Staubteufel wirbelt vor Orangerie: Meteorologe erklärt Wetterphänomen

Ein Meteorologe erläutert das Wetterereignis am Sonntag (12. Juni) vor der Orangerie in Kassel. Der Staubwirbel sorgt für viel Aufmerksamkeit.
Kassel – Kurz und heftig war der imposante Staub-Wirbelwind, der sich am Sonntag (12.Juni) gegen 14 Uhr vor der Orangerie in Kassel aufgebaut hatte. „Ich war erst mal nur beeindruckt“, erzählte ein Besucher der Aue am Montag. Er hatte geistesgegenwärtig auf den Videoknopf seines Smartphones gedrückt und so das wenige Momente kurze und gar nicht ungefährliche Naturschauspiel festgehalten.
Bevor die Aufnahme beginnt, war die Staub-Windhose nach seinen Worten bereits vor der linken Seite der Orangerie emporgestiegen – „noch imposanter“ und deutlich höher als das historische Bauwerk. Auf dieser Seite habe das Naturereignis „einen riesigen Pflanzenkübel umgeworfen“, bevor kurz darauf auf der Caféterrasse mehrere große Sonnenschirme zu Fall kamen und zu Bruch gingen. Von den dort sitzenden Gästen war glücklicherweise niemand zu Schaden gekommen.
Was den Beobachter besonders verblüffte: Der Wirbelwind sei zwischen Karlswiese und Orangerie „komischerwiese den kompletten Weg von links nach rechts entlanggewandert“.
Staubteufel wirbelt vor Orangerie in Kassel: Das hat es damit auf sich
Dafür hat Diplom-Meterologe Jürgen Schmidt vom Wetterdienst Wetterkontor eine Erklärung parat: Bei dem Wirbelwind habe es sich um einen so genannten Staubteufel gehandelt, wie er an heißen Sommertagen sehr häufig, aber örtlich und zeitlich sehr eng begrenzt vorkomme. Solche Erscheinungen sind laut Schmidt nicht mit Tornados zu vergleichen: „Die sind an Gewitterwolken gebunden und reichen bei hohen Windgeschwindigkeiten bis in höhere Atmosphärenschichten“.
Staubteufel hingegen entstehen nach Angaben des Experten, „wenn sich die Luft in Bodennähe stark erhitzt“ und dann plötzlich aufsteigt. Vor der Orangerie sei die Lage so, dass der Sand auf den Wegen in der Sonne deutlich heißer werde als die Rasenfläche der Karlswiese. Weil hauptsächlich über den Wegstücken mit der heißen Luft auch viel Staub mit nach oben steige, entstehe insgesamt der Effekt, als ob der Staubteufel den Weg vor der Orangerie entlang wandert.
Staubteufel wirbelt vor Orangerie in Kassel: Nur sehr lokales Ereignis
Dabei handelt es sich laut dem Meterologen um eine lokale thermische Erscheinung, die von sehr kurzer Dauer sei: „Vorhersagbar ist so etwar nicht.“ Während der Aue-Besucher schilderte, er habe in etwa 250 Metern Entfernung von dem Wirbelwind „keinerlei Luftzug gespürt“, wies Wetterfachmann Schmidt nach der Betrachtung der Video-Aufnahme darauf hin, dass die Hessenflagge hoch über dem Turmdach des Gebäudes kräftig flattert.
Eine Brise in dieser Höhe, so der Meterologe, „könnte eine Rotation hineingebracht haben in das aufsteigende Luftpaket“ – und so den Windhosen-Effekt verursacht haben, den am Sonntagnachmittag etliche weitere Spaziergänger am Rand der Karlsaue teils fasziniert, teils auch mit mulmigem Staunen verfolgten. Nach wenigen Augenblicken war der Wetter-Spuk schon wieder vorbei. (Axel Schwarz)