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Von Diebstahl bis Geldautomatensprengung: Zahl der Straftaten in Kassel nimmt zu

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Von: Ulrike Pflüger-Scherb

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Spektakuläre Straftat: Im Januar 2022 wurde der Geldautomat der Volksbank Kassel Göttingen an der Holländischen Straße in Vellmar gesprengt. ARCHI
Spektakuläre Straftat: Im Januar 2022 wurde der Geldautomat der Volksbank Kassel Göttingen an der Holländischen Straße in Vellmar gesprengt. © THERESA NOVAK

In der Stadt Kassel ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr um 20,9 Prozent angestiegen.

Kassel - Mit insgesamt 20 369 registrierten Delikten hat sich ein Plus von 3521 Straftaten gegenüber 2021 ergeben. Diese Zahlen präsentierte Abteilungsdirektor Uwe Papenfuß als Stellvertreter des verhinderten Polizeipräsidenten Konrad Stelzenbach am Freitag im Polizeipräsidium Nordhessen in Kassel. 62,4 Prozent der Straftaten konnten aufgeklärt werden.

Während in der Stadt die Straftaten angestiegen sind, ist im Landkreis Kassel 2022 eine minimale Abnahme gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen gewesen. 7165 registrierte Delikte bedeuteten einen Rückgang um zwölf Fälle (0,2 Prozent). Die Aufklärungsquote lag bei 64,2 Prozent.

Mord und Totschlag spielten bei der Kriminalstatistik 2022 in Stadt und Landkreis Kassel zum Glück nur eine geringfügige Rolle. In der Stadt gab es weder einen versuchten noch vollendeten Mord (der Fall vom Lutherplatz taucht noch nicht in der Statistik auf, da die Bearbeitung noch nicht abgeschlossen worden ist). Es wurde sieben Mal wegen versuchten Totschlags ermittelt. Im Landkreis gab es einen vollendeten und zwei versuchte Morde.

Kassel: 2022 wurden Fahrräder im Wert von mehr als 2,2 Millionen Euro gestohlen

In der Stadt Kassel wurden 2022 Fahrräder im Wert von mehr als 2,2 Millionen Euro gestohlen. Darunter befanden sich sehr viele hochwertige E-Bikes, so Papenfuß. Insgesamt ist die Zahl der Fahrraddiebstähle von 1468 Delikten aus 2021 auf 1575 registrierte Straftaten gestiegen. Dies entspricht einer Zunahme um 7,3 Prozent. Darüber hinaus gab es einen Zuwachs bei dem Diebstahl von motorisierten Zweirädern auf 147 Delikte. Das sind 91 Fälle beziehungsweise 162,5 Prozent mehr Fälle als 2021. In 107 Fällen der 147 Delikte waren Elektro-Scooter das Ziel der Diebe. Auch im Landkreis Kassel sind die Zahlen beim Fahrraddiebstahl auf 144 und beim Diebstahl von motorisierten Zweirädern auf 25 Fälle gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Papenfuß betonte, dass die Mehrzahl der gestohlenen Räder abgeschlossen gewesen sei. Davon ließen sich die Diebe aber nicht abschrecken. Wenn Fahrräder beziehungsweise E-Bikes künftig eine noch wichtigere Rolle im Verkehr spielen sollten, dann müssten auch Angebote gemacht werden, wo diese sicher abgestellt werden können, zum Beispiel in Fahrrad-Parkhäusern.

Darüber hinaus gab es eine weitere Auffälligkeit: 20 Wohnmobile wurden im vergangenen Jahr in Stadt und Landkreis Kassel gestohlen. Dieses Phänomen hat es laut Papenfuß nur in Nordhessen gegeben.

Immenser Anstieg bei Ladendiebstählen in Kassel

Die Zahl der Fälle von schwerer und gefährlicher Körperverletzung ist im vergangenen Jahr deutlich auf 369 Fälle (2021: 270) in der Stadt Kassel angestiegen. Dies entspricht einer Zunahme zum Vorjahr um 36,7 Prozent. Viele Beamte hätten berichtet, dass es nach zwei Jahren Corona vermehrt wieder zu Feierlichkeiten mit Auseinandersetzungen gekommen ist, so Papenfuß. In der Stadt Kassel gebe es einen weiteren Grund für den Anstieg: Auseinandersetzungen im Drogenmilieu rund um den Stern. Aus diesem Grund setze sich die Polizei weiterhin dafür ein, dass in Kassel Waffenverbotszonen (zum Beispiel am Stern) eingerichtet werden. In diesen Zonen ist es zum Beispiel verboten, ein Messer zu tragen. Man sei deshalb im Dialog mit der Politik, so Papenfuß. Er sei guter Hoffnung, dass die Waffenverbotszone in Kassel komme.

Eine weitere Erklärung für die Zunahme dieser Delikte sei der Zuwachs von jungen Menschen in der Stadt. Während in Nordhessen der Anteil der unter 21-Jährigen um 17 Prozent zurückgegangen sei, sei der Anteil in Kassel um 3,2 Prozent gestiegen. Im Landkreis Kassel war die Zahl der Körperverletzungsdelikte hingegen rückläufig: Es wurden 74 Fälle angezeigt (2021: 106 Fälle).

Ein immenser Anstieg ist bei den Ladendiebstählen in der Stadt Kassel zu verzeichnen gewesen. Von 1257 angezeigten Fällen im Jahr 2021 ist die Zahl im Vorjahr auf 2376 Fälle angestiegen. Auch im Landkreis gibt es einen geringen Anstieg auf 265 Fälle (2021: 182). Papenfuß macht die Beschaffungskriminalität in der Stadt Kassel, aber auch die Armutskriminalität dafür verantwortlich. Durch die Preissteigerungen im vergangenen Jahr könnten sich viele Menschen nicht mehr Dinge leisten, die sie sich früher kaufen konnten. Einige würden sich dann für einen Diebstahl entscheiden. „Wir merken das schon.“

Kassel: Sprengung von Geldautomaten sorgt regelmäßig für Aufsehen

Die Sprengung von Geldautomaten sorgt regelmäßig für Aufsehen. Entgegen dem Trend in Hessen, – hier sind die Sprengungen von 56 auf 41 Fälle zurückgegangen – hat sich die Zahl in Nordhessen in 2022 auf acht Fälle verdoppelt. Drei Fälle gab es allein im Landkreis Kassel (Vellmar, Habichtswald-Dörnberg und Breuna). Damit die Polizei diese Straftaten eindämmen könne, sei sie auf eine Allianz mit de Banken und Versicherungen angewiesen, so Papenfuß.

In den Niederlanden gebe es bereits Sicherheitsstandards, dass das Geld zum Beispiel in der Erde versenkt werde und damit für die Täter nicht mehr erreichbar sei. Das sei ein teurer Prozess, der aber erforderlich sei. Entweder die Banken investierten in diese Sicherheitsstandards oder sie müssten von den Versicherungen dazu gezwungen werden.

Im Jahr 2022 starben in Nordhessen insgesamt 14 Menschen an der Folge von Drogenkonsum. Sieben Menschen starben in Verbindung mit dem Konsum in Kassel, sechs Menschen im Kreis Waldeck-Frankenberg, im Schwalm-Eder-Kreis war ein Todesopfer nach dem Konsum illegaler Drogen zu verzeichnen. (use)

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