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Hotel wird zum Flüchtlingsheim: Stadt Kassel mietet Unterkunft mit 230 Plätzen

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Von: Kathrin Meyer

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Zentrale Lage in der Nähe der Innenstadt: In dem ehemaligen City Hotel sollen vorwiegend Paare und Einzelpersonen untergebracht werden.
Zentrale Lage in der Nähe der Innenstadt: In dem ehemaligen City Hotel sollen vorwiegend Paare und Einzelpersonen untergebracht werden. © Kathrin Meyer

Die Stadt Kassel setzt bei der Unterbringung von Geflüchteten weiter auf dezentrale Unterkünfte. An der Wilhelmshöher Allee ist jetzt ein früheres Hotel angemietet worden.

Kassel – Nach der Schließung der großen Unterkunft am Platz der Deutschen Einheit seit Ende März ist jetzt im Ortsbeirat Vorderer Westen eine neue Unterbringung vorgestellt worden. Die Flüchtlinge sollen zukünftig im Gesamtkomplex City- und Arosa-Hotel an der Wilhelmshöher Allee 38 bis 42 wohnen.

In der bisherigen Unterkunft, den sogenannten Glashäusern am Großen Kreisel, gab es Platz für 250 Personen. Die neue Unterkunft in zentraler Lage soll eine Kapazität von 230 Plätzen haben. Außerdem würden bei zwei weiteren Unterkünften im Laufe des zweiten Quartals 2023 die Verträge auslaufen, so Sozialdezernentin Ilona Friedrich. Über die Verlängerung sei noch keine Entscheidung getroffen worden.

Unterbringung von Geflüchteten im Hotel „eine Selbstverständlichkeit“

Steffen Müller, Ortsvorsteher im Vorderen Westen, sagte: „Eigentlich ist es eine wunderbare Sache, dass die Unterbringung kein Thema, sondern eine Selbstverständlichkeit ist.“ Schon als die Unterkunft an der Friedrich-Ebert-Straße in Höhe der Friedenskirche in Betrieb genommen worden sei, sei das Interesse im Stadtteil groß gewesen. Aber keinesfalls im negativen Sinne, sondern eben mit Blick darauf, wie man den Menschen helfen und die Integration unterstützen könne. Im Stadtteil gebe es Initiativen, die den Geflüchteten bei verschiedenen Dingen zur Seite stehen, das werde auch mit Blick auf die neue Unterkunft so sein.

Das frühere Hotel bietet sich aus Müllers Sicht perfekt für die Unterbringung an, weil, anders als bei dem ehemaligen Bürogebäude am Platz der Deutschen Einheit, schon jedes Zimmer über eine separate Toilette und Dusche verfüge. Aktuell wird die Unterkunft, die die Stadt Kassel für zehn Jahre angemietet hat, saniert. Das im Gebäude ansässige thailändische Restaurant wir auch weiterhin dort bleiben.

Knapp 50 Gemeinschaftsunterkünfte in Kassel

Das Gebäude an der Wilhelmshöher Allee kann kurzfristig belegt werden, weil aufgrund der bisherigen Nutzung als Hotel kaum Umbaumaßnahmen erforderlich sind und auch die Möblierung übernommen werden kann, heißt es von der Stadt Kassel. Aufgrund der Hotelstruktur sei überwiegend die Unterbringung von Einzelpersonen oder Paaren angedacht. Auch werde das Jugendamt einen Bereich nutzen, weil der Bedarf für die Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge gestiegen sei.

Im Stadtgebiet Kassel gibt es aktuell knapp 50 Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete mit einer Aufnahmekapazität von 2200 Personen. Darin sind laut Stadt zehn Unterkünfte enthalten, die im Zusammenhang mit dem Zuzug aus der Ukraine 2022 akquiriert wurden. Außerdem seien von den großen Wohnungsgesellschaften 150 Wohnungen zur Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine zur Verfügung gestellt worden.

Bei den 50 Gemeinschaftsunterkünften handelt es sich um vier (ab Juni fünf) große Gemeinschaftsunterkünfte mit mehr als 150 Plätzen sowie 46 mittleren und kleinen Unterkünften mit 20 bis 150 Plätzen.

900 Personen mehr in Kassel als im Verteilungsschlüssel vorgesehen

In Anbetracht des Kriegs in der Ukraine, des Erdbebens in der Türkei und Syrien, sei weiterhin mit erhöhtem Fluchtgeschehen zu rechnen, so Ilona Friedrich. Hinzu komme, dass die im Rahmen des Zustroms aus der Ukraine von den Wohnungsbaugesellschaften zur Verfügung gestellten Wohnungen sukzessive zurückgegeben werden müssten und die Jägerkaserne sowie weitere Unterkünfte nur befristet zur Verfügung stünden. Daher ist die Einrichtung einer weiteren großen Gemeinschaftsunterkunft dringend erforderlich, um dem gesetzlichen Auftrag gerecht zu werden.

Aktuell verfügt die Stadt Kassel über freie Kapazitäten für 200 Personen, bestätigt Friedrich. Nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel, der die Verteilung der Geflüchteten auf die Kommunen regelt, bekommt Kassel aktuell keine Zuweisungen vom Land Hessen. Der Grund ist, dass überproportional viele Menschen aufgenommen wurden. Neben Kassel ist das in Hessen in Frankfurt, Offenbach und im Landkreis Hersfeld-Rotenburg der Fall.

In Kassel sind aktuell 900 Personen mehr aufgenommen worden, als es der Verteilungsschlüssel vorsehen würde. „Es kommen zwar aktuell weniger Ukrainer, aber es sind noch bis zu 20 Personen pro Woche“, sagt Ilona Friedrich. (Kathrin Meyer)

Eine andere Flüchtlingsunterkunft in Kassel wird zur Schießanlage für die Polizei.

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