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Diskussion um Namen: Mohren-Apotheke in Kassel bleibt Mohren-Apotheke

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Von: Florian Hagemann

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Der Name bleibt: Die Mohren-Apotheke am Bebelplatz in Kassel wird auch in Zukunft so
Der Name bleibt: Die Mohren-Apotheke am Bebelplatz in Kassel wird auch in Zukunft so heißen. © Fischer

Kassel. In Frankfurt sorgt ein Antrag für Diskussionen, dass die Mohren-Apotheken umbenannt werden sollen. Wir haben bei der Betreiberin der Mohren-Apotheke in Kassel nachgefragt.

Die Geschichte ist die: In Frankfurt hat die Kommunale Ausländer- und Ausländerinnenvertretung einen Antrag gestellt, dass die Stadt sich doch bitte für die Umbenennung zweier Apotheken einsetzen solle. Die eine Apotheke heißt Mohren-Apotheke, die andere Apotheke zum Mohren. 

In der Begründung heißt es, Frankfurt müsse Flagge gegen die Verwendung rassistischer Bilder und Bezeichnungen zeigen. Seitdem ist das Thema in der Welt, strahlt medial weit über Frankfurt hinaus – und die Frage ist: Sollten „Mohren-Apotheken“ noch „Mohren-Apotheken“ heißen?

Bei der Suche nach einer Antwort ist Christina Hartmann hilfreich, Inhaberin der – genau: Mohren-Apotheke am Bebelplatz in Kassel. „Ich bin hin- und hergerissen“, sagt die Apothekerin. Sie sieht die beiden Seiten des Themas: Auf der einen Seite steht der bloße Name, über den sie nicht ganz glücklich ist. Auf der anderen Seite erkennt sie aber auch die Tradition, die sich dahinter auftut. Die Apotheke gibt es schon annähernd 60 Jahre; es gibt Kunden, die über all die Jahre der Mohren-Apotheke treu geblieben sind.

Keine Umbenennung der Mohren-Apotheke in Kassel

Vor vier Jahren hat Christina Hartmann dann die Mohren-Apotheke übernommen. Damals machte sie sich Gedanken über eine Umbenennung. Letztlich blieb alles, wie es war – auch aus einem anderen Grund: Der bürokratische Aufwand wäre schlicht zu groß gewesen; so ist zum Beispiel die Betriebserlaubnis der Apotheke auch an den Namen gebunden. Eine Änderung hätte viel Geld gekostet.

Nun müssen alle mit dem Namen leben, und alle leben mit dem Namen – fast alle: „In den vier Jahren habe ich eine einzige Kundin gehabt, die sich darüber aufgeregt hat“, sagt Christina Hartmann. „Sie meinte, sie würde gerne hier einkaufen, die Beratung sei kompetent, alles würde stimmen, nur der Name nicht.“

Hin- und hergerissen: Apothekerin Christina Hartmann von der Mohren-Apotheke am Bebelplatz in Kassel.
Hin- und hergerissen: Apothekerin Christina Hartmann von der Mohren-Apotheke am Bebelplatz in Kassel. © nh

Ansonsten gab es nie ein Problem: keine Verunglimpfungen, keine Beschimpfungen – nichts. Christina Hartmann sagt schließlich: „Rassismus beginnt im Kopf, nicht mit dem Namen einer Apotheke.“

Zumal auch der Name Mohren-Apotheke eine Geschichte hat: Er geht laut einer Vermutung auf einen dunkelhäutigen Menschen aus Arabien zurück, der die Heilkunde nach Europa brachte, wie Katja Förster, die Sprecherin des Hessischen Apothekerverbandes, berichtet. Deshalb sei der Name bei älteren Apotheken durchaus gängig. Wer heute aber eine Apotheke neu eröffne, würde sie nicht mehr „Mohren-Apotheke“ nennen. Der Verband gebe da aber keine Empfehlung ab.

In Frankfurt hat die Inhaberin der „Mohren-Apotheke“ reagiert und ein Logo, das eine dunkelhäutige Frau zeigt, entfernt. Der Inhaber der „Apotheke zum Mohren“ hat sich laut Medienberichten zu einer Debatte über das Thema bereiterklärt.

Letztlich liegt eine Lösung eigentlich auf der Hand, die aufkommt, als Christina Hartmann so erzählt, was ihrer „Mohren-Apotheke“ schon widerfahren ist. Einmal hätten sich Passanten einen Scherz erlaubt und über das o von Mohren einfach zwei Punkte gemalt. Aus der Mohren-Apotheke wurde so die Möhren-Apotheke.

Fakten zum Thema Mohren-Apotheke

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