Tausende feiern an der Fulda: So war das Zisselwochenende in Kassel

Seit Freitag wird an der Fulda der Zissel gefeiert. Wir zeigen Impressionen und Höhepunkte des Festwochenendes.
Auch heute sind viele Kasseler noch im Zisselfieber: Ab 14 Uhr haben sich Kollegenrunden zum Betriebszissel auf der Meile verabredet, um 22 Uhr wird zum Fest-Finale ein großes Feuerwerk gezündet. Was bisher alles los war, haben wir in Zahlen zusammengefasst:
2 Kilometer Gesamtlänge haben die Wasserleitungen, die zur Versorgung der Festwirte und Schausteller am Auedamm verlegt wurden.
3 Fußgängerbrücken erstrahlen abends in den Zisselfarben Blau und Weiß: An der Schwimmbad-, Karl--Branner- und Drahtbrücke wurden Lichterketten von 1000 Meter Gesamtänge angebracht.

4 Worte bewegten das Publikum am Samstagabend auf der Regattawiese: „Möchtest du mich heiraten?“, fragte Steffen Schünemann ins Bühnen-Mikro – und seine Liebste Lucia Kalb sagte „Ja“.
10 Minuten wird das Musikfeuerwerk dauern, das heute Abend zum Ausklang des Zissels gezündet wird.
11 Kilometer Stromkabel wurden für den Festbetrieb am Auedamm und rund um die Karlswiese verlegt.
40 verschiedene Rebsorten gibt es im Weindorf unter den Bäumen zwischen Hessenkampfbahn und Regattawiese zu probieren.
100 Programmpunkte hatten die Wassersportvereine, die Zissel-Organisatoren und weitere Veranstalter zum Festwochenende auf die Beine gestellt.
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160 Jahrmarktbuden, Fahrgeschäfte, Verkaufs- und Bewirtungsstände locken beim 93. Zissel das Publikum an Kassels Fluss.
400 Lebkuchenherzen verkauft ein Zissel-Süßigkeitenstand an einem guten Volksfesttag.
1500 Bratwürste gehen bei viel Betrieb pro Stand und Zisseltag über den Grill.
2023 ist das Jahr, auf dem die Hoffnungen von Kassels Wassersportvereinen ruhen: Dann soll die stillgelegte Stadtschleuse nach komplettem Neubau wieder in Betrieb gehen. Denn, so das diesjährige Zisselmotto: „Ohne Schleuse ist bald Schluss mit dem Leben hier am Fluss.“
2500 Meter lang ist die Zisselmeile am Auedamm einschließlich der Fahrgeschäfte am Rand der Karlswiese.
So waren Land- und Wasserumzug zum Zissel
Nach einem regenfeuchten Auftakt am Freitagabend freuten sich die Zisselveranstalter über perfektes Volksfestwetter. In gelassener Stimmung und ohne unschöne Zwischenfälle feierten am Samstagabend so viele Menschen auf der Meile am Auedamm, dass kaum noch ein Durchkommen war. Am Sonntagnachmittag waren die Flussufer und Brücken mit Zehntausenden Menschen gesäumt, die den Wasserfestzug mit geschmückten Booten auf der Fulda verfolgten.
Wasserfestzug
25 Zugnummern mit einem Mehrfachen an schwimmenden Teilnehmern vom Kanu über fantasievolle Motiv-Flöße bis hin zum großen Motorschiff waren zum bunten Korso auf der Fulda aufgekreuzt. Dass es nicht, wie in früheren Jahren, wesentlich mehr waren, liegt an der jahrelang unbenutzbaren Schleuse, die einmal mehr das Festzugsmotto stellte. Dazu hatten sich die Vereine und Gruppen allerlei kesse Sprüche einfallen lassen – etwa auf derbem Kasselänerisch: „Fulle, Häring, Herkules – ohne Schleuse alles Schäss.“

Einen, der simple Problemlösungen in Aussicht stellt, hatte die Wassersport-Vereinigung Cassel (WVC) auf den Schild gehoben: Auf ihrem Boot gab ein Donald-Trump-Imitator die Parolen aus: „Fulle first“ und „Let’s make Fulle great again!“ Mit markerschütternden „Fullewasser, Fullewasser“-Rufen lenkte der Großsprecher seine verbale Energie zu diesem Anlass einmal in sinnvolle Bahnen.
Neben viel Lustigem gab es auch Töne, die nachdenklich machten. Kanus von Greenpeace schleppten tauchende Anhängsel, von denen Hände aus dem Wasser ragten, die an eine Überflutung erinnerten. Die Puppenhände hielten Schilder hoch mit der Botschaft „Klima retten!“
Am Schluss des Korsos hatte die Gruppe Seebrücke Kassel ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt und präsentierte sich auf einem großen Hochsee-Schlauchboot, das nach Angaben der Aktivisten verlassen auf dem Mittelmeer gefunden und nach Kassel gebracht wurde.
Zurückgelassene Kleidung und Habseligkeiten an Bord sollten an das Schicksal von Menschen erinnern, die mutmaßlich auf der Flucht gekentert und ertrunken sind. Auf der Karl-Branner-Brücke flankierten weitere Gruppenmitglieder diese Mahnung mit dem Entrollen von Transparenten.
Landfestzug
Bereits am Mittag hatten beim Landfestzug Tausende die Straßen der Innenstadt gesäumt. Wegen der Baustelle in der Oberen Königsstraße nahmen die Wagen und Fußgruppen diesmal eine veränderte Route von der Kölnischen Straße über den Scheidemannplatz und lediglich den unteren Teil der Fußgängerzone bis zum Altmarkt.

Neben den strahlenden Zisselhoheiten und vielen Vereinen und Musikgruppen aus der Region nutzten auch zahlreiche Unternehmen den Umzug für kommerzielle Werbung – allerdings mit teils witzigen Ideen: So verteilte ein Optiker fleißig frische Möhrchen ans Publikum. Umringt war auch der historische Henschel-Tankwagen, aus dem Kasselwasser Freibier zapfte.
Inmitten lauter Partymusik,und der Schucke-Materialschlachten, die von den meisten Wagen aus geführt wurden, gab es auch beim Landfestzug ernste Töne: Neben einer Radler-Truppe vom Radentscheid mahnten schwarz gekleidete Mitglieder der Initiative „Extinction Rebellion“, die symbolisch die Erde zu Grabe trugen, zu mehr Umweltschutz.