Kassel. Diesen Menschen geht es gut: Sie liegen zwar wie tiefgekühlte Leichen auf dem Boden, sind aber lediglich Teil eines quicklebendigen Jugend-Phänomens, das sich über das Internet verbreitet hat. Der Name des stocksteifen Massenspektakels ist „Planking“ (Planke).
Zum bundesweiten „World Freeze Day“ am Sonntag werden sich auch auf dem Kasseler Königsplatz um Punkt 18 Uhr viele hundert Menschen lang legen. Das Startsignal wird durch eine Fanfare gegeben. Initiator der Aktion ist ein Braunschweiger Tanzlehrer, der von Kassel Marketing unterstützt wird.
Es ist inzwischen der 4. „World Freeze Day“, der in diesem Jahr zum ersten Mal auch in Kassel stattfindet. Der 33-jährige Initiator Danny Morgenstern denkt sich jedes Jahr ein neues Motto aus. In diesem Jahr lautet es „freeze or plank“. Dabei können sich die erwarteten 1000 Teilnehmer aussuchen, ob sie für fünf Minuten in einer beliebigen Pose gefrieren oder sich eben flach wie eine Planke auf den Boden legen.
Mit Ausnahme von Verwirrung anderer Passanten hat die Aktion oft keinen Sinn. „Ich will damit aber auch auf das Recht auf freie Entfaltung aufmerksam machen, das im Grundgesetz verankert ist“, sagt Morgenstern. Zudem würden durch die Aktion positive Nachrichten in die Medienwelt gebracht, von denen es dort zu wenig gebe. In der Regel wird das Spektakel anschließend mit vielen Fotos im Internet dokumentiert.
Verbreitung über Internet
Gestartet hatte der 33-Jährige 2009 mit reinen „Freeze“-Aktionen, bei denen die Eingeweihten, die meist über Soziale Netzwerke im Internet von solchen Veranstaltungen erfahren, mehrere Minuten still stehen. In Braunschweig hätten sich in den Vorjahren bis zu 1200 Menschen beteiligt.
In Kassel ist die Aktion mit Kassel Marketing abgestimmt. Sie ist Bestandteil des verkaufsoffenen Sonntags unter dem Motto „Frühlingserwachen“. Neben Kassel findet der „World Freeze Day“, der sich trotz seines Namens auf Deutschland beschränkt, auch in Braunschweig, Düsseldorf, Kiel und Leipzig statt. „Für die nächsten Jahre habe ich geplant, die Aktion auf weitere deutsche Städte auszuweiten“, sagt Morgenstern. Er habe zuletzt aus vielen Städten E-Mails von Jugendlichen erhalten, mit der Bitte, auch in ihrem Ort zum Massenspektakel aufzurufen.
Von Bastian Ludwig