1. Startseite
  2. Kassel

Uni Kassel fordert Wohnraumgarantie für Studierende

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Katja Rudolph

Kommentare

Stellplätze, die keiner braucht: Michael Fuchs, Leiter der Abteilung studentisches Wohnen beim Studierendenwerk, vor den beiden Gebäudeteilen an der Wolfhager Straße, in denen 40 Wohnheimplätze entstehen sollten.
Stellplätze, die keiner braucht: Michael Fuchs, Leiter der Abteilung studentisches Wohnen beim Studierendenwerk, vor den beiden Gebäudeteilen an der Wolfhager Straße, in denen 40 Wohnheimplätze entstehen sollten. © Andreas Fischer

Eine zuverlässige Versorgung mit Wohnraum als zusätzliches Argument für ein Studium in Kassel: Das wünscht sich die Universität Kassel. Eine derartige Wohnraumgarantie hat die Hochschulleitung in die politische Debatte eingebracht.

Kassel – Alle Jahre wieder ist die Not groß, wenn das Semester an der Uni Kassel beginnt: Dann sind viele Studierende verzweifelt auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum. Nun hat die Universität eine studentische Wohnraumgarantie in die politische Diskussion gebracht. Eine entsprechende Forderung hat das Uni-Präsidium an die Kandidatinnen und Kandidaten für das Oberbürgermeister-Amt in Kassel herangetragen.

In einem offenen Brief heißt es, eine Wohnraumgarantie könne „einen echten Vorteil für die Universitätsstandort Kassel bieten“. Die Hochschule regt eine gemeinsame Aktion von gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften, privaten Anbietern und Studierendenwerk sowie Stadt und Kreis Kassel an. Vorstellbar sei beispielsweise, dass ein Prozentsatz an Wohnungen für Studierende und internationale Wissenschaftler reserviert und ein verbesserter Zugang zu Vermietern geschaffen werde, sagte Uni-Präsidentin Ute Clement gegenüber der HNA, ohne auf Details einzugehen. Wie eine solche Garantie ausgestaltet und schrittweise eingeführt werden könnte, solle in gemeinsamen Gesprächen ausgelotet werden, betonte Clement.

Zwar sind die Mieten in Kassel im Vergleich zu anderen Uni-Großstädten noch moderat, die Preise haben zuletzt jedoch deutlich angezogen. Laut einer aktuellen Analyse der Online-Plattform „Immowelt“ liegt die durchschnittliche Warmmiete für studentische Wohnungen in Kassel bei 445 Euro. Damit geht fast die Hälfte des aktuellen Bafög-Höchstsatzes von 934 Euro fürs Wohnen drauf.

Der Bafög-Höchstsatz, der zuletzt auf 934 Euro angehoben wurde, enthält eine Wohnpauschale von 360 Euro. Laut Auswertung des Portals „Immowelt“ reicht dieser Betrag für die Miete aber in fast keiner der untersuchten 68 deutschen Unistädte aus. In Kassel liegt die durchschnittliche Warmmiete für eine 1- bis 2-Zimmer-Wohnung (40 m2) bei 445 Euro. Die Durchschnittsmiete im Wohnheim des Studierendenwerks beträgt inklusive aller Betriebskosten 299 Euro. 

Besonders günstig sind die Mieten in den Wohnheimen des Studierendenwerks. Allerdings gibt es lediglich 1100 Plätze in Kassel und Witzenhausen – für aktuell mehr als 23 000 Studierende. Zu Semesterbeginn im Oktober werden meist nur wenige hundert Plätze frei, bei zuletzt rund 700 Bewerbern auf der Warteliste.

Die Versorgungsquote mit Wohnheimplätzen ist in Kassel mit 5,8 Prozent deutlich schlechter als in anderen Hochschulstädten. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 9,4 Prozent. Ein Ausbau der Wohnheimplätze wäre nur mit einer deutlich höheren öffentlichen Förderung möglich, sagt Christa Ambrosius, Geschäftsführerin des Studierendenwerks Kassel. Das Vorhaben, an der Wolfhager Straße 40 zusätzliche Wohnheimplätze zu schaffen, habe man wegen der Explosion der Baupreise vorerst auf Eis gelegt.

Das sagen Wohnungsbaugesellschaften

Uwe Flotho, Vorstand der Vereinigte Wohnstätten 1889, sieht das Vorhaben kritisch. Angesichts explodierender Energiekosten gebe es viele Mietergruppe, die kleinen und günstigen Wohnraum angewiesen sind – neben Sozialleistungsempfängern auch Alleinerziehende, Familien oder Senioren. „Die Privilegierung einer Gruppe halte ich für sehr problematisch“, sagt Flotho. Die Uni hatte angeregt, bestimmte Kontingente auf dem Wohnungsmarkt für Studierende zu reservieren.

Bei der 1889 richte sich die Vergabe der Wohnungen in erster Linie nach der Dauer der Mitgliedschaft und dem Zeitpunkt der Bewerbung. „Dabei gilt der Gleichbehandlungsgrundsatz“, so Flotho. Man verfüge über einige Dachgeschosszimmer, die aufgrund einer öffentlichen Förderung viele Jahre zweckgebunden an Studierende vermietet wurden, berichtet Flotho. Die Bindung laufe jetzt jedoch aus. Eine Möglichkeit der Förderung für Studierende bei der Wohnungssuche wäre eine Art Wohnkostenzuschuss von städtischer Seite, regt Flotho an.

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG beantwortet die Frage der HNA, was sie von einer Wohnraumgarantie für Studierende halte, ausweichend. „Grundsätzlich vermieten wir gern an Studierende und freuen uns, wenn wir wunschgerechten Wohnraum anbieten können“, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung. „Für den Start ins Studium oder das Arbeitsleben ist es uns wichtig, für Studierende und Auszubildende jetzt und zukünftig passende Angebote bereit zu halten und entsprechend ihrer Anforderungen zu entwickeln“, so Geschäftsführer Uwe Gabriel. Auf der Webseite und in anderen Medien präsentiere man zielgruppengerichtet entsprechende Mietangebote. (Katja Rudolph)

Auch interessant

Kommentare