Chaos in Kassel: Als die Stadt in Schnee und Eis versank

Vor einem Jahr ging auf Kasseler Straßen nichts mehr: Am 8. Februar 2021 hatten massive Schneefälle dafür gesorgt, dass Busse und Bahnen stillstanden. Autos kamen nicht mehr durch. Wir erinnern an die Ausnahmetage.
Kassel – Mit Langlaufskiern und Schlitten waren die Menschen plötzlich dort unterwegs, wo zwei Tage vorher noch Autos fuhren. Der Wintereinbruch vor einem Jahr hatte die Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG), aber auch die Stadtreiniger und viele andere Betriebe eiskalt erwischt. 23 Zentimeter Neuschnee waren innerhalb kurzer Zeit über Kassel gefallen. So viel Schnee hatte es laut Wetterdienst Wetterkontor in Kassel zuletzt im Winter 1978/79, also vor 40 Jahren gegeben.
Beim Blick aus dem Fenster ins nass-trübe Februar-Grau kann man es kaum glauben, dass noch vor einem Jahr alles unter einer weißen Decke vergraben war. Es war die Zeit, als neben Corona auch der Winter die Menschen in einer Starre hielt. Nur wer einen SUV fuhr, kam noch problemlos durch die Straßen, aber ohnehin fügten sich die meisten Kasseler in ihr Schicksal und beschränkten ihren Bewegungsradius. Umso stärker war der Ansturm auf das Hohe Gras, das sich nicht nur für Skifahrer zum Winterparadies verwandelt hatte.
Schneechaos 2021 in Kassel: Nichts ging mehr im Nahverkehr
Für diejenigen, die auf den Nahverkehr angewiesen sind, war es aber weniger paradiesisch. Denn Bus und Bahn mussten tagelang in den Depots bleiben. Sowohl Stadtreiniger wie private Räumdienste wurden den weißen Massen nur langsam Herr.

Aber nicht nur der Schnee, auch die Kälte war für nordhessische Verhältnisse rekordverdächtig. Die tiefste Temperatur wurde am 10. Februar 2021 mit -17,5 Grad gemessen. „Außergewöhnlich war auch, dass vom 7. bis 14. Februar sieben Nächte lang die Temperaturen unter minus zehn Grad lagen und auch tagsüber Dauerfrost herrschte.
Kassel: Kein außergewöhnlich kalter Winter, trotzdem bis zu -17,5 Grad
Ansonsten war der vergangene Winter nicht außergewöhnlich kalt. Es betraf nur diese Periode. Am 21. Februar stieg das Thermometer in Kassel wieder auf knapp 16 Grad – das war dann schon fast frühlingshaft“, sagt Meteorologe Jürgen Schmidt vom Wetterdienst Wetterkontor. Ein Rekord waren die -17,5 Grad aber nicht. Am 1. Januar 1979 waren es in Kassel -19,6 Grad und am 17. Februar 1956 sogar -22,4 Grad, wie der Meteorologe auf HNA-Anfrage recherchiert hat.
Die für Kassel zuständige Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes befindet sich seit einigen Jahren aber nicht mehr direkt in Kassel, sondern in Schauenburg-Elgershausen. (Bastian Ludwig)
