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Putins Angriffskrieg sorgte für Zulauf beim Kasseler Ostermarsch

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Von: Peter Dilling

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Mit Transparenten und Friedensliedern: Die Teilnehmer des Ostermarsches vor der Abschlusskundgebung am Rathaus.
Mit Transparenten und Friedensliedern: Die Teilnehmer des Ostermarsches vor der Abschlusskundgebung am Rathaus. © Peter Dilling

Die zunehmende militärische Eskalation des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bringt der Friedensbewegung offenbar Zulauf. Hunderte gingen am Samstag in Kassel auf die Straße.

Kassel – Bei dem vom Netzwerk Friedenskooperative veranstalteten Ostermarsch gingen zwischen 750 – so die Schätzung der Polizei – und mehr als 1000 Menschen – wie die Organisatoren zählten – unter dem Motto „den Frieden gewinnen – nicht den Krieg!“ mit Transparenten, Friedensliedern und Slogans auf die Straße.

Das sind etwa doppelt so viele wie noch beim letzten Ostermarsch vor der Pandemie. Trotz der Polarisierung, für die der Krieg unter politischen Gruppen gesorgt hat, blieb es auf dem Weg der Demonstranten vom Bebelplatz über die Neue Fahrt, den Königsplatz bis hin zur Abschlusskundgebung vor dem Kasseler Rathaus friedlich.

Ganz überwiegend waren es Bürger im gesetzten Alter, die für ein schnelles Ende des Kriegs demonstrierten und vor einem Atomkrieg warnten. Aber auch eine Reihe jüngerer Leute marschierten in dem Zug mit und Gruppen aus dem linken politischen Spektrum: Die Partei „Die Linke“ und der SDS („Sozialistisch-demokratischer Studierendenverband) zeigten Flagge. Ebenso die MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands) und die DKP (Deutsche Kommunistische Partei).

Vor dem Rathaus forderten die Redner der Friedensbewegung, die Aufrüstung zu stoppen, schnellstens den Krieg zu beenden und mit Russland über eine friedliche Lösung zu verhandeln. „Es ist ein Fehler, das Heil im Militär zu suchen“, sagte Harald Fischer, der Hauptredner und Pfarrer der katholischen Gemeinde St. Familia. Mit den Waffenlieferungen des Westens werde „zerstört, was eigentlich gerettet werden soll“. Er kritisierte die Kirche. Diese äußere sich zu wenig zu dem „Skandal, dass sich Christen an diesem Krieg beteiligen“. Fischer wandte sich gegen die „zunehmende Militarisierung der Welt“. Der putinsche Angriffskrieg sei scharf zu verurteilen und habe unermessliches Leid und Tod für die Ukrainer gebracht. Aber auch der Westen, die Nato und die EU hätten in der Vergangenheit Fehler gemacht und versucht, Russland zu schwächen. Es zeichne sich ab, dass die Ukraine zu einem entmilitarisierten, neutralen Staat mit Schutzgarantie werde, meinte Fischer. Über die Krim und den Donbass müsse – wenn nötig – jahrelang verhandelt werden. Aus der Sicht des Glaubens sei Christen maximal passiver Widerstand erlaubt.

Der SPD-Stadtverordnete Rabani Alekuzei erklärte, es sei traurig, dass der Westen das Angebot Chinas, die Vermittlerrolle zur Beendigung des Kriegs gegen die Ukraine zu übernehmen, nicht aufgreife. Schon im Krieg mit den Taliban in Afghanistan habe sich das als Fehler erwiesen, meinte der in Afghanistan geborene Politiker und Friedensaktivist. Die Weltgemeinschaft müsse auch mit Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban zum Wohl der dort leidenden Bevölkerung in Dialog treten, sagte Alekuzei.

Die Abschlusskundgebung wäre fast an der Tontechnik gescheitert: Die Steckdose im Rathaus sei tot gewesen, berichtete Rolf Wekeck vom Friedensforum. Die Back-Factory gegenüber sei eingesprungen. So konnten auch die Friedenslieder der Band „Dylans Dream“ über den Platz schallen. (Peter Dilling)

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