Stadt Kassel will Vorzeigeprojekt der Inklusion

Es soll ein Modellprojekt in Sachen Inklusion werden: Die Grundschule Wolfsanger/Hasenhecke soll im Zuge des Ausbaus zur Ganztagsschule mit der benachbarten Alexander-Schmorell-Schule (ASS) kooperieren.
Wolfsanger – Die Grundschule ist eine von fünf in der Stadt Kassel, die noch nicht zur Ganztagsschule ausgebaut wurden. Mit der ASS und den kooperierenden Horten soll sie jetzt ein pädagogisches Konzept für die Arbeit als Inklusive Ganztagsschule im Pakt für den Nachmittag erarbeiten, teilt die städtische Pressestelle auf Nachfrage mit.
Ab dem Jahr 2026 hätten Familien einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, sagt Schulleiterin Katrin Endig-Rausch. Daher habe man bereits 2018 einen Antrag zum Ausbau gestellt – seitdem liege er bei der Stadt als Schulträger. „Erst nach Antragstellung hat man uns mitgeteilt, dass man ein Vorzeigeprojekt in Sachen Inklusion will. Wir finden das gut, aber es hat uns überrascht“. Endig-Rausch verspricht sich Klärung von einem ersten Treffen aller Beteiligten, das für Donnerstag geplant ist.
„Denn bislang hat keine der Schulen eine genaue Vorstellung, was sich die Stadt so vorstellt. Und aus meiner Sicht bräuchten wir dringend eine Art Ganztagskoordinator, der die Stolperstellen kennt, und jemanden, der sich mit Inklusion auskennt. Da sind wir keine Experten.“ Karl-Ludwig Rabe, der die Alexander-Schmorell-Schule seit 1998 leitet, wünscht sich seit Langem, dass die Schulen enger zusammenarbeiten.
Er fände es gut, wenn es langfristig zu sogenannten Kooperationsklassen käme, die es etwa schon zwischen Auefeldschule und August-Fricke-Schule gebe, wo die Schüler beider Schulen gemeinsam unterrichtet werden. „Es gibt für die Schülerschaft einer Förderschule nichts besseres, als die Ressourcen der Förderschule zu nutzen und zugleich Umgang mit Regelschülern zu haben. Kinder mit Behinderung gehen auf in so einer Gesamtsituation.“
Seine Schule ist bereits seit 1982 Ganztagsschule. Seitdem gebe es insbesondere im AG-Bereich eine schrittweise Annäherung: Es gibt Rolli-Basketball, eine gemeinsame Theatergruppe, Zirkusprojekt und Spendenlauf. Um dieses Angebot, aber auch die Zusammenarbeit im Regelunterricht auszubauen, brauche es eine bauliche Erweiterung. „Bestenfalls bekommen wir einen Anbau mit einer Mensa und Funktionsräumen“, sagt Endig-Rausch. Schon jetzt seien Räume mehrfach belegt. „Wir können für eine Nachmittags-AG aus einem normalen Klassenraum keinen Turnraum machen.“ Dafür muss laut Bürgermeisterin Ilona Friedrich zunächst das pädagogische Konzept vorliegen.
Dass derartige Planungen viel Zeit in Anspruch nehmen, zeige das Beispiel Schulhöfe. „Seit Jahren sind wir dran, diese für die Schüler beider Schulen zugänglich zu machen. Die Kinder der ASS können sich bei uns aber nicht sicher bewegen“, sagt Endig-Rausch. „Das wäre ein erster wichtiger Brückenschlag zwischen den Schulen“, sagt auch Kollege Rabe.
Katrin Endig-Rausch berichtet in der Sitzung des Ortsbeirats Wolfsanger/Hasenhecke heute ab 19 Uhr im Landhaus Meister, Fuldatalstraße 140, über das Thema.
Von Anna Lischper