1. Startseite
  2. Kassel

Unterwegs mit den „Wölfen“: Mit 92 Jahren steht Dieter Hühne noch als Sänger auf der Bühne

Erstellt:

Von: Anna Weyh

Kommentare

Mit Karnevalsmütze und zahlreichen Orden: Dieter Hühne aus Kassel ist seit rund 45 Jahren im Karneval aktiv.
Mit Karnevalsmütze und zahlreichen Orden: Dieter Hühne aus Kassel ist seit rund 45 Jahren im Karneval aktiv. © anna weyh

Dieter Hühne aus Kassel ist 92 Jahre alt und noch immer beim Karneval als Sänger und Büttenredner aktiv.

Kassel – Sicher mehr als 150 Karnevalsorden hängen bei Dieter Hühne im Keller fein säuberlich sortiert an einer Wand. Der 92-Jährige weiß zu jedem der Metallstücke eine Geschichte zu erzählen. Schon seit Ende der 1970er-Jahre ist er beim Karneval aktiv, und noch heute steht er für die Windbiedel als Sänger oder Büttenredner auf der Bühne.

Angefangen hat für den gebürtigen Niedersachsen alles bei der Karnevalsgesellschaft Fuldatal. „Ich bin in Goslar aufgewachsen und habe in Hamburg Zahnmedizin studiert. Da hat man vom Karneval nicht viel gehalten“, sagt er mit einem Lächeln. Für seine Frau, die er im Norden kennengelernt hat und die aus Fuldatal stammt, sei er nach Kassel gezogen, habe hier die Assistenzzeit verbracht und später seine Praxis eröffnet. „Meine Schwiegereltern kamen ursprünglich aus dem Rheinland und aus Westfalen und waren große Karnevalsfans. Da hatte ich quasi keine Wahl.“

Lange Zeit war Dieter Hühne im Vorstand der Karnevalsgesellschaft Fuldatal aktiv, die irgendwann mit den Windbiedeln aus Kassel fusionierte. „Mittlerweile lasse ich es ruhiger angehen“, sagt er. Seine Leidenschaft zur Musik ist aber geblieben. Deshalb steht Dieter Hühne noch immer mit seinen zehn Kollegen der Gesangsgruppe „Die Wölfe“ im Rampenlicht der Prunksitzungen. Im Repertoire haben sie klassische Hits, aber auch „das, was gerade in ist“, sagt Dieter Hühne. „Wir lassen uns immer wieder etwas Neues einfallen. Wir haben dieses Jahr auch die Layla dabei“, sagt er und betont, dass es darauf ankomme, was das Publikum mag. „Uns muss es nicht unbedingt gefallen.“

Etwa zwölf Auftritte haben „Die Wölfe“ pro Session – in Kassel, aber auch im Landkreis oder in Fritzlar. „Wir pflegen gute Kontakte zu den anderen Vereinen. Man hilft sich gegenseitig und kann sich aufeinander verlassen“, sagt Dieter Hühne. Genau darauf komme es an bei der Vereinsarbeit. „Sie lebt durch Geselligkeit.“ In den vergangenen drei Jahren konnte das durch Corona nicht stattfinden. „Wir mussten den Haufen erst mal wieder zusammenkriegen. Jetzt sind wir aber wieder voll eingestiegen“, sagt Dieter Hühne. Nur auf die Auftritte in Alten- und Pflegeheimen habe die Musikgruppe zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner noch verzichtet.

Ein weiteres Steckenpferd von Dieter Hühne sind Büttenreden. „Aber nichts Politisches, das ist nicht mein Ding. Ich möchte jedem noch in die Augen gucken können“, sagt er. Stattdessen setze er lieber ganze Berufsgruppen in den Fokus: Förster, Schornsteinfeger, Dirigenten. „Es geht dabei aber niemals unter die Gürtellinie.“

Die Liebe zum Karneval hat Dieter Hühne mit seiner Frau geteilt. Ebenso wie ihr zweites gemeinsames Hobby, das Motorboot-Fahren. Aus gesundheitlichen Gründen ist ihm das nicht mehr möglich. Seine Frau hat er vor zwei Jahren verloren. „Der Karneval aber ist mir geblieben. Der Kontakt zu den jungen Menschen tut mir gut.“

Morgen ist die aktuelle Session mit dem Aschermittwoch erst einmal zu Ende. Und wie lange ruhen sich die Mitglieder der „Wölfe“ aus, bis die nächsten Proben beginnen? „Nur einen Tag später geht es weiter, direkt am Donnerstag“, sagt Dieter Hühne. Dann wollen die Männer schauen, welche Lieder sie ins neue Programm mit aufnehmen. „So viel ändert sich gar nicht. Es wird nicht mehr Helau gerufen, aber die Vorbereitungen beginnen sofort.“

Auch interessant

Kommentare