Sybille von Obernitz führt seit Jahresanfang IHK Kassel-Marburg

Kassel. Ihr Händedruck ist fest, für ihre zierliche Statur schon fast zu fest, die Aussage klar, die Körpersprache deutlich. Sybille von Obernitz macht einen entschlossenen, durchsetzungsstarken Eindruck – eine Frau, die weiß, was sie will.
Seit Jahresanfang ist die 53-Jährige Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg und damit Nachfolgerin von Dr. Walter Lohmeier, der dieses Amt gut 20 Jahre bekleidet hat.
Die Ökonomin ist bereits seit 1. November an Bord der IHK in der Mitte Deutschlands. Seither hat sie Klinken geputzt: bei Unternehmen, Verbänden, Politikern und Institutionen. Ihr Eindruck von der regionalen Wirtschaft: „Was mich am meisten beeindruckt ist, dass die Entscheider bescheiden, bodenständig und Werte-orientiert, aber gleichzeitig so weltoffen und innovativ sind“, sagt die gebürtige Ausgburgerin, die 1993 in den Dienst der IHK ihrer Heimatstadt trat, später zur Kammer nach Berlin wechselte und schließlich acht Jahre als Bereichsleiterin für den Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) tätig war.
Überrascht hat sie auch, dass in den Betrieben ständig das Wort „Veränderung“ fällt. „Das habe ich von vielen vielen familiengeführten Traditionsunternehmen so nicht erwartet“, gibt sie offen zu. Und noch eines ist ihr aufgefallen: das ausgeprägte Verantwortungsbewusstsein und gesellschaftliche Engagement der Entscheider, das sich auch in der Besetzung der Vollversammlung – dem Parlament der Wirtschaft und höchsten Kammergremium – sowie der Fach- und Regionalausschüsse widerspiegelt.
Als ihr wichtigstes Anliegen bezeichnet die zupackend wirkende Frau die Sensibilisierung gerade der mittelständischen Wirtschaft für die fortschreitende Digitalisierung und Datensicherheit. Sie plant eine Veranstaltungsreihe zu diesen Zukunftsthemen, Seminare und Sprechtage und treibt sie auch im eigenen Haus mit seinen 100 Beschäftigten voran.
Zweites großes Thema ist der Fachkräftemangel sowie die berufliche Qualifizierung und in diesem Zusammenhang auch die Integration von Flüchtlingen. 15 Mitarbeiter seien damit befasst, Praktikums- und Ausbildungsplätze für Migranten zu vermitteln, sagt von Obernitz.
Gleichzeitig will sie den unternehmerischen Gedanken, den Service-Charakter und das Leistungsspektrum der Kammer ausbauen. „Wir schauen, was wir besser machen können, neu aufnehmen, aber auch einstellen müssen“, sagt die Chefin und stellt auch die eigenen Leute auf Veränderungen ein. Und wie will sie mit Kammerkritiker Kai Boeddinghaus umgehen, der ihrem Vorgänger das Leben schwer gemacht hat? „Er ist für mich zunächst ein Mitglied der Vollversammlung, wie jedes andere auch. Berechtigte Kritik ist völlig in Ordnung und der stellen wir uns“, sagt von Obernitz.