Kassel. Die Zahl extrem übergewichtiger Patienten nimmt auch in unserer Region immer mehr zu. Das stellt auch die Intensivstationen der Kliniken vor schwere Herausforderungen. Das Rot-Kreuz-Krankenhauses hat sich für solche Fälle besonders gerüstet.
„Wenn solche Menschen krank werden, sind sie richtig krank“, sagt der Bereichsleitende Arzt der interdisziplinären Intensivstation des , Dr. Lothar Gawlik. So wurden für die im August eröffnete Intensivstation Betten angeschafft, die bis zu 210 Kilogramm Körpergewicht zugelassen sind. Gawlik: „In Extremfällen können wir auch Patienten mit bis zu 386 Kilogramm behandeln.“
20 bis 30 Prozent der Patienten auf seiner Station seien schwergewichtig. Tendenz steigend. So behandelt man derzeit einen 45-jährigen Mann, dessen schwere Lungenentzündung glücklicherweise geheilt werden konnte.
Doch der Patient hat noch einen langen Weg der Genesung vor sich. Denn sein Körpergewicht von 170 Kilogramm erschwert die Behandlung. So müssen adipöse (schwer übergewichtige) Patienten meist nicht nur länger beatmet werden, es ist auch langwierig und kompliziert, sie wieder von den Beatmungsgeräten zu entwöhnen, erläutert Gawlik. Der Hauptgrund: Die Körperfülle drückt häufig auf die Lunge, die in ihrer Funktion beeinträchtigt wird. Außerdem leiden adipöse Patienten oft unter mehreren Erkrankungen, die im Zusammenhang mit extremem Körpergewicht stehen: koronare Herzerkrankungen durch Gefäßverkalkungen, Bluthochdruck, Diabetes, Stoffwechselentgleisungen, Schlaganfälle und Herzrhythmusstörungen. Auch nach Operationen ist es häufig nötig, dass schwergewichtige Patienten auf der Intensivstation behandelt werden. Und dort bleiben sie im Durchschnitt länger als andere Patienten. „Da die Betreuung, Lagerung und Mobilisation extrem adipöser Patienten sehr aufwendig ist, planen wir mehr Pflegeaufwand ein“, sagt der 45-jährige Facharzt, der vor seinem Wechsel in seine Geburtsstadt Kassel an der Uniklinik Göttingen tätig war.
Als Hilfsmittel für die Behandlung und Pflege von XXL-Patienten dient beispielsweise ein an der Decke fixiertes Liftsystem, um den Patienten anheben und umlagern zu könne. Zudem seien für den Operationsbereich und für die Röntgenuntersuchungen sowie die Physiotherapie besonders tragfähige Tische und Mobilisationsstühle angeschafft worden.