Zweieinhalb Jahre sind seit unserer letzten Veranstaltung vergangen, da ist die Vorfreude natürlich entsprechend groß. Die Kasseler Inline-Skate-Session (Kiss) war vor der Pandemie eine Veranstaltung, an der die Teilnehmer viel Spaß hatten und das ist, aus meiner Sicht, nach wie vor so. Wir wollen jetzt aber bei der ersten Veranstaltung erst mal schauen, wie groß aktuell das Interesse ist. Deshalb ist die Veranstaltung am 14. Juni für uns erst mal eine Art Testlauf.
Was macht das Inlineskaten für Sie aus?
Faszinierend an der Sportart ist vor allem, dass man eine analoge Bewegungsform hat ohne jegliche anderweitige Unterstützung der Körperkraft. Zudem ist Inlineskaten dynamisch, aber trotzdem gelenkschonend. Das Gute ist, dass man flexibel allein unterwegs sein kann oder sich in Gruppen zusammentun kann. Hier in Nordhessen hat man überall Möglichkeiten, dieser Sportart nachzugehen.
Kurz vorweg: Was unterscheidet Rollschuhe und Inlineskates?
Der größte Unterschied ist, dass bei Rollschuhen die Rollen nebeneinander sind und bei Inlineskates hintereinander. Auf Inlineskates bewegt man sich mit der sogenannten Skatingtechnik. Die Bewegungsform ist ähnlich wie beim Freistil-Skaten im Langlauf, nur der Untergrund ist eben ein anderer. Auf Inlineskates kann man höhere Geschwindigkeiten erreichen als auf den traditionellen Rollschuhen.
Hat die Pandemie die Begeisterung fürs Inlineskaten ein Stück weit neu entfacht?
Das stimmt. Die Pandemie hat Sportarten wie Wandern, Radfahren und Inlineskaten ganz neu in den Fokus gerückt, weil eben viele Indoor-Sportarten nicht möglich waren. Bei den Kiss-Touren ist es dann besonders reizvoll, dass man in der Natur und eben auch in der Stadt auf den abgesperrten Straßen fahren kann.
Was raten Sie Personen, die jetzt länger nicht gefahren sind?
Man muss es einfach wieder versuchen und langsam anfangen. Bis zu unserer ersten Tour sind ja noch ein paar Tage hin. Wenn man bis dahin noch ein paar Mal auf den umliegenden Feldwegen unterwegs war, sind das gute Voraussetzungen, um dann auch wieder bei den Kiss Touren mitzufahren.
Etwas Übung ist also zwingende Voraussetzung?
Wer seine Inlineskates jahrelang nicht genutzt hat und direkt unsere Tour mitfahren will, dem würde ich eher davon abraten. Wir fahren bei Kiss in der Gruppe und da ist man nicht nur für sich, sondern auch für andere verantwortlich. Wenn man selbst noch wackelig auf Skates ist, gefährdet man bei Stürzen eben auch andere. Wir fahren in anderthalb Stunden gut 15 Kilometer, also kein Leistungssport. Das ist ein gemächliches Tempo und wir machen auch Pausen. Man sollte also an körperliche Bewegung gewohnt sein, völlig ohne Kondition ist das auch nicht machbar.
Was muss man bei seinen Inlineskates beachten?
Man sollte im Vorfeld überprüfen, ob die Rollen sich gut drehen. Sonst kann es sinnvoll sein, ein spezielles Öl in die Kugellager einzubringen. Auch sollte man prüfen, ob die Schrauben entsprechend festgezogen sind. Zudem muss der Bremsbacken noch in Ordnung sein, der nutzt sich mit der Zeit ab und sollte dann erneuert werden.
Was ist bei der Schutzausrüstung wichtig?
Seit einigen Jahren gibt es keine Helmpflicht mehr. Wir als Veranstalter empfehlen aber dringend, einen Helm zu tragen. Man sieht das beispielsweise auch bei E-Bike-Fahrern. Die Verletzungen im Bereich Kopf und Schultern haben dramatisch zugenommen. Es kann immer zu Stürzen in der Gruppe kommen und da hilft es auch nicht, wenn man gut fahren kann. Man kann immer über andere gefallene Skater stürzen. Auch Schützer für Knie und Hände sind daher ratsam. Der Helm ist aber ein Muss – ohne Wenn und Aber. Da ist es auch kein Argument, dass die Frisur vielleicht nachher nicht mehr so schön aussieht wie vorher.
Welche Strecken sind Ihre Geheimtipps?
Auf dem Fulda-Radweg kann man wunderschön fahren. Das muss man allerdings nicht an Sonntagen oder Feiertagen machen. Da ist da einfach zu viel los. Aber in der ganzen Region gibt es zahlreiche Feldwege, auf denen man problemlos fahren kann. Das ist hier nahezu paradiesisch. Je weiter man aus der Stadt rauskommt, desto besser werden die Möglichkeiten. Auf den Radwegen in der Stadt zu fahren, macht hingegen wenig Freude. Die fangen manchmal irgendwo an und hören dann wieder unvermittelt auf. Deshalb sind eben auch die Touren mit Kiss so reizvoll, weil da die Straßen für die Skater abgesperrt sind. Man kann dann guten Gewissens dort fahren, wo man sonst nicht fahren darf. Das ist der große Vorzug.
Steht schon fest, wo die erste Tour entlang führt?
Wir haben 20 ausgearbeitete Routen. Aufgrund der documenta und Baustellen stehen einige Routen aktuell nicht zur Verfügung. Deshalb müssen wir spontan mit der Polizei abstimmen, was am 14. Juni dann möglich ist.
Die erste Kiss-Fahrt seit Beginn der Pandemie findet am Dienstag, 14. Juni, um 19 Uhr statt. Treffpunkt ist am Südende des Bugasees in der Nähe der Standbar. Teilnehmen kann jeder, der sicher auf Inlineskates fahren kann.
Martin Krapp (59) ist seit mehr als 27 Jahren auf Inlineskates unterwegs. Bei den Veranstaltungen der Kasseler Inline-Skate-Session (Kiss) ist er von Anfang an dabei – also seit 2000. Kiss wurde damals gegründet, um den Standort am Auedamm noch attraktiver zu machen und für die Freizeitgestaltung in den Focus zu rücken. Krapp stammt gebürtig aus Kassel und lebt mit seiner Familie in Ahnatal.