Stadt kontrolliert: Strenge Regeln für Salz
Kassel. Noch ist der Winter nicht zu Ende. Die Schneemassen der vergangenen Woche haben Hauseigentümer und städtischen Winterdienst vor große Herausforderungen gestellt. Nun war der Winterdienst Thema im Umweltausschuss.
Wir erklären, was beim Einsatz gegen Schnee und Eis zu beachten ist.
? Warum konnten die Stadtreiniger den Zusammenbruch des öffentlichen Nahverkehrs beim jüngsten Wintereinbruch nicht verhindern?
!Die Stadtreiniger sind nur für die Haltestellen zuständig, nicht für die Gleise. Diese zu räumen, ist Aufgabe der KVG.
? Wo darf mit Salz gestreut werden?
!Streusalz in Form von Feuchtsalz darf nur auf öffentlichen Straßen zur Verkehrssicherung eingesetzt werden, trockenes Streusalz auf Treppen, Brücken und an Haltestellen. Auf Gehwegen darf nur in Ausnahmefällen wie Eisregen Salz gestreut werden. Ansonsten sind alternative Mittel wie Splitt, Granulat und Sand zu verwenden.
?Wird das auch kontrolliert?
!Ja, die Stadt kontrolliert seit diesem Winter verstärkt, ob die Hauseigentümer ihrer Räumpflicht nachkommen. Nach einem Gerichtsurteil ist sie verpflichtet, dies zu kontrollieren und auch zu dokumentieren. Die Stadtreiniger haben bereits 68 Eigentümer schriftlich auf die Räumpflicht hingewiesen und drei Ordnungswidrigkeitsanzeigen gestellt.
? Muss ich in aller Frühe und spät abends noch räumen?
!Grundstückseigentümer sind verpflichtet, Gehwege an Werktagen von 7 bis 20 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 8 bis 20 Uhr von Schnee zu räumen und bei Glätte abzustreuen.
? In engen Straßen wissen Anlieger manchmal nicht, wohin mit dem Schnee. Was sollen sie tun?
!Dann muss der Schnee aufs eigene Grundstück geschippt werden. Der Einsatz von Schneefräsen und der Abtransport des Schnees durch die Stadtreiniger könnten Abhilfe schaffen, werden aus Kostengründen aber nicht in Erwägung gezogen.
? Setzen die Stadtreiniger auf Kassels Straßen immer gleich viel Salz ein?
!Nein, das hängt von den Witterungsverhältnissen ab. Der Streusalzeinsatz wird laut Betriebsleiter Gerhard Halm genau kontrolliert. Zum Einsatz kommt Feuchtsalz, ein Gemisch aus Salz und Sole, das besser auf der Fahrbahn haftet. Gestreut werden in der Regel zwischen fünf und 15 Gramm pro Quadratmeter, bei Eisregen bis zu 30 Gramm.
? Warum kommen keine alternativen Streumittel wie Splitt zum Einsatz?
!Alternative Streumittel sind laut Halm auf stark befahrenen Straßen problematisch. Splitt kann nur auf eingefahrenen Schneedecken eingesetzt werden, bei Schneematsch ist es ungeeignet. Studien zufolge schneidet Salz, wenn es richtig dosiert eingesetzt wird, bei der Öko-Bilanz zudem besser ab.
? Wie sieht es mit Überwegen und Haltestellen aus
?
!Hier darf Salz eingesetzt werden. Der Richtwert liegt bei 20 Gramm pro Quadratmeter. Da in diesen Bereichen von Hand gestreut wird, ist die Menge aber nicht genau zu bemessen. Der Grundsatz der Stadtreiniger lautet laut Halm: Erst schieben, dann salzen. Der Schnee wird also immer zuerst weggeräumt. Dies werde auch kontrolliert.
? Was ist mit den Radwegen in der Stadt?
!Da kann es bei großen Schneemengen zu Problemen kommen, weil der Schnee auf Radstreifen und Wege geschoben wird. Bei kombinierten Geh- und Radwegen müssen die Anlieger auch den Radweg räumen, für die Radstreifen auf der Straße ist der städtische Winterdienst zuständig. Die Stadtreiniger haben fünf Radrouten in ihren Winterdienst aufgenommen.
? Was kostet der städtische Winterdienst?
!Die Stadt gibt laut Halm im Jahr ein bis drei Millionen Euro aus, um Kassels Straßen von Schnee und Eis zu befreien. Infos: www.stadtreiniger.de
Von Ellen Schwaab