Für Luncke ist das keine Alternative. „Wir haben viele Besucher mit kleiner Rente, denen es sehr guttut, ein Konzert zu besuchen. Es ist ihnen ein Stückchen Lebensinhalt.“ Dafür nimmt der Pfarrer in Rente „viel Arbeit“ in Kauf – ehrenamtliche Arbeit, „es darf ja nichts kosten“.
Im Verein „Intensiv Leben“ arbeiten Mitglieder, die selbst Erfahrung mit intensivpflichtigen Familienangehörigen gemacht haben, und Fachleute etwa aus Medizin und Pflege zusammen. Sie unterstützen andere Familien und profitieren dabei von persönlicher Erfahrung – Hilfe, die über institutionelle Hilfe weit hinausgeht und etwa beatmeten Kindern Teilhabe am Alltag ermöglicht. Laut dem Vorsitzenden Markus Behrendt setze man in diesen Zeiten einmal mehr auf die Unterstützung der steten Spender wie etwa Unternehmen aus der Region. „Und das Kopf-hoch-Kassel-Programm hat uns deutlich geholfen.“
Zwischen 2017 und 2022 seien die Spenden deutlich weniger geworden, stellt Jero van Nieuwkoop, Vorsitzender des Kasseler Kunstvereins, fest: in den Coronajahren um 50 Prozent. Aufgefangen habe man das mit Fördergeld wie etwa aus dem Programm „Neustart Kultur“ oder der Stiftung Kunstfonds. Der Kunstverein werde institutionell von der Stadt gefördert. „Die Ausstellungen aber finanzieren wir anhand von Mitgliedsbeiträgen und Spenden“, sagt Nieuwkoop.
Sein Eindruck ist, dass Menschen gern Geld geben für Projekte, die sie direkt betreffen. Diese Beobachtung habe er mit Raamwerk gemacht, dem anderen Verein, in dem er tätig ist. „Hier knüpfen wir eben direkt an die Themen der Stadtgesellschaft an.“
Bei der Tafel, die derzeit rund 4000 Menschen mit Essen versorgt, sieht es so kurz nach der Weihnachtszeit laut der Vize-Vorsitzenden Helga Schmucker-Hilfer gut aus. „Insgesamt haben Privatleute und Unternehmen vergangenes Jahr sogar mehr gespendet als in den Vorjahren.“ Stichwort Öffentlichkeitsarbeit: Schmucker-Hilfer führt die großzügigen Spenden auf die Berichterstattung über die Not der Tafeln im vergangenen Jahr zurück. „Das hat die Menschen sensibilisiert.“
Ob Hausaufgabenhilfe oder Bildungs- oder Kulturangebote – auch der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) finanziert sein Angebot mit Spenden. „Gerade im Tagesgeschäft merken wir, dass das Geld gerade nicht so sprudelt. Die Menschen sind unter Preisdruck und kündigen im Zweifel ihren Dauerauftrag“, sagt Jochen Brühl, Fundraiser beim CVJM Deutschland. „Dabei kann man auch mit wenig Geld viel erreichen. Gerade in Krisenzeiten wie diesen braucht es zivilgesellschaftliches Engagement“, so sein Appell.