Spotted-Seiten: Wie Studenten über Facebook ihre Liebe finden

Kassel. „Hallo mein schöner Unbekannter. Ich sehe dich jeden Mittwoch und Donnerstag in der Sportvorlesung und du gehst mir einfach nicht mehr aus dem Kopf“ („Spotted: University of Kassel“, 16. Januar 2013) – was klingt wie eine Kontaktanzeige, findet sich neuerdings auf Facebook.
Nur dort gibt es die „Spotted“-Seiten für fast alle großen Universitäten in Deutschland.
Das englische „to spot“ heißt entdecken oder bemerken. Die Spotted-Seiten der Universitäten funktionieren folgendermaßen: Wer seinen potenziellen Traumpartner im Hörsaal, der Bibliothek oder der Mensa entdeckt hat und nun sucht, schickt eine Nachricht an die Betreiber der Seite. Darin beschreibt er (oder sie) seinen (ihren) Schwarm, gibt Uhrzeit und Ort der verpassten Gelegenheit an. Die Betreiber veröffentlichen die Anfragen anonym. Betrieben werden die Seiten meist von Studenten.
Auch für die Unis in Kassel und Göttingen gibt es Seiten. Für Kassel
Spotted auf Facebook:
- Spotted: Uni Kassel - Vielfältige Aspekte des gepflegten Studentenlebens
sogar zwei. Felix Lenk, einer der Betreiber, bearbeitet mit zwei weiteren Studenten die Nachrichten, „damit sie so schnell wie möglich veröffentlicht werden können.“
Im Gegensatz zu anderen Spotted-Seiten, wie die der Staatsbibliothek München, die jeden Tag 2500 neue Fans haben, sind die Spotted-Seiten der „University of Kassel“ bislang noch nicht so stark gefragt. Konkurrenzgedanken der Betreiber der beiden Kasseler Seiten gibt es nicht: Die Betreiber der zweiten Seite wollten lieber anonym bleiben. Die Uni Göttingen hat bereits schon über 2700 Fans auf Facebook. Das Spotted-Konzept ist nicht neu, sondern beruht auf Vorgängern im englischsprachigen Raum. Es gibt auch Seiten von Diskotheken oder des öffentlichen Nahverkehrs. Ob das funktioniert? „Ja, es haben sich schon Studenten gefunden“, sagt Felix Lenk. „Wir bieten Leuten, die sich angesprochen fühlen, an, ihre Facebook-Profilseiten weiterzuleiten. Auf diese Weise können wir auch nachvollziehen, ob es schon zu Kontaktaufnahmen kam“, erklärt Lenk.
Unangenehm würde es jedoch, wenn es in den Nachrichten nicht mehr um harmlose Liebesbekundungen geht, sondern um sexistische oder rassistische Kommentare. Die Betreiber der beiden Kasseler Seiten veröffentlichen jedoch nur Nachrichten, die dem Sinn der Seite entsprechen, das schließe Beleidigungen von vornherein aus. Auch Verlinkungen würden gelöscht, da es ja nicht klar sei, ob der Facebook-Nutzer damit einverstanden wäre.
Noch wird die Arbeit den Betreibern nicht zu viel und Botschaften wie: „Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich und dein Lächeln vermisse und dass ich hoffe, dich bald mal wieder im Zug zu sehen“ (Spotted: University of Kassel, 25, Januar 2013) veröffentlichen sie natürlich gern.
Von Nicole Flöper