Der Ibuprofen- oder Paracetamol-Saft, den Eltern ihren Kindern häufig bei Fieber geben, sei in den meisten Fällen jedoch nicht notwendig, meldet das Gesundheitsamt Region Kassel, das zu diesem Thema in engem Austausch mit dem Apothekerverband und mit Vertretern der Haus- und Kinderärzte stehe. „Bei Fieber handelt es sich um eine Reaktion auf den Infekt, die Selbstheilungskräfte wurden erfolgreich aktiviert“, sagt ein Sprecher des Gesundheitsamts Region Kassel.
Thomas Lenz, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin aus Vellmar, bestätigt das. „Die unter Eltern weitverbreitete Angst vor Fieber ist unbegründet. Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse dafür, dass auch Fieber über 40 Grad nicht gefährlich für Kinder ist“, sagt er. Es sei nur ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem hochgefahren werde.
Meistens handele es bei den Krankheiten der Kinder um Virusinfektionen. „Diese gehen ohne Zutun wieder weg. Man kann die Genesung auch nicht beschleunigen“, sagt Lenz. Das Fieber sollte aus diesem Grund auch nicht durch Medikamente unterdrückt werden. Nur bei einem schlechten Allgemeinbefinden des Kindes oder bei Schmerzen sollten fiebersenkende Mittel Anwendung finden, sind sich der Obmann der Kinder- und Jugendärzte im Raum Kassel und das Gesundheitsamt einig. Ansonsten seien Ruhe und viel Flüssigkeit wichtig, um den Genesungsprozess zu unterstützen.
„Auch die Furcht vor Fieber- oder Infektkrämpfen ist unbegründet“, sagt Thomas Lenz. Zwar sollten Eltern einen solchen Krampf ernst nehmen und einen Krankenwagen rufen, damit das Kind ärztlich untersucht werden kann. „Eltern brauchen vor dieser Situation aber keine Angst haben. Ein Krampf schädigt das Kind nicht“, sagt er.
„Fieber ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Das muss bei Kindern nicht behandelt werden“, sagt Lenz. Er appelliert auch an die Eltern: „Viele sind besorgt, ich möchte den Eltern auch keinen Vorwurf machen. Aber zum Arzt sollte man erst kommen, wenn das Kind durch die Krankheit stark beeinträchtigt oder die Atmung unnormal ist.“ Auch wenn das Fieber länger als drei Tage anhalte, sollte man zum Arzt gehen.
Bei einer Virusinfektion mit Husten und Schnupfen müsse jedoch kein Kind ärztlich untersucht werden. „Auch unsere Kapazitäten sind begrenzt“, sagt der Vorsitzende des Berufsverbands der Kasseler Kinder- und Jugendärzte. Das Gesundheitsamt ruft auf, das „Hamstern“ von Medikamenten zu unterlassen. „Es verschärft nur die Situation“, sagt ein Sprecher.