Kasseler Konditormeisterin steckt viel Liebe in die Pralinen

Amanda Dahl wollte mal nach den Sternen greifen und hat eine Praline kreiert, die das Weltall eingefangen hat. Für die Praline, der sie den Namen Mandelorian gegeben hat, ist sie nun ausgezeichnet worden. Sie hat Silber beim German Chocolate-Wettbewerb gewonnen – ein Punkt fehlte zu Gold.
Kassel – Die 41-jährige Meisterin ihres Handwerks macht aus jeder Praline ein Unikat. Dafür braucht sie drei Tage: schminken, stehenlassen, füllen, stehenlassen, verschließen, festwerden lassen.
Und so funktioniert’s: Zunächst muss sie die Förmchen polieren, um letzte Fettbestände zu entfernen. Das hilft, damit sich die Pralinen später leichter aus der Form lösen lassen.
Für die Mandelorian-Praline mischt Amanda Dahl fettlösliche Pulverfarben – blau und rot – mit geschmolzener Kakaobutter und schminkt die Form. So nennen die Fachleute das Einfärben mit dem Finger. Jede Schminkschicht muss trocknen, bis die nächste aufgetragen werden kann. Vier Schichten erzeugen den Weltraumeffekt auf der Praline. In die karamellsüß-salzige Füllung kommt eine gebrannte Mandel als Einlage.
Der Duft von gebrannten Mandeln erinnert Amanda Dahl immer an Zuhause. Ihre Mutter hatte im Sauerland einen Süßwarenladen. „Es roch immer nach Jahrmarkt und Popcorn, wenn man in den Tante-Emma-Laden kam“, erinnert sich Amanda Dahl. Früh sei ihr klar gewesen, dass sie die Menschen mit Süßem glücklich machen werde.
Mit 16 Jahren begann sie in einem Wiener Café in Winterberg eine Ausbildung zur Konditorin, wurde Innungsbeste und wechselte, der Liebe wegen, nach Kassel. 14 Jahre lang war sie Konditorin bei Bäcker Becker. Sie machte ihren Meistertitel, wurde Ausbildungs- und Produktionsleiterin und Vorsitzende im Prüfungsausschuss fürs Konditorenhandwerk. Außerdem studierte sie berufsbegleitend Business-Administrations an der Universität in Kassel.
Seit sieben Jahren ist Amanda Dahl Leiterin der hauseigenen Konditorei-Manufaktur im Fischers Restaurant. Damit ist sie auch für jegliche Backwaren und Patisserie verantwortlich, also die Desserts, die im Restaurant serviert werden. Natürlich stehen auch ihre Pralinen auf der Speisekarte. Zwischen 70 und 100 Variationen hat sie selbst kreiert, ein Büchlein mit den Besten wurde gerade gedruckt, ein zweites ist in Arbeit.
Da auch ein Profi nie auslernt, besucht Amanda Dahl zwei Mal im Jahr die Patisserie-Schule in Neu-Ulm. Dort lerne sie von deutschen und internationalen Profis und sei dadurch gut vernetzt, sagt sie: „Wenn ein Gast in unserem Restaurant herzhafte Macarons wünscht, dann rufe ich Kollegen an und frage um Rat.“
In Zeiten von Social Media, wo jeder seine Pralinen hochlade, werde nicht mehr ein so großes Geheimnis um die Rezepturen gemacht wie früher. Apropos Social Media: Als Amanda Dahl kürzlich ihre preisgekrönte Madelorian-Pralinen auf Instagram hochgeladen hatte, war sie doch sehr überrascht. „Ich hätte nie gedacht, dass so viele Kunden vorbeikommen und nach den Pralinen fragen“, sagt die Konditormeisterin.
Aber das sei auch ein Lohn für ihre Arbeit und Leidenschaft, die sie in die Pralinen steckt: „Ich verbringe so viel Zeit mit Schminken, mehr als jede andere Frau“, sagt Amanda Dahl mit einem Augenzwinkern. Denn mit ihrer geschminkten Mandelorian-Praline wollte die Konditormeisterin mal nach den Sternen greifen. (Claudia Feser)