Geld für Kassels Rüstungsfirmen? Teil des Sondervermögens könnte nach Hessen fließen

„Kassel ist das Zentrum der Rüstungsindustrie in Hessen“, sagt Ministerpräsident Boris Rhein. Das Bundeswehr-Sondervermögen müsse auch bei den hessischen Unternehmen ankommen.
Kassel – Der CDU-Politiker Boris Rhein steht am Freitag vor dem Eingangstor von Krauss-Maffei Wegmann, als er diese Sätze sagt, hinter sich die Fahnen mit dem Unternehmensschriftzug und dem des deutsch-französischen Mutterkonzerns KNDS. Für das passende Ambiente parkt ein Puma-Panzer an der Mauer, mit Bundeswehr-Kennzeichen. KMW beschäftigt in Kassel rund 1500 Menschen, der in der Nähe gelegene Rheinmetall-Standort gut 1000. Die Unternehmen sind Konkurrenten und bauen zugleich einige Panzer-Modelle gemeinsam.
Zuvor hatte Rhein sich im KMW-Werk umgesehen, hat den Turm des Leopard 2 besichtigt und die Panzerhaubitze 2000 – schwere Waffen, mit denen auch in der Ukraine gekämpft wird. „Es ist gut, dass das unselige Panzer-Patt endlich beendet ist“, sagt Rhein mit Blick auf die Debatte über deutsche Leopard-Lieferungen. „In der Ukraine werden Frieden und Freiheit von ganz Europa verteidigt.“
Die Panzerhaubitzen und Leopard 2-Panzer für das Kriegsgebiet stammen aus Bundeswehrbeständen oder aus denen anderer Länder. Jüngst hatte auch Polen bei der Bundesregierung beantragt, den Kampfpanzer in die Ukraine schicken zu dürfen.
Wie es mit Aufträgen aussieht, um die Bestände wieder aufzufüllen, ist nach Worten eines KMW-Sprechers noch offen, auch der Vertrag über das zweite Los des Schützenpanzers Puma für die Bundeswehr, auch er ein Gemeinschaftsprojekt mit Rheinmetall, sei noch nicht unterschrieben. Nach Informationen des Magazins „Spiegel“ verhandelt das Beschaffungsamt mit KMW über den Ersatz für Panzerhaubitzen 2000. Die Bundeswehr hatte 14 dieser Systeme an Kiew abgetreten.
Während Rheinmetall ältere Leopard-Versionen im Bestand hat, die einsatzbereit gemacht werden können, steht bei KMW nichts auf Halde: „Alle unsere Fahrzeuge sind unter Vertrag“, heißt es bei KMW.
Für die Produktion von 100 Rad-Haubitzen für die Ukraine hat das Unternehmen eine Genehmigung. Die Rüstungsschmiede hat dafür vorgebaut und im vergangenen Jahr begonnen, die die Weichen zur Kapazitätsausweitung stellen: Alte Hallen müssen Neubauten weichen, neue Maschinen werden angeschafft. Rhein begrüßte die Investition im zweistelligen Millionenbereich als „klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Hessen“. Bei KMW in Kassel entstehen außer den Leopard- und Pumatürmen und den Panzerhaubitzen auch das Raketenartilleriesystem Mars II, der Panzerspähwagen Fennek und Brückenlegesysteme.
Während Rhein lobte, auch Hessen trage zur Verteidigung Europas in der Ukraine bei, hingen an der Zufahrt zum Krauss-Maffei-Wegmann-Gelände Banner: Das Kasseler Friedensbündnis hatte zum Protest gegen die Ausweitung der Waffenlieferungen an die Ukraine aufgerufen. Aufschrift auf den Bannern: „100 Milliarden? Kein Cent für eure Kriege“.