Über 100 Millionen Euro für moderne Labore an der Druseltalstraße
In Bad Wilhelmshöhe gibt es bald eine Großbaustelle. Hier entsteht in Höhe der Haltestelle Heideweg ein Neubau des Landes für Labortechnik. Dabei geht es um Verbraucher- und Umweltschutz.
Kassel –Gibt es erhöhte Schadstoffe in landwirtschaftlichen Produkten? Welcher Erreger ist für eine Häufung von toten Vögeln verantwortlich? Hat sich der Verdacht auf Schweinepest bestätigt? Drohen mehr Fälle von Vogelgrippe? Diese und jede Menge andere Fragen werden durch Untersuchungen in den Hessischen Landeslaboren beantwortet. Am Kasseler Standort soll das demnächst noch schneller und zuverlässiger geklärt werden. Dafür hat das Land jetzt die Weichen gestellt.
An der Druseltalstraße in Höhe der Bushaltestelle Heideweg entsteht eine Großbaustelle. Dort sollen die vorhandenen Gebäude abgerissen und durch Einrichtungen auf dem neuesten Stand ersetzt werden. Vorgesehen sind zwei Bauabschnitte. Teil eins soll im Jahr 2027 fertig werden, der Rest zwei Jahre später. Man werde dafür im niedrigen dreistelligen Millionenbereich investieren, so ein Ministeriumssprecher. Also mindestens 100 Millionen Euro. Genaue Zahlen nennt das Land bislang nicht. Man habe vor, moderne Arbeitsbedingungen zu schaffen sowie deutlich wirtschaftlicher und nachhaltiger zu werden, sagt der zuständige Finanzminister Michael Boddenberg (CDU). Zudem sollen die neuen Labore am Universitätsstandort Kassel optimale Bedingungen für die wissenschaftliche Arbeit bieten.
Vorgesehen ist, dass das Essener Bauunternehmen Hochtief mit seiner Tochterfirma Hochtief Labore die neuen Gebäude inklusive der technischen Ausstattung baut. Das Land verpflichtet sich, die Infrastruktur über einen Zeitraum von 30 Jahren zu mieten. Danach gehen die Gebäude in den Besitz des Landes über.
Nach Angaben des Ministeriums werden am Standort Druseltalstraße etwa 250 Beschäftigte arbeiten. Man wolle hier verschiedene Einrichtungen, die derzeit unter anderem auch in der Jägerkaserne untergebracht sind, konzentrieren. Dazu gehört eine Simulationsanlage zur Messung von Emissionen, die vom hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie betrieben wird. Diese Anlage ist nach Angaben des Landes europaweit einzigartig. An der Druseltalstraße wird es demnächst eine Großbaustelle geben. Hier entstehen im großen Stil Neubauten für Labortechnik.
Zusammen mit einem geplanten Parkhaus geht es bei dem Neubauprojekt für die Labore um eine Fläche von gut 23 000 Quadratmetern. Erste Überlegungen dafür hat das Land bereits im Jahr 2017 vorgestellt. Nach dem Auszug des Veterinäramtes wurde ein Teil des Gebäudekomplexes zwischenzeitlich als Erstaufnahme für mehr als 200 Flüchtlinge genutzt. Die Unterkunft ist schon länger wieder geschlossen.
Auch wenn die Landeslabore schon seit Jahrzehnten in Kassel vertreten sind, arbeiten sie doch meist im Hintergrund. Deshalb liefern wir eine Übersicht zu den wichtigsten Aufgaben, die viele Lebensbereiche betreffen.
- Veterinärmedizin: Untersucht werden Nutztiere wie zum Beispiel Rinder, Schweine, Ziegen, Schafe, Geflügel und Fische. Auch Wild- und Zootiere stehen unter Beobachtung. So soll gewährleistet werden, dass die Tierbestände möglichst gesund bleiben. Für die Diagnose können in den Laboren zum Beispiel Krankheitserreger bestimmt werden.
- Lebensmittel: Die gesundheitliche Unbedenklichkeit bei Lebensmitteln muss immer wieder kontrolliert werden. In den Landeslaboren untersuchen die Mitarbeiter auch Genussmittel und kosmetische Erzeugnisse.
- Landwirtschaft: Kontrolliert wird die gesamte Nahrungskette vom Erzeuger bis zum landwirtschaftlichen Endprodukt. Futtermittel, Saatgut und Düngemittel gehören zum Aufgabengebiet der Kontrolleure. Das gilt auch für Pflanzenschutzmittel. Unter anderem wird untersucht, ob sich im Honig Glyphosat nachweisen lässt. Das war bei bislang 59 Proben noch nicht der Fall. Überprüft wird auch die Erzeugung von Biogas.
- Virologie: Ein Erreger, der den Fachleuten Sorge bereitet, ist das West-Nil-Virus. Das wird unter anderem durch Mückenstiche übertragen. In Portugal, Kroatien und Bulgarien gab es bereits Nachweise. Im Jahr 2018 auch in Deutschland bei einem Vogel, der in einer Voliere gehalten wurde. Mit Labortests überprüfen die Fachleute das weitere Vordringen.
