Von Bastian-Horst und Nellina-Raven: Was bei den Vornamen Kasseler Babys auffällt
Kassel. Es heißt ja bekanntlich, dass Namen Nachrichten seien. Wir haben uns mal auf die Suche nach den Besonderheiten gemacht und 15 Auffälligkeiten herausgearbeitet.
So gesehen hat die Stadt Kassel nun ein ganzes Nachrichten-Feuerwerk produziert, indem sie veröffentlicht hat, wie die im Jahr 2017 in Kassel geborenen Kinder so heißen. Da kommen bei 4486 Neugeborenen ganz schön viele Namen zusammen.
Wie berichtet, sind Mila bei den Mädchen und Ben bei den Jungen die beliebtesten Vornamen gewesen. Aber was fällt sonst noch auf bei der Durchsicht der Listen, auf denen sich 39 Emmas genauso wiederfinden wie drei Viviens und zwei Kimberlys?
Es fällt auf, ...
- dass es sich ausgekevint hat: Kaum zu glauben, aber wahr: Von den 2287 in Kassel neugeborenen Jungen trägt nur einer den ersten Vornamen Kevin. Vorbei sind die Zeiten, als Kevin der Modename schlechthin war. 1991 schaffte er es bundesweit sogar auf Platz eins. Der Film „Kevin – Allein zu Haus“ war da gerade der Schlager im Kino. Heute bekommt der Titel einen anderen Sinn. Kassels 2017er-Kevin ist auch irgendwie allein zu Haus.
- dass die Namen sehr international sind: Das hängt damit zusammen, dass die Mütter und Väter aus 100 verschiedenen Staaten kommen. Die Vielfalt wird allein deutlich beim Blick auf alle einmal vergebenen weiblichen Vornamen, die mit F anfangen: Fabienne, Faduma, Farzana, Fatema, Fatima, Fatime, Fatou, Federica, Felicia, Feline, Fenja, Feretsche, Fiene, Filipa, Finya, Fleur, Forat, Francesca, Freya, Frida, Frida-Philippa.
- dass keine Manfreds, Wolfsgangs und Ewalds mehr geboren worden: Jede Generation hat Modenamen, die wieder verschwinden – und zwar ganz. Auch Helmuts, Sabines und Anjas können ein Lied davon singen. Sie bekommen einfach keine Namensnachfolger, wenn es um die Vergabe des Erstnamens geht. Alles hoffnungslos? Nein, nachfragen bei den Karls und Carls Kassels, die 2017 geboren wurden. Das sind immerhin jeweils zehn.
- dass es genauso viele Mohammads wie Mohammeds und genauso viele Mohamads wie Muhammads gibt: Mohammad und Mohammed heißen jeweils vier Neugeborene, Mohamad und Muhammad jeweils drei. Auch bei den Mädchen gibt es ein ähnliches Phänomen: Der Name Lilli wurde nämlich genauso häufig vergeben wie Lilly – je sechsmal.
- dass Karl-Heinz out ist: Karl-Heinz heißt sowieso keiner mehr. Aber auch ein Bindestrichname als Erstvorname ist aus der Mode. Nur 81 der 4486 Neugeborenen haben solch einen Vornamen mit Bindestrich – darunter Bastian-Horst, Ioannis-Athanasios, Layla-Hope, Nellina-Raven, Oscar-Maarten und Liva-Nur. Nur eine Auswahl.
- dass auch Mustafayigit ein Spitzenreiter ist: Er hat den längsten Vornamen ohne Bindestrich aller 2017 Neugeborenen. Zwölf Buchstaben. Das gibt einen Spaß beim Buchstabieren in der Grundschule.
- dass die meisten Neugeborenen immer noch nur einen Vornamen haben: Nur 1435 der Neugeborenen haben mehr als einen Vornamen. Ein Mädchen hat sogar einen Fünftnamen. Der lautet: Afifi.
- dass Alexander nur noch bei den Zweit- und Drittnamen ganz vorn zu finden ist: Bei den Erstnamen ist Alexander nicht mehr unter den Top Ten zu finden: Rang 28 bei zwölf Neugeborenen, die Alexander heißen. Der Name ist aber jeweils Spitzenreiter bei den Zweit- und Drittnamen.
- dass die Vielfalt bei den Jungennamen größer ist als bei den Mädchennamen: Bei den Mädchen wurden im vergangenen Jahr 943 verschiedene Erstnamen vergeben, bei den Jungen 970.
- dass ein Trend zu kurzen Namen festzustellen ist: Unter den Top 20 der Mädchen sind zehn Namen mit maximal vier Buchstaben: Mila, Emma, Lea, Mia, Ella, Lara, Leni, Lina, Ida, Elif. Bei den Jungen sind es mit Ben, Noah, Luca, Leon, Paul, Emil, Liam, Theo und Finn neun Namen. Charlotte, Maximilian und Jonathan sind in den jeweiligen Top 20 absolute Außenseiter, wenn es um die Länge des Namens geht.
- dass Ali sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen vertreten ist: Ein Mädchen wurde 2017 auf diesen Namen getauft – und sieben Jungen ebenso. Das bezieht sich auf die Erstnamen.
- dass es drei neugeborene Jungs später etwas leichter haben dürften, das Alphabet zu lernen: Das hängt damit zusammen, dass sie fast heißen wie das ABC – nämlich Abd.
- dass es mehr Mädchen als Jungen gibt, deren Name mit X beginnt: Schließlich sind 2017 vier Xenias auf die Welt gekommen und je eine Xandra und Xaria. Dagegen steht Xavier allein da mit seinem X. Er teilt das Schicksal mit Kevin.
- dass es Namen von Aa bis Zü gibt: Sechsmal wurde der Name Aaron vergeben, dreimal der Name Zümra.
- dass Vornamen mit Umlaut am Anfang sehr selten sind: Immerhin wurden sechs Jungen geboren, die den Namen Ömer bekommen haben. Darüber hinaus gibt es drei Mädchen mit dem Namen Özlem und einen Jungen namens Ömercan.
Hintergrund: 1362 Mütter waren ledig
Neben den Listen mit den Vornamen aller Neugeborenen hat das Standesamt der Stadt Kassel weitere Statistiken rund um die Beurkundung von Geburten im vergangenen Jahr erstellt – mit überaus interessanten Zahlen:
- Die Geburt von 2287 Jungen und von 2199 Mädchen wurde beurkundet.
- Bei 197 Beurkundungen war die Identität mindestens eines Elternteiles nicht nachgewiesen.
- Der Anteil der Beurkundungen mit Auslandsbezug betrug 31,7 Prozent.
- 6480 Elternteile sind deutsche Staatsangehörige. 375 Elternteile kommen aus Syrien, 326 aus der Türkei, jeweils 125 aus Afghanistan und Somalia, 106 aus Rumänien und 100 aus Polen.
- 2393 Beurkundungen erfolgten nach Geburten im Klinikum, 64 im Geburtshaus, 1963 im Diakonissenkrankenhaus, 22 in einer Wohnung und 16 im Heilhaus.
- 19 Beurkundungen wurden von tot geborenen Kindern vorgenommen.
- 1362 Mütter waren bei der Geburt des Kindes ledig.
- Die meisten Kinder wurden im August beurkundet (452), die wenigsten im April. Die Zahl hier: 306.