Innenausbau auf der Zielgeraden: So schön wird die Löwenburg

Der erste Eindruck wird überwältigend sein. Das lässt sich fünf Monate vor dem Eröffnungstermin der Löwenburg bereits absehen. Elf repräsentative Räume von der Bibliothek über das Schreibkabinett bis zu den Arbeits- und Schlafzimmern werden dann wieder in ihrer ursprünglichen Pracht zu sehen sein.
Kassel - Mindestens so wie vor den Kriegszerstörungen im Jahr 1945 und an vielen Stellen sogar noch schöner. „Es geht richtig gut voran“, sagt Micha Röhrig, der die Großbaustelle für die Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) betreut. Jetzt zahlen sich die intensiven Vorarbeiten aus. Das Studium der historischen Fotos, die Analyse der Fundstücke mit Farb- und Materialresten, die Vorlagen, die intakte Bereiche wie die Kapelle der Burg liefern.
Derzeit arbeiten die Handwerker an einer fast ausgestorbenen Technik. „Holzmalerei kann heute kaum noch jemand“, sagt Micha Röhrig. Die Maler Boris Bonn und die Restaurateurin Sara Peña von der Firma Stupczynski sind da Ausnahmen. Sie sorgen dafür, dass es in den Räumen so aussieht, als sei hier Eiche und Weißtanne zusammen mit Stuckelementen verarbeitet worden. So wie es sich Landgraf Wilhelm IX. gewünscht hat. Weder die Burg mit ihren ans Mittelalter erinnernden Zinnen noch die Räume hatten einen praktischen Nutzen. Wilhelm hat hier nur wenige Male übernachtet. „Das diente alles der Repräsentation, Wilhelm wollte seine Gäste beeindrucken“, sagt Micha Röhrig.
Das dürfte auch gut 200 Jahre nach dem Bau der Burg gelingen. Denn in die Räume mit den warmen Holztönen kommen demnächst noch prunkvolle Möbel, die teilweise mit rotem Samt bezogen sind. Das Inventar der Löwenburg hat den Krieg ohnehin nahezu unbeschadet überstanden. Es wurde rechtzeitig ausgelagert. Noch haben die Restauratoren unter anderem mit kunstvoll gearbeiteten Schränken, Uhren und dem kompletten Schlafzimmer noch einiges zu tun. Bis zum geplanten Eröffnungstermin am 15. Juli soll so viel wie möglich fertig werden. An einigen Stellen werden die Besucher den Restauratoren, Malern und anderen Handwerkern aber noch bei der Arbeit über die Schulter schauen können.

Die Sanierung der Löwenburg ist ohnehin eine Mammutaufgabe, bei der es noch mehrere Etappen geben wird. Der Rittersaal eine Etage über den demnächst fertiggestellten Räumen steht ebenso noch auf der Liste wie der gesamte Trakt, in dem sich die Rüstkammer und die Burgkapelle befinden. Bislang sind für die Sanierung der Löwenburg 30 Millionen Euro bewilligt.
Eine der größten Attraktionen ist bereits weitgehend wieder intakt. Der im Krieg zerstörte Hauptturm der Löwenburg wurde mit einem künstlichen Tuffstein nach den alten Vorlagen rekonstruiert. Wenn die Burg im Juli für Besucher öffnet, wird dieser Turm mit seiner Aussichtsplattform offen sein. Ebenso wie die fürstlichen Gemächer kann man ihn bei Führungen begehen.
Von Thomas Siemon