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Studie aus Kassel: Liegt die Zukunft der Städte in den Vororten?

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Von: Niklas Hecht

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Wilhelmshöher Allee
Der Kasseler Stadtteil Bad Wilhelmshöhe aus der Luft. © Archivfoto: Stefan Rampfel

Immer mehr Innenstädte veröden. Liegt die Zukunft der Städte womöglich in den Vororten? Dieser Frage geht eine Forschungsgruppe aus Kassel nach.

Frankfurt, Offenbach, Hanau, Wiesbaden - in all diesen hessischen Städten schließt demnächst eine Filiale der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Über 40 Standorte macht der Handelsriese in den kommenden Monaten dicht. Die Karstadt-Schließungen stehen sinnbildlich für den Verfall der deutschen Innenstädte, denn nicht nur Konzerne geben ihre Filialen in den Zentren auf, auch immer mehr kleine Geschäfte, Buchläden, Boutiquen oder Schreibwarenläden schließen. Es fehlt schlicht an Kundschaft. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend, der mit dem Siegeszug des Onlinehandels vor rund 20 Jahren seinem Anfang nahm, noch einmal enorm beschleunigt.

Die Politik hat die Verödung der Innenstädte vielerorts längst als Problem erkannt und reagiert mit neuen Konzepten und Investitionen. Nicht mehr der reine Konsum soll im Mittelpunkt stehen, die Städte wollen ihre Fußgängerzonen zukünftig vielfältiger aufstellen. Neben Geschäften sollen Cafés, Spielplätze und Kulturangebote die Menschen wieder in die Innenstädte locken. Zudem gibt es vielerorts Programme, um die Mieten für Ladenbesitzer zu mindern. Doch was ist, wenn alle Versuche, die Innenstädte wiederzubeleben, scheitern?

Studie aus Kassel: „Die Peripherie gilt als praktisch, aber langweilig“

Mit dieser Frage setzt sich eine gemeinsame Forschungsgruppe aus Stadtplanung, Landschaftsplanung und Sozialwissenschaften der Universität Kassel sowie Hochschulen aus Hamburg und Berlin auseinander. Liegt die Zukunft der Städte trotz der großen Bemühungen um die innerstädtischen Fußgängerzonen womöglich in den Vororten? „Während die Innenstadt und Versuche, sie wiederzubeleben, im Fokus des allgemeinen Interesses stehen, gilt die Peripherie als praktisch, aber langweilig“, schreibt die Universität Kassel über das Forschungsprojekt, das auf zunächst vier Jahre ausgelegt ist und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit vorrausichtlicht rund 3,3 Millionen Euro gefördert wird.

Ein großer Teil der Bevölkerung lebe im „suburbanen Raum“ – in Vororten und Außenbezirken von Städten. „In den vergangenen Jahren hat sich in den Außenbezirken der Städte viel verändert“, zitiert die Uni Prof. Dr.-Ing. Uwe Altrock, den Sprecher des Forschungsteams.

Forschungsprojekt unter Leitung der Uni Kassel untersucht Vororte

Die Vororte hätten inzwischen den Anspruch, urban und lebenswert zu sein, Ressourcen zu schonen und Funktionen anzubieten, die sonst mit den Zentren verbunden würden, beispielsweise Arbeitsplätze oder lebendige Stadtplätze. „Aber klappt das?“, stellt Altrock die Kernfrage der Untersuchung. Um das herauszufinden, untersucht das Projekt unter Leitung der Universität Kassel große Bauprojekte in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und Freiburg, wo beispielsweise derzeit für rund 1,3 Milliarden Euro ein klimaneutraler Stadtteil für rund 16.000 Menschen entsteht. (nhe)

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