Einigung für deutsche Alstom-Werke: Beschäftigungssicherung auch in Kassel

Der Streit um den Abbau von bis zu 1300 Stellen an den deutschen Alstom-Standorten ist beigelegt. Man habe sich auf einen Zukunftstarifvertrag geeinigt.
Berlin/Kassel – Das teilte der Zughersteller am Montag mit. Es gibt eine Beschäftigungssicherung für drei Jahre und Abstriche bei Sonderzahlungen. Die Mitglieder der IG Metall müssen demnach dem Ergebnis noch zustimmen. Alstom beschäftigt in Kassel rund 650 Menschen.
Müslüm Yakisan, Präsident der Region Deutschland, Österreich, Schweiz des Unternehmens, nannte die Einigungen einen „echten Meilenstein für Alstom in Deutschland“. Über die Einigung war länger als ein Jahr gerungen worden, die Gespräche wurden zeitweise von Protestaktionen der Beschäftigten begleitet. Die IG-Metall hatte dem Konzern eine Hinhaltetaktik vorgeworfen.
Der Zukunftstarifvertrag sieht für seine Laufzeit von drei Jahren „eine grundsätzliche Beschäftigungssicherung“ vor. Pläne für die Zeit danach gibt es nach Worten eines Sprechers noch nicht: „Wir machen einen Schritt nach dem anderen“, sagte er mit Blick auf die noch ausstehende Zustimmung der Gewerkschaft.
Allerdings können durchaus während der drei Jahre Beschäftigungssicherung Stellen wegfallen: Entscheidende Punkte seien die Auslastung und Kapazitäten der Standorte, die regelmäßig überprüft werden: „Sollte sich die Standortauslastung nicht wie erwartet entwickeln und die Unterauslastung nicht durch Kurzarbeit oder vergleichbare wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen ausgeglichen werden können, sind Verhandlungen über Personalabbau möglich.“
Für die sicheren Arbeitsplätze machen die Beschäftigten, Zugeständnisse, die der Konzern auf bis zu 34 Millionen Euro pro Jahr beziffert. Das Grundgehalt bleibe unberührt, Abstriche gibt es bei tariflichen Sonderzahlungen. Zurück gibt es das einbehaltene Geld nur, wenn das Unternehmen erfolgsbezogene Kennzahlen erreicht. Diese nehmen Produktivität, Qualität und Auslastung in den Fokus. Zwei Prozent des Deutschland-Umsatzes sollen pro Jahr in die Werke investiert werden. Zu dessen Höhe macht Alstom keine Angaben.
Im Geschäftsjahr 2021/22 (31. März) setzte der Konzern 15,4 Milliarden Euro um, von denen 9,58 Milliarden Euro aus Europa stammen. Jedem Standort sollen laut Zukunftstarifvertrag Schwerpunkte und ein bestimmtes Spektrum zugewiesen werden. Die Einigung umreißt nach Worten eines Sprechers die Spezialisierung bisher nur in groben Linien.
Im Kasseler Werk wird unter anderem die Traxx-Reihe gebaut. Ende Januar erhielt Alstom einen Auftrag über 15 dieser Loks. Neben den Nordhessen ist auch das Schwesterwerk im italienischen Vado Ligure beteiligt.
Alstom hatte 2021 die Bahnsparte des angeschlagenen Konkurrenten Bombardier übernommen und war in der Folge in die Verluste gerutscht. Im Geschäftsjahr 2021/22 fiel vor Zinsen und Steuern ein Minus von 156 Millionen Euro an, unterm Strich belief sich das Defizit wegen Abschreibungen und Übernahmekosten auf 581 Millionen Euro. (wll)