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Was wird aus alter Villa an der Goethestraße?

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Von: Bastian Ludwig

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Wer genau hinsieht, entdeckt die Schäden: Der Putz bröckelt bereits an der landeseigenen Villa an der Goethestraße an verschiedenen Stellen. Auch das Fachwerk ist sanierungsbedürftig.
Wer genau hinsieht, entdeckt die Schäden: Der Putz bröckelt bereits an der landeseigenen Villa an der Goethestraße an verschiedenen Stellen. Auch das Fachwerk ist sanierungsbedürftig. © Bastian Ludwig

Im Vorderen Westen ist eine große Villa im Landeseigentum seit Monaten verwaist. In diesem Jahr soll sich entscheiden, ob das Land das repräsentative Anwesen verkauft.

Vorderer Westen – Der Vordere Westen hat viele schöne Villen zu bieten. Jene an der Goethestraße/ Ecke Olgastraße gehört zu den repräsentativsten. Doch das denkmalgeschützte Gebäude steht inzwischen leer, der Putz bröckelt, das Fachwerk weist Witterungsschäden auf. Eigentümer ist das Land Hessen, das die Villa in den vergangenen Jahren nur noch als Aktenlager nutzte. Dieses Jahr solle entschieden werden, ob das Land für die Immobilie noch eine Verwendung habe oder ob sie verkauft wird, teilt ein Sprecher des zuständigen Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH) mit.

Der Briefkasten ist zugeklebt, hinter den Fenstern ist der Leerstand zu erahnen. Im Jahr 2020 hatte der LBIH seinen Standort an der Goethestraße 46 aufgegeben. Seitdem haben die Mitarbeiter ihre Büros im sanierten Magazinhof an der Leuschnerstraße. Noch bis vergangenes Jahr sei die zwischen 1906 und 1908 errichtete Villa aber als Aktenlager genutzt worden, so der LBIH-Sprecher. Sollte sich bei der entsprechenden Prüfung in diesem Jahr herausstellen, dass eine landeseigene Nachnutzung nicht möglich ist, werde mit der Vermarktung des Gebäudes begonnen.

Für Ortsvorsteher Steffen Müller (Grüne) ist dieser Schritt überfällig. „Wie das mit Landesliegenschaften so ist, es dauert alles zu lange“, sagt Müller. Das Land solle das Gebäude schnellstmöglich dem freien Markt zur Verfügung stellen. „Da ließen sich nach einem Umbau sicher bis zu acht Familien unterbringen“, glaubt der Ortsvorsteher.

Tatsächlich wurde das Gebäude vor etwa 115 Jahren vom Königlichen Hofbauamt als Dienstsitz für den preußischen Oberlandesgerichtspräsidenten gebaut. Dieser hatte dort seinen Wohnsitz inklusive großzügiger Repräsentationsräume. Auch die Justizwachtmeister und das Dienstpersonal des Präsidenten lebten in dem Haus. Nach Informationen aus der Denkmaltopografie hat das Gebäude 70 Zimmer. Das LBIH hatte zuletzt 2200 Quadratmeter in der Villa belegt.

Im Zweiten Weltkrieg war das Gebäude beschädigt worden. Der westliche Teil wurde nach dem Krieg in abgespeckter Form wieder aufgebaut, sagt Historiker Christian Presche. Zudem wurde es in den 1960er-Jahren erweitert.

Bis 1963 wurde die Villa von der Justiz genutzt. Anschließend diente es dem Staatsbauamt (heute LBIH) als Dienstsitz. 2020 räumten die Mitarbeiter des LBIH ihre Büros an er Goethestraße. Das Land selbst bezeichnet das Gebäude in seinen Publikationen als „sanierungsbedürftig“.

Ortsvorsteher Müller sieht in der Dienstvilla keinen Einzelfall. Auch das ehemalige Polizeipräsidium am Königstor sei eine Landesimmobilie, die seit Jahren nicht adäquat genutzt werde. Seit 1999 dient es in Teilen als Depotfläche für die Museumslandschaft Hessen-Kassel.

Was die Zukunft der Dienstvilla an der Goethestraße angeht, ist Müller gespannt: „Wenn ich das Geld hätte, würde ich es kaufen.“ (Bastian Ludwig)

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