1. Startseite
  2. Kassel

Vor 90 Jahren war Hitler in Kassel auf dem Friedrichsplatz

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Thomas Siemon

Kommentare

Menschenmassen auf dem Friedrichsplatz: der Reichskriegertag 1939.
Menschenmassen auf dem Friedrichsplatz: der Reichskriegertag 1939. © Stadtmuseum/nh

Nur wenige Tage nach der sogenannten Machtergreifung hatte Adolf Hitler einen Auftritt vor dem Roten Palais in Kassel.

Kassel – Zwischen der sogenannten Machtergreifung Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 und der Zerstörung Kassels am 22. Oktober 1943 liegen gerade mal zehn Jahre und knapp neun Monate. Heute vor 90 Jahren wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Wenig später war er in Kassel und ließ sich von seinen Anhängern feiern.

Davon gab es in der späteren Stadt der Reichskriegertage mehr als genug. Zu ihnen gehörte der damalige Stadtverordnete Roland Freisler, der Karriere als Präsident des Volksgerichtshofes machte und für seine Hasstiraden berüchtigt war. Was am Abend des 30. Januar 1933 in Kassel geschah, dürfte in seinem Sinne gewesen sein. Damals zogen SA-Horden mit Fackeln durch die Innenstadt und warfen Schaufenster von jüdischen Geschäften ein. Schon Wochen und Monate vorher hatten sie den Hass auf Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten und Sozialisten geschürt. Jetzt grölten sie antisemitische Hetzlieder.

Wie bedrohlich das klang, hat damals eine Schülerin in ihr Tagebuch geschrieben. Lisel Goldschmidt wohnte am Kirchweg und emigrierte kurz nach dem Abitur im Jahr 1934 nach Schweden. Sie notierte vor 90 Jahren: „Marsch- und Kampflieder bekam man überall zu hören, die einem die Seele zerrissen. Beim Horst-Wessel-Lied lief es einem kalt den Rücken runter, ganz zu schweigen von ,Wenn’s Judenblut vom Messer spritzt, dann geht’s noch mal so gut‘, das fleißig gesungen wurde.“ Wenige Tage später riefen die Nazis zum Boykott jüdischer Geschäfte auf.

Knapp 90 Jahre ist das her: Am 11. Februar 1933 war Adolf Hitler in Kassel. Die Aufnahme entstand am Friedrichsplatz vor dem im Krieg weitgehend zerstörten Roten Palais. Die Säulen gibt es heute noch.
Knapp 90 Jahre ist das her: Am 11. Februar 1933 war Adolf Hitler in Kassel. Die Aufnahme entstand am Friedrichsplatz vor dem im Krieg weitgehend zerstörten Roten Palais. Die Säulen gibt es heute noch. © Stadtmuseum/nh

Am 11. Februar 1933 war Adolf Hitler dann in Kassel. Auf dem Friedrichsplatz vor dem Roten Palais nahm er die Parade seiner Gefolgsleute ab. Drei Monate später riefen die Kasseler Nazis zur Bücherverbrennung auf. Auch die fand auf dem Friedrichsplatz statt. Weitere Etappen auf dem Weg zum Holocaust und der Zerstörung der Stadt waren die Reichskriegertage mit Massenveranstaltungen und die Pogromnacht in November 1938, die in Kassel zwei Tage früher als im übrigen Deutschland stattfand. Ein Symbol für die Judenverfolgung war die Zerstörung des Aschrottbrunnens. Mit der Deportation der jüdischen Bevölkerung vom Hauptbahnhof ab dem Jahr 1941 steuerte der Holocaust auf seinen furchtbaren Höhepunkt zu.

Am 22. Oktober 1943 wurde Kassel in der Bombennacht weitgehend zerstört. Das Rote Palais, vor dem Hitler 1933 stand, war bereits seit 1941 eine Ruine.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion