Vorgaben von Bauamt und Denkmalschutz: Bauherr gibt entnervt auf

Kassel. Stadtplaner und Bauherr sprachen bereits vom neuen Tor zum Vorderen Westen. Aus dieser städtebaulichen Vision wird nun nichts. Der an der Breitscheidstraße/ Ecke Kattenstraße geplante Neubau liegt auf Eis.
Der Kasseler Unternehmer und Bauherr Jörg Lamprecht hat sein knapp drei Mio. Euro schweres Vorhaben abgebrochen. Statt 20 neue Wohnungen wird auf dem Grundstück nun weiterhin ein eingeschossiger Nachkriegsbau stehen.
Als Grund für die geplatzten Pläne nennt
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Lamprecht die schwierige Zusammenarbeit mit der Stadtplanung und dem Denkmalschutz. Es habe mehrere Gespräche mit diversen Vertretern der Stadt gegeben. In diesen sei es nicht gelungen, sich auf die Dachform des Gebäudes zu einigen. Lamprecht wollte Flachdach, der Denkmalschutz bestand auf Satteldach.
Die Denkmalschützer argumentierten mit dem denkmalgeschützten Umfeld, das ein Satteldach unabdingbar mache. Für Lamprecht eine nicht nachvollziehbare Argumentation. Er verweist auf den zwei Grundstücke weiter entstehenden Neubau an der Breitscheidstraße, der ebenfalls ein Flachdach hat. Unmittelbar neben dem Neubau besteht zudem seit Jahren ein Autohaus - mit Flachdach.
Aus Sicht der Stadt kann der derzeit entstehende Neubau nicht mit dem Vorhaben von Lamprecht verglichen werden. Denn er liege außerhalb des denkmalgeschützten Ensembles „Breitscheidstraße/Kattenstraße“.
Der Kasseler Unternehmer hat sich unterdessen seinen eigenen Reim auf die Angelegenheit gemacht: „Mein Eindruck ist, dass Bauprojekte in Kassel nur eine Chance haben, wenn man gute Kontakte zur Stadt hat oder Architekten beauftragt, die diese pflegen“, so Lamprecht. Anders könne er sich nicht erklären, dass anderswo in Kassel sogar Bausünden abgenickt und Bebauungspläne umgangen würden (etwa am Mulang), um Bauprojekte zu ermöglichen. Bei seinem Projekt hätten städtische Vertreter hingegen sogar „Angsträume“ moniert, die durch seine geplante Tiefgarage entstehen würden. Die Stadt weist den Vorwurf der Ungleichbehandlung zurück. Es werde immer nach geltendem Baurecht entschieden.
„Als Privatmann wollte ich mir das Hin und Her nicht länger antun“, sagt Lamprecht. 30.000 Euro Planungskosten müsse er sich ans Bein streichen. Nun hat er den Nachkriegsbau, den er vor 20 Jahren erworben hatte, an einen türkischen Brautmodenverleiher vermietet. Ob die aktuelle Situation nun besser sei als das geplante Wohnhaus, da könne sich ja jeder selbst ein Bild machen.