ausgaben der vergangenen sieben Tage schon ausgewertet und schlägt die Themenauswahl für die inzwischen schon 825. wöchentliche Sendung der „Kasseler Spätlese“ vor. Neuhaus ist ehemalige HNA-Mitarbeiterin. „Ich habe nach dem Berufsleben nach einer ehrenamtlichen Aufgabe gesucht, die mir Spaß macht“. Bei der Ehrenamtsbörse im Internet wurde sie fündig. „Ich lese gern vor“, sagt Neuhaus. Ihre Mitstreiterinnen Angela Wickert und Laura Rühling sind auf das Projekt ebenfalls in der Börse gestoßen.

Das Trio entscheidet demokratisch, welche Texte der Zeitungsausgaben, die die HNA kostenlos zur Verfügung stellt, vorgelesen werden sollen und welche nicht, ordnet sie nach Themen wie Verkehr, Kultur oder Wirtschaft. Ausschließlich lokale Nachrichten haben die drei Frauen im Blick. Den Bericht über die Stellungnahme des Niestetaler Bundestagsabgeordneten Timon Gremmels zur Energieversorgung Deutschlands angesichts des Angriffskriegs Russlands legt Neuhaus beiseite. Da gehe es um große Politik, die Kassel nicht unmittelbar betreffe, erklärt Neuhaus. Den HNA-Text über das Bronzeschwein auf dem Florentiner Platz nehmen die drei dagegen gern. „Das ist doch niedlich“, sagt Wickert. Schließlich würden die Hörer sich auch mal über amüsante Nachrichten freuen.

Anschließend geht es in das provisorische Tonstudio in der Küche des Blindenbunds, in dem die drei Frauen abwechselnd die Berichte ins Mikro sprechen. Jens Dusch kontrolliert am PC die Aufnahme. 90 Minuten müssen gefüllt werden. Das könne ganz schön anstrengend sein, sagt Neuhaus. Während der kritischen Phasen der Pandemie hat manchmal nur ein Sprecher arbeiten dürfen. Man suche noch weitere Mitstreiter, vor allem für die technische Unterstützung der „Spätlese“, sagt Wickert.

Die Hörtexte werden im mp3-Format auf CD gebrannt und für 48 Euro pro Jahr an Abonnenten verschickt. Man kann sie auch als Audiodatei im Internet herunterladen. Momentan gebe es etwas mehr als 20 Abonnenten, sagt Dusch. Früher waren das schon mal deutlich mehr. Die Hörzeitung sei nicht nur für Blinde interessant, sondern auch für die Bewohner von Altenheimen oder Gäste einer Tagespflege.

Info und Kontakt: Hartmut Raffel, 05 61/6 47 81, kassel@blindenzeitung.de

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