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Stimmung in der regionalen Wirtschaft hellt sich auf

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Von: Axel Schwarz

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Vor allem in der Industrie läuft’s wieder besser: Blick in die Fertigung bei Viessmann in Allendorf/Eder. Archi
Vor allem in der Industrie läuft’s wieder besser: Blick in die Fertigung bei Viessmann in Allendorf/Eder. Archi © Andreas Fischer

Der Konjunkturklima-Index der Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg ist aktuell wieder merklich gestiegen. Im vergangenen Herbst war das Stimmungsbarometer auf einem Tiefpunkt gewesen.

Kassel – Die Stimmung in Nordhessens Wirtschaft hat sich seit dem vergangenen Herbst merklich aufgehellt. Im aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg melden 290 befragte Unternehmen überwiegend Zufriedenheit mit der momentanen Geschäftslage. Was die nähere Zukunft betrifft, sind die Erwartungen je nach Branche unterschiedlich.

Insgesamt aber ist vorsichtiger Optimismus gewachsen. Der IHK-Klima-Index, eine Rechengröße, die die Einschätzung der aktuellen Lage und die Zukunftsaussichten auf einen Nenner bringt, ist seit der vorigen Umfrage auf 102,2 Punkte gestiegen. Im Herbst war der Index auf 74,4 Punkte abgesackt und damit auf den schlechtesten Wert seit der Finanzkrise 2009.

„Die Unternehmen stemmen sich gegen die Rezession“, kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Arnd Klein-Zirbes. Vor einem Jahr, also vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine, hatte das Stimmungsbarometer der Kammer noch 114,5 Punkte angezeigt. Seither grassierte die Furcht vor einer Energieknappheit mit explodierenden Preisen, die Inflation zog kräftig an und wie bereits seit dem Pandemieausbruch gab es neue Verwerfungen in den weltweiten Handelsströmen. Zudem verschärft sich der Arbeitskräftemangel.

Manche von diesen Faktoren haben sich inzwischen etwas relativiert. Andere wirken belastend auf die heimische Wirtschaft fort. So gaben unterschiedlich betroffene Branchen in der jüngsten IHK-Umfrage auch unterschiedliche Einschätzungen ab:

Den größten Optimismus-Sprung hat das Kreditgewerbe gemacht: Für die Geldbranche stieg der IHK-Klimaindex von zuletzt 45,6 auf aktuell 108 Punkte, da man durch die Zinswende der Europäischen Zentralbank bessere Geschäfte erhofft.

Kräftig gebessert hat sich die Stimmung auch bei der beschäftigungsintensiven Industrie. Hier legte der Index von 79,9 auf 119 Punkte zu. Während Materialengpässe seltener werden, sorgt vor allem der Rückgang der Energiepreise für gute Laune. Auch die Investitionsneigung nimmt laut der Umfrage wieder zu: Statt nur für Ersatz und für Rationalisierungsmaßnahmen wird Geld neuerdings vermehrt auch für Kapazitätsausweitungen und neue Produkte bereitgestellt.

Leicht gebessert hat sich die Stimmung im Gastgewerbe, obwohl hohe Energiekosten und Personalmangel der Branche Anlass zu Sorge geben.

Auf schwierige Zeiten stellt sich die Baubranche ein. Angesichts steigender Baupreise und Finanzierungszinsen stellten private Bauherren wie auch die Öffentliche Hand immer öfter Bauvorhaben zurück, berichtete Anne Fenge vom Vorstand der Kasseler Hermanns AG und des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen: „Wir kalkulieren derzeit nicht gegen Mitbewerber, sondern gegen das Budget der Bauherren.“ In der IHK-Umfrage hatte kein einziger Betrieb der Branche angegeben, die künftige Lage eher günstig einzuschätzen.

Verhalten sind die Prognosen auch im Groß- und im Einzelhandel. Mit Baustoffen für Profis und Baumärkten für Endverbraucher bedient das mittelhessische Unternehmen FKR beide Bereiche. Geschäftsführungsmitglied Dennis Will sprach bei der Vorstellung des Konjunkturberichts von einem Wechselbad der Extreme: Erst hätten die „Lustkäufe“ fürs Heim in der Coronazeit wegen Lieferproblemen oft nicht befriedigt werden können. Nun sei wieder eine Menge Ware verfügbar, bei deutlich gestiegenen Kosten für den Handel. Doch die Inflation lasse die Kundennachfrage deutlich sinken.

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