Tradition und Online-Handel: „Haus der Geschenke“ ist 100 Jahre alt

Im Jahr 1923 gründete Heinrich Schwedes in Bad Wilhelmshöhe ein neues Geschäft. Heute ist das „Haus der Geschenke“ 100 Jahre alt.
Kassel – Sie sind weniger geworden, aber es gibt sie noch: die von Inhabern geführten Läden mit Familientradition. Das „Haus der Geschenke“ in Bad Wilhelmshöhe gehört in diese Kategorie. Tobias Mand leitet das Geschäft in dritter Generation. Unter anderem mit einem verkaufsoffenen Sonntag wird jetzt der 100. Geburtstag gefeiert.
Die Anfänge: Heinrich Schwedes war selbstständiger Buchbindermeister und wollte sich vor 100 Jahren ein neues geschäftliches Standbein schaffen. Nur wenige Meter vom heutigen Standort an der Wilhelmshöher Allee entfernt machte er ein Geschäft für Papier- und Schreibwaren sowie für Reiseandenken auf. Aus dieser Zeit stammt auch ein Foto von einem Kiosk, den er zusammen mit seiner Frau Marianne in der Nähe der Endhaltestelle der Straßenbahn am Bergpark betrieb.
Der Krieg: Im Zweiten Weltkrieg wurde auch das Haus der Familie Schwedes zerstört. Nach dem Wiederaufbau sah es ungefähr so aus wie das Gebäude, in dem die Bäckerei Streiter ein Stück weiter stadteinwärts einen Standort hat. „Aus heutiger Sicht ist es schade, dass das Haus für einen Neubau abgerissen wurde“, sagt Tobias Mand.

Die zweite Generation: Helga Schwedes-Mand hat ihrer Mutter schon früh im Laden geholfen und ihn ab 1984 verantwortlich geleitet. Bis heute engagiert sich die 81-Jährige unter anderem im Einzelhandelsverband und im Bürgerverein Bad Wilhelmshöhe. Sie hat mit dazu beigetragen, dass das Geschäft zu einer Institution geworden ist. Seit 1979 verfügt es in einem Neubau über deutlich mehr Verkaufsfläche als früher und zudem über größere Lagerflächen im Keller.
Die Gegenwart: Seit 1996 arbeitet Tobias Mand (45) im Laden mit. „Wirklich im Geschäft bin ich allerdings eher selten“, sagt er. Da verlässt er sich auf seine langjährigen Mitarbeiterinnen. Dafür hat er seit 2011 den Online-Handel angekurbelt und arbeitet zudem als Immobilienverwalter. Da tritt er in die Fußstapfen seines Vaters Günter, der Architekt war. Im Internet gilt das „Haus der Geschenke“ unter anderem als Spezialist für Baumkerzenhalter. Die werden zum Beispiel in Weihnachtsbäume gehängt.

Bei Schwedes gibt es auch attraktive Modelle für LED-Kerzen. „Bei Massenware können wir nicht mit den Großen konkurrieren, bei gut gemachten Nischenprodukten schon“, sagt der dreifache Familienvater. Die faltbare Campingbank, die er zunächst für den Eigenbedarf hat anfertigen lassen, ist mittlerweile auch eines der Online-Produkte, die gut laufen. Da seien immer wieder gute Ideen gefragt.
Der Geburtstag: Im Laden gibt es schon eine kleine Ausstellung zum 100. Geburtstag. Unter anderem ist da ein über 70 Jahre alter Schulranzen von Schwedes zu sehen, den ein Kunde zur Verfügung gestellt hat. Weitere Erinnerungsstücke von Cocktailgläsern bis zu Druckerzeugnissen werden präsentiert.
Am Sonntag gibt es von 13 bis 17 Uhr an der Wilhelmshöher Allee 311 einen zusätzlichen Öffnungstag zum Geburtstag.