1. Startseite
  2. Kassel

Vom Künstler zum Unternehmer: Trickfilmer erzählen aus ihrem Arbeitsalltag

Erstellt:

Von: Alina Andraczek

Kommentare

Selbst Young Professional: Die Kasseler Trickfilmer Filip Dippel (links) und Felix Kramer, hier zu sehen in einer
Selbst Young Professional: Die Kasseler Trickfilmer Filip Dippel (links) und Felix Kramer, hier zu sehen in einer Fotomontage. © montage, haben zusammengearbeitet, um einen Film über die Plattform Nexxt Now zu machen. Fotomontage: Felix Kramer

Die Kasseler Felix Kramer und Filip Dippel verdienen ihr Geld als Trickfilmer. Für die Plattform Nexxt Now, ein junges Verbundprojekt für Unternehmensnachfolge, haben sie einen Erklärfilm produziert.

„Moin Chef – hört sich das nach Dir an?“ Mit einer simplen Frage beginnt der erste Erklärfilm über Nexxt Now, ein junges Verbundprojekt für Unternehmensnachfolge des Regionalmanagements Nordhessen und anderen Partnern. In drei Minuten und 17 Sekunden erklärt der Trickfilm, was auf diese Frage folgt: Zweifel, Fragen und die Überlegung, welche berufliche Rolle man einnehmen möchte. Gesprochen wird der Text von Trickfilmer Felix Kramer. Gemeinsam mit seinem Kollegen Filip Dippel hat der Kasseler den Erklärfilm produziert. Die Fragen, die darin verhandelt werden, kennen die beiden als Freiberufler auch selbst. „Man ist Gründer und Young Professional“, sagt Felix Kramer, „also sind wir gewissermaßen auch die Zielgruppe, die wir ansprechen.“

Als Freiberufler für regionale Auftraggeber tätig

Mit seinen kurzen Erklärfilmen für regionale Auftraggeber hat sich der 35-Jährige als Animations- und Trickfilmer einen Namen in Kassel gemacht. Zu Dippels Portfolio gehören neben der Animation auch Illustration und Design. Ihr Profil als junge Freiberufler mussten die beiden sich erarbeiten. „Man fängt als Künstler an und wird zum Unternehmer“, sagt Kramer.

Das Handwerk haben sie an der Kunsthochschule gelernt

Das Handwerk haben die beiden Kasseler während ihres Studiums an der Kunsthochschule gelernt. „Man wird zum Autorenfilmer ausgebildet“, sagt Dippel. Der 32-Jährige hat, wie auch Kramer, Visuelle Kommunikation studiert. Die vielen Schritte, die zu einem fertigen Film führen, haben sie während des Studiums erlernt: Dramaturgie entwerfen und skripten, ein Storyboard mit Skizzen der Szenen entwerfen, ein Animatic, also ein animiertes Storyboard, aus den Skizzen erstellen, und schließlich die Animation und Postproduktion samt Kamerafahrten und besonderen Effekten.

Auch unternehmerisches Wissen gefragt

Nur eines konnten beide nicht an der Universität lernen: „Da fehlt noch ein ganz konkreter, wirtschaftlicher Faktor“, sagt Dippel: „Lernt kalkulieren, wie lange ihr braucht, lernt einzuschätzen, wie lange diese Art von Animation dauert.“ Das unternehmerische Wissen bringe die Arbeit mit sich. „Learning by Doing“, sagt Kramer.

Zum Angebot können schon Skript, Animatic, Charakterdesign gehören

Schon mit dem Angebot für eine Auftragsarbeit fängt es an: Je nach Vertrauensbasis kann darin schon geregelt sein, welche Schritte – Skript, Animatic, Charakterdesign – enthalten sind. „Pro Durchlauf gibt es eine oder mehrere Korrekturmöglichkeiten, je nachdem, wie viel Geld der Kunde gibt“, erklärt Dippel. So ergebe sich die Preiskalkulation. Die sollte realistisch sein, denn hinter den schönen Filmen steckt viel kleinteilige Arbeit: 24 Bilder fließen in eine Sekunde Film. „Der gesamte Animationsprozess ist der Monsterteil“, sagt Kramer. Dafür arbeiten Trickfilmer digital: In einer Software besteht jedes Bild, der sogenannte Frame, aus mehreren Ebenen.

Bilder werden digital animiert

Von Bild zu Bild können diese gleich bleiben, zum Beispiel der Hintergrund, oder minimal verändert werden, sodass Bewegung entsteht. So eine Sekunde zu animieren, kann je nach Projekt und Anspruch einen Tag oder eine ganze Woche dauern. „Wir haben uns abgesprochen, dass das nicht ausarten soll, dass wir also keine Kinoqualität haben wollen, sondern einen Mittelweg“, sagt Kramer. Andernfalls werde die Arbeit auch unwirtschaftlich. Der Film für Nexxt Now sei unkompliziert gewesen. Für das Regionalmanagement Nordhessen hatte er bereits Filme animiert. Bei der nun geplanten Serie habe man ihnen daher Vertrauen entgegengebracht.

Unsicherheit akzeptieren

Für beide ist es der erste langfristige Auftrag. Als Freiberufler arbeiten sie meist von Job zu Job. „Die Unsicherheit zu akzeptieren, war die Eintrittskarte“, sagt Kramer. Er sei immer gut über die Runden gekommen. „Aber dass man mal ein Haus kaufen kann oder einen Kredit von der Bank bekommt, ist eher unwahrscheinlich.“ Dippel zieht die Flexibilität vor: An manchen Tagen arbeite er 2, an anderen 16 Stunden. „Das ist eine Form von Freiheit“, sagt der 32-Jährige.

„Ich bin qualifiziert, aber kann ich das eigentlich? Möchte ich nicht doch lieber einen sicheren Job? Was, wenn das schief geht?“ – Die Zweifel, die der Figur in Dippels und Kramers Film kommen, haben die beiden Trickfilmer selbst schon abgelegt.

Nexxt Now: Netzwerk für Young Professionals

Das Verbundprojekt Nexxt Now richtet sich an junge Fachkräfte aus der Region. Mit dem Projekt wollen die IHK Kassel Marburg, der Schwalm-Eder-Kreis, die Kreishandwerkerschaft, die Zeus GmbH und das Regionalmanagement Nordhessen mehr Menschen zur Geschäftsübernahme ermutigen. Denn nach Schätzung der Verbundpartner suchen rund 6500 Betriebe in Nordhessen und Marburg in den nächsten Jahren einen neuen Chef. Mit einem Netzwerk, Beratungsangeboten und Online-Seminaren unter nexxt-now-nordhessen.de unterstützt Nexxt Now potenzielle Nachfolger.

Auch interessant

Kommentare