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Trost kommt auch von Pudel Max

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Von: Christina Hein

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Nina Buk (64) aus dem ukrainischen Lemberg hat ihre drei Katzendamen Mia, Jessenia und Lana mitgebracht.
Nicht ohne meine Katzen: Nina Buk (64) aus dem ukrainischen Lemberg hat ihre drei Katzendamen Mia, Jessenia und Lana mitgebracht. Sie wohnt in Kassel bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn. © privat

Hunde, Katzen, sogar ein Chinchilla sind in Kassel gelandet: Einige ukrainische Geflüchtete sind mit ihren Haustieren gekommen. Sie spenden ihnen auch Trost.

Lisa Kollmannova mit Chinchilla Luna.
Sanft: Lisa Kollmannova mit Chinchilla Luna. © Hein, Christina

Kassel. Die 16jährige Lisa Kollmannova aus Kiew holt aus ihrem rosafarbenen Rucksack ein kleines schnupperndes Fellbündel mit kullerrunden schwarzen Augen hervor. Fest drückt sie das Tierchen, ein Chinchilla-Mädchen, an sich. Luna ist schon ganz zutraulich und verhält sich auch in der fremden Umgebung, auf dem Friedrichsplatz, ruhig. Dabei hat Lisa den kleinen Nager erst vor drei Monaten zum Geburtstag geschenkt bekommen. Als zwei Monate später Putin mit Waffengewalt die Ukraine angriff und Lisas Mama und Oma beschlossen, aus der Heimat zu fliehen, war für Lisa klar, dass Luna mitkommt. Oma nahm außerdem ihre Katze mit. Zurzeit wohnen alle zu fünft in der kleinen Wohnung von Lisas Schwester Nadja Kollmann und Schwager in Waldau, die selber einen Hund haben. Um eine regelrechte Arche Noah muss sich Nadja Kollmann zurzeit kümmern.

Eugenia Belogaj mit Nicole und Michelle, ihrer Mutter Tetiana Skyba und Pudel Max.
Das Tier tröstet: Eugenia Belogaj mit Nicole und Michelle, ihrer Mutter Tetiana Skyba und Pudel Max. © Hein, Christina

Die strapaziöse Reise aus der Ukraine nach Kassel habe Luna ohne Wasser und Fressen überstanden, sagt Lisa und streicht dem kleinen Tier über die Nase: „Ich bin so glücklich, dass ich sie habe. Sie ist doch jetzt meine einzige Freundin.“

Auch für Eugenia Belogaj, die mit ihren Töchtern Michelle (7) und Nicole (11) sowie Mutter Tetiana Skyba Anfang März aus ihrem Heimatort Mukatschewoin in der Westukraine geflohen ist, stand außer Frage, dass Pudel Max mitkommt. „Er ist doch seit 13 Jahren Familienmitglied.“ Über die Grenze brachten sie Max in einer Spielzeugkiste, „weil uns irgendjemand gesagt hat, wir müssten ihn verstecken“. Das schlaue Tier habe sich von da an zum Schlafen immer in die kleine Kiste eingerollt, auch als sie in Ungarn übernachten mussten. In Kassel sind die Belogajs von der Caritas alleine in einem Zimmer in Rothenditmold untergebracht, so kann Max bei ihnen bleiben und stört niemanden. Max, so erklären die Frauen, sei ihr „Seelentröster in großer Not“. „Wir weinen uns bei Max aus, und sagen immer: Wenn Du was auf dem Herzen hast und gestresst bist, sag es Max. Der ist immer geduldig und freundlich. Danach geht es ein bisschen besser.“

Informationen

Die Stadt Kassel erhebt, ob Geflüchtete aus der Ukraine Haustiere mitbringen, erklärt ein Stadtsprecher. Konkrete Zahlen könnten aber nicht angegeben werden:

„Da Tiere in städtischen Notunterkünften nicht zugelassen sind, wird für diese eine anderweitige Unterbringung durch das Amt für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit der Stadt Kassel gesucht. Wer helfen möchte und Tiere Geflüchteter bei sich vorübergehend aufnehmen und versorgen kann, kann sich unter 0561/787-3336 oder veterinaer@kassel.de melden.“ Es werde dann gemeinsam überlegt, welche Tierarten und -zahlen denkbar seien.

Derweil hat das Kasseler Tierheim Waumau-Insel in Wohnungen, beziehungsweise Unterkünften des Tierheims – hauptsächlich im Landkreis Kassel – insgesamt 17 Geflüchtete mit 25 Katzen und einem Hund untergebracht. „Wir wollen nicht, dass die Menschen von ihren Tieren getrennt werden“, sagt Tierheim-Chef Karsten Plücker. Außerdem hat das Tierheim fünf Hunde untergebracht, die in Lemberg/Ukraine am Bahnhof zurückgelassen wurden und über Tierschützer nach Kassel gekommen sind.

Tierfutter für die Ukraine (und Tiere Geflüchteter), sammeln Jenny Svitliychna und Valeria Buk über die Sammelstelle des Malteser-Hilfsdienst, Marburger Straße 87. Es werden Kontakte zu Tierheimen in die Ukraine hergestellt, die dann das Tierfutter direkt erhalten.

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