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Nach vier Jahren Sperrung: Olof-Palme-Haus in Kassel wird abgerissen

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Von: Andreas Hermann

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Nach mehr als vier Jahren des Leerstandes wegen Einsturzgefahr: Gestern hat der Abbruch des Olof-Palme-Hauses an der Eugen-Richter-Straße im Stadtteil Süsterfeld/Helleböhn begonnen.
Nach mehr als vier Jahren des Leerstandes wegen Einsturzgefahr: Gestern hat der Abbruch des Olof-Palme-Hauses an der Eugen-Richter-Straße im Stadtteil Süsterfeld/Helleböhn begonnen. © andreas fischer

Einst war das Olof-Palme-Haus in Kassel das Domizil von VHS und Vereinen. 2019 wurde es wegen Einsturzgefahr geschlossen.

Süsterfeld/Helleböhn – Über Jahrzehnte ist das Olof-Palme-Haus der Treffpunkt vieler Menschen im Stadtteil gewesen. 2018, im Jahr vor der überraschenden Schließung wegen Einsturzgefahr, hatten das Gemeinschaftshaus rund 70.000 Gäste besucht. Sie nahmen an Kursen der Volkshochschule (VHS) teil oder besuchten Veranstaltungen der insgesamt 25 dort vertretenen Vereine.

Am Montag nun rückten Bagger einer Baufirma an. Sie werden in den nächsten Tagen der Ära des 1981 von der Stadt Kassel erworbenen und als Gemeinschaftshaus genutzten Gebäudes an der Eugen-Richter-Straße ein Ende setzen. Der Abbruch des Olof-Palme-Hauses hat begonnen. Und wer dort vorbeikommt, der sieht: Er geht zügig voran.

Für die Süsterfelder steht der begonnene Abbruch auch für die Hoffnung, dass an dieser Stelle in absehbarer Zeit etwas Neues kommen wird. Denn nutzen können sie ihr Gemeinschaftshaus bereits seit März 2019 nicht mehr. Damals hatte die Stadt das Gebäude quasi von einem Tag auf den anderen sperren lassen, nachdem Probleme mit der Statik auftraten.

Die waren auf unzureichende Betonqualität zurückzuführen. Weil unter starker Belastung durch Sturm, Schneelast oder durch viele Menschen die Gefahr des Einsturzes nicht ausgeschlossen werden könne, hatte die Stadt die Sperrung angeordnet.

Der „Pfusch am Bau“ war fast 60 Jahre nach Errichtung festgestellt worden. Bei dem 1960 ursprünglich als Lager- und Verwaltungsgebäude einer Spirituosenfabrik errichteten Haus, hatten die Bauarbeiter dem Beton zu wenig Zement beigemischt. Aufgeflogen war das, weil das Olof-Palme-Haus saniert werden sollte und die Stadt deshalb den Bauzustand im Vorfeld gründlich untersuchen ließ.

Dabei stellte sich heraus, dass die Betonfestigkeit schon damaligen Anforderungen nicht genügte. Die in den Bauunterlagen vermerkte Betonqualität entsprach nicht dem tatsächlichen Zustand, erklärte damals Stadtbaurat Christof Nolda (Grüne) die Entscheidung zur Sperrung.

Blick durch den Bauzaun: Der Abbruch auf beiden Seiten des Gebäudes ist am Montag zügig vorangegangen.
Blick durch den Bauzaun: Der Abbruch auf beiden Seiten des Gebäudes ist am Montag zügig vorangegangen. © Fischer, Andreas

Wie berichtet, wurde das Olof-Palme-Haus in den vier Jahren des Leerstands mehr und mehr zum „Schandfleck“ – auch zum Unmut des Ortsbeirats Süsterfeld/Helleböhn, der die Stadt aufforderte, Abhilfe zu schaffen sowie die Planungen für den Abbruch und einen Neubau zu forcieren. Der Bauzaun war mehrfach aufgebrochen worden, die Liegenschaft vermüllte zunehmend.

Die Entkernung hatte bereits Anfang März begonnen. Die Stadt will die Abbrucharbeiten inklusive Entsorgung bis Mitte Juni abschließen. Derzeit werde die Bedarfsplanung für das Gebäude präzisiert, als Basis für weitere Planungs- und Finanzierungsschritte, sagte am Montag ein Stadtsprecher. Das Konzept sei das eines multifunktionalen Gebäudes, die Anforderungen eines Stadtteil- und Jugendzentrums würden derzeit finalisiert.

Auf Grundlage der Bedarfsplanung erfolge im nächsten Schritt die Erstellung einer ersten Konzeptstudie mit groben Investitionsrahmen. „Auf dieser Grundlage wird dann seitens der Verwaltung und den Gremien im Rahmen der Haushaltsberatungen über die Finanzierung und den Umsetzungszeitraum entschieden“, kündigte der Stadtsprecher an. (Andreas Hermann)

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