Altmarkt: Fußgänger und Gehbehinderte sehen Nachteile durch Umbau

Kassel. Der Umbau des Altmarkts hat nicht für alle Verkehrsteilnehmer Vorteile gebracht: Während sich die meisten Autofahrer zufrieden über kürzere Wartezeiten an der Kreuzung äußerten, sehen Fußgänger und insbesondere Gehbehinderte auch Nachteile.
Dies wurde in mehreren Leserbriefen und Leserreaktionen deutlich, die die Redaktion jüngst erreichten.
Es werden zwei Probleme benannt: Zum einen ist es Fußgängern nicht mehr möglich, die Kreuzung direkt von der Brüderstraße in Richtung Finanzamt zu überqueren. In diese Richtung gibt es nur einen Fahrradstreifen, der auf die andere Seite führt. Fußgänger, die von der Brüderstraße zur Finanzbehörde wollen, müssen einen Umweg laufen. Sie müssen zunächst die Brüderstraße in Richtung Zisselbrunnen überqueren, dann von dort die Kurt-Schumacher-Straße passieren, um von da die Weserstraße zu überqueren. Je nach Ampelschaltung dauert dies vier, fünf Minuten. Auf einen direkten Fußgängerüberweg wurde verzichtet, weil dies deutliche längere Wartezeiten für Autofahrer bedeutet hätte, so die Stadt.
Vor dem im Herbst abgeschlossen Umbau war es Fußgängern möglich, durch die einstige Unterführung die Kreuzung in alle Richtungen zu überwinden. HNA-Leser haben geschildert, dass sie beobachtet haben, wie Fußgänger den Radweg genutzt hatten, um direkt zum Finanzamt zu gelangen. Weil die Ampelschaltung nicht an das Tempo der Fußgänger angepasst ist, bringen sie sich in Gefahr.
Aus Sicht der Stadt ist die Situation eindeutig. Das Überqueren des Altmarkts über die Straße „An der Fuldabrücke“ sei Fußgängern nicht gestattet. Der Radstreifen sei durch Piktogramme gekennzeichnet. Die Stadt will beobachten, ob es häufiger zu Falschinterpretationen kommt.
Ebenfalls einen Umweg müssen

gehbehinderte Menschen an der Straßenbahnhaltestelle Altmarkt in Kauf nehmen. Die Fußgängerüberwege über die Kurt-Schumacher-Straße in Höhe der Haltestelle sind nur eingeschränkt für Rollstuhl- und Rollatorfahrer zu benutzen. Den Bereich über das Gleisbett können sie nicht überwinden, weil ein hoher Bordstein dieses abgrenzt. Das heißt, sie gelangen nur auf die jeweilige Haltestelle – können aber nicht direkt zur gegenüberliegenden Haltestelle wechseln oder auf die andere Straßenseite gelangen.
Nach Auskunft der Stadt sei der Fußgängerüberweg dafür auch nicht gedacht. Der einst abgesenkte Bordstein zum Gleisbett sei aus Sicherheitsgründen angehoben worden. Der dortige Überweg diene nur dazu, auf die jeweilige Haltestelle zu gelangen. Einen barrierefreien Überweg über die Kurt-Schumacher-Straße gebe es direkt im Kreuzungsbereich. Dafür müssen Gehbehinderte einen Umweg von 150 Metern in Kauf nehmen. Für alle anderen stellt der Bordstein kein Hindernis dar – sie queren an der Haltestelle.
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