Tankrabatt seit 1. Juni: Wie läuft es an den Kasseler Tankstellen?

Die Spritpreise sind seit 1. Juni wieder niedriger. Der Grund: der vom Bund beschlossene Tankrabatt. Bei Autofahrern sorgt der für gute Stimmung. Eindrücke von der Tankstelle.
Kassel – Dass Peter Büscher ein Mann mit Humor ist, zeigt sich schon bei der Frage an ihn und seine Kollegin, wie lange sie schon bei der Tankstelle von Albert Beck in der Harleshäuser Straße arbeiten. „Zwei Jahre“, antwortet Gaby Grauert, ehe sich Peter Büscher zu Wort meldet: „Zehn Jahre“, sagt er. „Deshalb bin ich ja auch der Chef hier.“
Zuletzt hat Büscher seinen Humor öfter anwenden müssen, um Kunden aufzumuntern. Als mal wieder einer stöhnte, dass für die Tankfüllung 70 Euro draufgehen, erwiderte Büscher, dass es bei 100 Euro einen Seelsorger gratis dazugegeben hätte. Er weiß: Den Muffeligen muss man mit Spaß begegnen. So gesehen hatte er als Chefunterhalter in den vergangenen Wochen viel zu tun.
An diesem Tag ist das anders. Mittwoch, die Sonne ist um 8 Uhr schon gut in Form, und der Preis für den Liter Benzin ist deutlich niedriger als am Vortag. Die als Tankrabatt bezeichnete Senkung der Energiesteuer macht es möglich. Ein Liter Super kostet nun 1,91 Euro, nachdem der Preis zuletzt immer ordentlich über der 2-Euro-Marke gelegen hatte.
Die Entwicklung macht die Autofahrer froh. Autofahrer wie Stefan Reimann, der extra auf diesen Tag gewartet hat und mit dem letzten Tropfen im Wagen an die Zapfsäule kommt. „Alles ist so teuer geworden“, sagt er. „Da muss man genau hinschauen.“ Zumal der Lkw-Fahrer jeden Tag von Vellmar nach Kaufungen mit dem eigenen Auto zur Arbeit fahren muss. Da machen ein paar Cent mehr oder weniger pro Liter Benzin schon etwas aus.
Stefan Reimann ist nicht allein an die Tankstelle gekommen. Auch seine Frau ist dabei – mit ihrem Auto. Für das Ehepaar lohnt es sich also doppelt. Die 110 Euro zahlt Stefan Reimann heute mit einem etwas besseren Gefühl.
Die Zapfsäulen sind kurzzeitig alle besetzt. Es herrscht deutlich mehr Betrieb als in den vergangenen Tagen, bestätigt Peter Büscher. Und noch etwas ist ihm aufgefallen: Zuletzt hätten die Leute immer nur für 15 oder 20 Euro getankt, heute würden sie ihren Tank wieder vollmachen.

Auch Andrea Sertic-Braun von der Tagespflege am Jungfernkopf gehört zu den Kunden. Sie ist auf das Auto angewiesen, zumal sie ihre Gäste der Tagespflege immer abholt. Sie ist erleichtert, dass der Sprit nun günstiger ist.
„Die Laune steigt“, sagt auch Saskia Jacob, die gerade bezahlt hat. Auch wenn die Projektmanagerin glaubt, dass die Preise kurz vor der Einführung des Tankrabatts extra hochgesetzt wurden, gehört auch sie zu jenen, die an diesem Tag die Tankstelle alles andere als griesgrämig verlassen.
Im Verkaufsraum kann Peter Büscher ein wenig durchatmen. Er ist seit 6 Uhr am Start, als es schon extrem lebhaft zuging. Jetzt herrscht für ein paar Minuten Ruhe. Dirk Lassen, Geschäftsführer der Albert Beck GmbH, ist gerade da. Lassen merkt an, dass es Anfang September wieder spannend werde, sollte der Tankrabatt tatsächlich wieder wegfallen. Dann könnte es schlagartig wieder teurer werden. „Aber zu der Zeit bin ich in Urlaub, Chef“, sagt Peter Büscher. Das war natürlich nur ein Scherz. Der 64-Jährige wird ja dann wieder Hochkonjunktur haben als Unterhalter, der die Muffeligen ein bisschen aufmuntert.