Uni Kassel darf mehr Bauprojekte in Eigenregie umsetzen

Seit Langem gibt es Unzufriedenheit über träge Bauprozesse auf dem Campus: Nun darf die Universität mehr Bauvorhaben selbstständig umsetzen, statt unter Regie des Landes Hessen.
Kassel – Die Universität Kassel wird öfter Bauherrin: Die Hochschule darf universitäre Bauvorhaben mit Kosten von maximal zehn Millionen Euro ab sofort selbst steuern. Einen entsprechenden Vertrag haben die Hochschulleitung und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) jetzt unterzeichnet. Er ist zunächst fünf Jahre gültig.
Eigene Bauprojekte, deren veranschlagte Kosten 10 Millionen nicht überschreiten, können damit also direkt im Auftrag der Universität erfolgen. Der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH), der bislang zuständig war, wird in diesen Fällen nicht mehr unmittelbar eingebunden. „Damit werden wir künftig bei der Planung und Umsetzung von Bauvorhaben noch besser die Bedarfe unserer Nutzerinnen und Nutzer einbeziehen können“, sagte Uni-Kanzler Oliver Fromm. „Die deutlich verschlankten Planungsprozesse werden absehbar zu einer Verkürzung der Projektlaufzeiten führen.“ Die Möglichkeit der Teilbauautonomie wird bereits von einigen Hochschulen in Hessen genutzt, unter anderem in Marburg und Darmstadt.
Auch für die Uni Kassel ist die Rolle nicht gänzlich neu: In den vergangenen Jahren hat die Bauabteilung der Hochschule bereits einzelne Bauprojekte in Eigenregie umgesetzt. Dazu zählten zuletzt der Neubau der Ausstellungshalle für die Kunsthochschule sowie das Studierendenhaus, für das ein denkmalgeschütztes Gebäude der ehemaligen Tuchfabrik Gottschalk aufwendig saniert und umgebaut wurde. Auch der Lernort Leo war ein hochschuleigenes Neubauprojekt.
In den kommenden Jahren wird die Uni nun weitere Vorhaben selbstständig in Angriff nehmen. Dazu zählen nach eigenen Angaben:
- Neubau eines Parkhauses auf dem Campus Nord.
- Umbau und Sanierung der Villa Rühl an der Mönchebergstraße für das Hochschulforschungszentrum (Incher). Die seit vielen Jahren leer stehende Villa war 2017 und im vergangenen Sommer von Aktivisten besetzt worden.
- Aufstockung des Gebäudekomplexes Ingenieurwissenschaften III an der Mönchebergstraße.
- Sanierung und Umbau der historischen Gottschalk-Gebäude K 10 und K 19. Im K10 befand sich zuletzt der Fachbereich Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung, der inzwischen eigene Gebäude bezogen hat. Das K 19 an der Moritzstraße beherbergte zuletzt das Kulturzentrum des Asta. Eine Nachnutzung soll nun entwickelt werden.
- diverse energetische Sanierungen von Gebäuden an Uni-Standorten in Kassel und Witzenhausen.
Um die zusätzlichen Aufgaben zu bewältigen, wird die Bauabteilung der Hochschule personell verstärkt. Das erweiterte Team soll dann eine Reihenfolge der anstehenden Baumaßnahmen erstellen und mit der konkreten Planung beginnen, hieß es auf Nachfrage der HNA.
Nach fünf Jahren werden die in Eigenregie durchgeführten Bauprojekte der Universität durch das HMWK evaluiert. Wenn die Erfahrungen gut sind, soll in einer zweiten Phase die Obergrenze für Projekte in Eigenregie der Universität auf 15 Millionen Euro je Bauvorhaben erhöht werden. (Katja Rudolph)