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Wohnen und Kultur: So könnte Kassels Hafenquartier einmal aussehen

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Von: Matthias Lohr

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Fand am documenta-Standort Hafenstraße 76 statt: Veranstaltung „KuSoKo“ der Gruppe Raamwerk um Britta Wagemann (am Mikro).
Fand am documenta-Standort Hafenstraße 76 statt: Veranstaltung „KuSoKo“ der Gruppe Raamwerk um Britta Wagemann (am Mikro). © Can Wagener

Die documenta wird auch am Kasseler Hafen stattfinden, aber was passiert danach? Die Gruppe Raamwerk zeigte eindrucksvoll, wie sich das Quartier entwickeln könnte.

Kassel – Sebastian Mastalka hat schon viele Immobilien entwickelt, aber so etwas wie am Freitagabend in Kassel hat der Bremer noch nicht erlebt. Im September 2020 hat der Unternehmer und Kapitalgeber das Gelände Hafenstraße 76 gekauft. Die Lagerhalle auf dem Speditionsgelände ist diesen Sommer documenta-Standort, steht aber auch im Zentrum der Entwicklung des Hafenviertels.

Dazu hatte das Kollektiv Raamwerk eben dort einen Info-Abend organisiert, wie ihn Mastalka noch nicht kannte. „Ich bin begeistert. Daran sollten sich andere Städte ein Beispiel nehmen“, sagte der Investor hinterher. Raamwerk begleitet den Planungsprozess für das Quartier und widmete dem Thema eine Veranstaltung seiner Reihe „KuSoKO“, was für „Kunst, Soziales und Kommerz“ steht. Vortragende haben jeweils etwa sechs Minuten Zeit für ein Impulsreferat, in dem sie auf Bilder eingehen müssen, die alle 19 Sekunden an die Wand geworfen werden.

Das Format ist kurzweilig und informativ. Einer der Redner gab zu: „Ohne ,KuSoKo’ hätte ich eine halbe Stunde lang geredet und doch nicht mehr erzählt.“ Auch die 100 Besucher des Abends waren angetan, was sie auf dem Gelände hörten, auf dem sonst der Boule-Club trainiert.

Mit seinem Geschäftspartner Wilken Herzberg zeigte Investor Mastalka Immobilienprojekte aus seiner Heimatstadt Bremen. Das Duo hat schon verkommene Weserinseln und heruntergekommene Innenstadthäuser wiederbelebt. Vieles in der Hansestadt passierte direkt am Wasser. Insofern passt auch die Hafenstraße 76, wo unweit der Fulda einst das Handelsunternehmen Coop residierte. Mastalka will hier „Wohnungen für mehrere Generationen, Kommerz und Kultur“ verwirklichen, wie er sagte, und zwar nachhaltig“.

Auch Petra Gerhold, die beim Stadtplanungsamt für die Unterneustadt zuständig ist, schwebt Großes vor: „Es wäre toll, wenn wir eine Marke setzen würden.“ Mit der Rahmenplanung hat die Stadt das Kasseler Büro Bankert, Linker & Hupfeld beauftragt. Deren Architekten skizzierten, wie hier ein Kreativstandort für Wohnen, Arbeiten, Kunst, Kultur und Soziales entstehen könnte. Zwischen Unterneustadt, Hafen und Landwirtschaftsflächen wollen sie alte Gebäude umstrukturieren und neu nutzen, aber auch neu bauen. Bislang sind den Ideen keine Grenzen gesetzt. Eines ihrer Bilder zeigte etwa ein Holzhochhaus aus Amsterdam, das auch am Wasser nicht wie ein Fremdkörper wirkt.

Noch sei man aber am Anfang. Ergebnisse ihrer Planungen wollen Bankert, Linker & Hupfeld in öffentlichen Veranstaltungen vorstellen. Bis dahin wird die documenta den Standort ins öffentliche Bewusstsein rücken. Reza Afisina von Ruangrupa erläuterte, wie er und die anderen indonesischen Kuratoren arbeiten. Ihr Prinzip des Teilens passt gut zu den Ideen, die Freitag vorgestellt wurden. Schon der Standort des ersten „Freiluft-KuSoKos“ hatte etwas von der viel beschworenen Reisscheune, die für Ruangrupa mehr als nur ein Symbol ist.

Investor Mastalka ist gespannt, was die Kuratoren in seiner Immobilie auf die Beine stellen werden. Endlos soll nach der Kunstschau nicht geredet werden. Laut seiner Webseite lautet das Motto des Hanseaten: „Nicht schnacken, machen.“ (Matthias Lohr)

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