Und plötzlich leuchtet es wieder rot: Zuletzt gab es zwei Testläufe mit Laser-Kunstwerk

Ein roter Streifen am Kasseler Himmel sorgte an den vergangenen Abenden bei den einen für Verwunderung, bei anderen rief er Erinnerungen hervor.
Kennen viele Jüngere den Laser doch nur als grünen Lichtstrahl, der am Samstagabend leuchtet, wenn man auf dem Weg zur Party ist, wissen andere, dass früher der Laser schon immer in zwei Farben strahlte – nämlich in rot und grün.
Nachdem die Technik beider Laser in den 1990er-Jahren zerstört wurde, war es immer der Wunsch des 2019 verstorbenen Künstlers gewesen, dass wieder beide Lichtstrahlen zu sehen sind. Ob das künftig möglich ist, wird jetzt getestet. Daher auch der rote Laserstrahl, der plötzlich zu sehen war.
Dafür zuständig ist Marco Lauschmann. Der Söhrewalder ist mit seiner Firma „iritos photonics“ seit mehreren Jahren im Gewerbepark Kardruf in Bettenhausen ansässig.
Bereits im Studium hat er Laser gebaut und Software entwickelt und sich anschließend damit selbstständig gemacht. Neben den eigenen Produkten und dem Vertrieb von Laseroptiken werden im Kundenauftrag Lasersysteme für Branchen von Medizintechnik und Forschung bis zur industriellen Fertigung entwickelt.
Das Prinzip von Lasertechniken ist, dass sie Lichtstrahlen bündeln. Der dadurch entstehende Effekt kann in den verschiedensten Bereichen eingesetzt werden. Beispielsweise von der Beleuchtung in einer Diskothek bis hin zur Behandlung von Krebserkrankungen.
Allerdings sind Laserstrahlen nicht ganz ungefährlich. So standen auch am Anfang der Kasseler Laserinstallation zahlreiche Bedenken. „Unser Strahl im Luftraum ist absolut ungefährlich“, hatte Künstler Horst H. Baumann damals versichert. „Die schönste Form des Lichtes“ sei er überdies. Seine Grundidee war, Kassel um etwas Unnützes zu bereichern, die Stadt damit interessanter, unverwechselbarer und auch liebenswerter zu machen.

Für Marco Lauschmann, der täglich mit Lasern zu tun hat, ist diese Laserinstallation, die er seit vielen Jahren technisch betreut, trotzdem eine ganz besondere. Schließlich muss der Laserstrahl vom Zwehrenturm bis zum Herkules ganze 7350 Meter überbrücken. Ein weiterer Strahl trifft auf die Orangerie und folgt – über Spiegel gelenkt – den barocken Achsen der Parkanlage in der Karls-aue. Eine andere Abspaltung geht zum Landesmuseum.
„Die Laser, mit denen wir alltäglich arbeiten, haben eine weitaus geringere Leistung und andere Aufgaben“, sagt Lauschmann. Die massive Strecke, die dieser Laser zurücklegen muss, macht eine Vielzahl an Tests notwendig. „Man muss probieren, ob der rote Laserstrahl überhaupt ausreichend sichtbar wäre, bevor man etwas anschafft“, sagt Lauschmann.
Ob der Laserstrahl dauerhaft zweifarbig strahlen könnte, steht in den Sternen. Das betont auch Ingo Pijanka, Sprecher der Städtischen Werke, die den Laser seit dem vergangenen Jahr betreiben: „Bislang handelt es sich um Testläufe, ob man daraus etwas Dauerhaftes machen könnte, wie es sich der Künstler gewünscht hat, darüber gibt es noch keine Entscheidung.
Das ist die Installation
Der Düsseldorfer Künstler Horst H. Baumann entwickelte 1977 als Beitrag für die documenta 6 die erste Laser-Licht-Skulptur im öffentlichen Stadtraum. Ausgehend vom Zwehrenturm verbanden ein roter und ein grüner Strahl optisch markante Punkte der Kasseler Stadtgeschichte. Baumanns Idee war, die Laserstrahlen wie Koordinaten über Kassel zu legen. Zwei Jahre später sicherte der HNA-Verleger Rainer Dierichs mit finanziellem Engagement den Verbleib des Kunstwerkes in der Stadt.
1992 wurde die im Zwehrenturm installierte Lasertechnik entwendet und zerstört. Acht Jahre später wurde auf Initiative des documenta-Forums durch die Stadt Kassel mithilfe der Städtischen Werke bis 2007 eine mittelfristige Lösung gefunden, den Laser weiterzubetreiben. Dazu konnten unter anderem jeweils ein ideeller Meter Laserstrahl gegen eine Spende erworben werden.
Seit das Kunstwerk mit moderner Lasertechnik betrieben wird, ist lediglich ein Prozent des ursprünglichen Bedarfs nötig. Der Strombedarf wird durch eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach des Fridericianums gedeckt. Aktuell sind zwei grüne Laser im Einsatz, die mit einer elektrischen Leistung von 500 Watt für 15 Watt Lichtleistung lediglich ein Prozent des ursprünglich notwendigen Stroms verbrauchen.