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Viele Ärzte in Kassel stellen PCR-Tests ein: Weniger Abstriche in Praxen, weil Finanzierung fehlt

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Von: Anna Weyh

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Kein Geld mehr für die Hausärzte: Allgemeinmediziner erhielten bislang für PCR-Abstriche einen Zuschuss vom Bund. Seit Anfang April ist das nicht mehr so.
Kein Geld mehr für die Hausärzte: Allgemeinmediziner erhielten bislang für PCR-Abstriche einen Zuschuss vom Bund. Seit Anfang April ist das nicht mehr so. © Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Allgemeinmediziner erhielten bislang für PCR-Tests Geld vom Bund. Seit April ist das nicht mehr so. Einige Ärzte wollen deswegen keine Abstriche mehr anbieten.

Kassel – Hausarztpraxen bekommen für PCR-Tests kein Geld mehr. Für den Hausärzteverband Hessen ist das ein „Schlag ins Gesicht“. Allgemeinmediziner erhielten bislang für die telefonische Beratung von Corona-Infizierten sowie für den PCR-Abstrich Geld vom Bund. Seit April ist das nicht mehr so. Die fehlende Finanzierung sorgt für Unmut unter den Hausärzten in Kassel. Die Folge: Einige Praxen bieten keine PCR-Tests mehr an. Die PCR-Testkapazitäten werden damit noch geringer.

Für die Hausärzte klang es zunächst wie ein schlechter Aprilscherz. Denn erst im Laufe des ersten Aprils bekamen sie die Nachricht über die Änderung. Gültig war die Regel ab sofort. „Es ist eine Missachtung unserer Leistung“, sagt Christoph Claus, Sprecher des Hausärzteverbands Kassel.

Bislang bekam ein Hausarzt pro PCR-Abstrich 8,22 Euro, und für fünf Minuten telefonische Beratung gab es 7,14 Euro. Die Versichertenpauschale für die Behandlung des Patienten kam noch dazu. Die ist gestaffelt nach Alter: Die Pauschale für Patienten zwischen 20 und 54 Jahren beträgt 13,40 Euro. Für 55- bis 75-Jährige 17,25 Euro und für Patienten ab dem 76. Lebensjahr 23,07 Euro. Nun wurden die beiden Abrechnungsziffern für PCR-Test und Beratung ersatzlos gestrichen. Die Praxis kann also nur noch die Versichertenpauschale geltend machen – und die auch nur einmal pro Quartal. „Wenn also ein Patient in diesem Zeitraum bereits in ärztlicher Behandlung bei mir war, gibt es gar kein Geld für den PCR-Test“, sagt Claus.

Seine Kollegen und er sind frustriert. Die Arbeit für die Hausärzte nehme durch die hohen Inzidenzen und durch die Schließungen der Testcenter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) noch zu. Diese hatten ebenfalls wegen fehlender Bezuschussung vom Bund den Betrieb eingestellt. In Kassel betraf das die PCR-Teststelle am Klinikum, wo in den vergangenen Monaten ein Großteil der Abstriche genommen worden war.

Den Hausärzten fehle die Wertschätzung ihrer Arbeit. Besonders gegenüber dem medizinischen Personal, findet Peter Fleischmann, Hausarzt in Kassel. „Mein Team arbeitet sich halb tot. Sie stehen an vorderster Front“, sagt er. Entschieden, ob er weiter PCR-Tests anbietet, hat Fleischmann noch nicht, aber: „Ich tendiere dazu, es zu lassen“, sagt er. Nur noch für Risikopatienten wolle er den hohen organisatorischen Aufwand auf sich nehmen. Auch das Team von Christoph Claus möchte versuchen, den Großteil der Patienten an andere Testcenter zu verweisen. Hausbesuchs-patienten oder andere immobilen Menschen, wie Bewohnern von Pflegeheimen, werde er weiter PCR-testen.

So sehen es viele seiner Kollegen, sagt der Sprecher des Hausärzteverbands Kassel. Claus rechnet damit, dass der Großteil der Hausarztpraxen keine PCR-Tests mehr anbieten werde. Armin Papke von der Hausarztpraxis Goethestraße 70 macht mit seinen Kollegen erst einmal weiter wie bisher. „Wir bieten noch PCR-Tests an“, sagt er. Die KV stehe wohl noch in Verhandlungsgesprächen um den PCR-Zuschuss. Er hat Hoffnung, dass diese erfolgreich sind.

In Kassel werden unter anderem noch PCR-Tests im Klinikum und im City Point angeboten. Bei der Teststelle im Klinikum können sich allerdings nur Kinder und Jugendliche nach einem positiven Schnelltest kostenlos PCR-testen lassen. Im City Point gibt es PCR-Tests für Selbstzahler. Auch einige Apotheken bieten noch einen PCR-Test nach positivem Schnelltest an.

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