Das Besondere an der unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkscheune ist die Mehrständerbauweise. Ursprünglich war das Gebäude doppelt so lang. Von den einst 1200 Quadratmetern Fläche blieben nach den Bombentreffern im Zweiten Weltkrieg nur noch rund 600 übrig. Die alten Grundmauern lassen nach Angaben der Arbeitsgruppe Waldauer Geschichte(n) noch heute die gesamte Länge erkennen.
Nach dem Krieg folgte eine lange Zeit des Leerstands. Ab 1976 wurde die Scheune gewerblich genutzt – etwa als Getränkelager sowie als Verkaufsstandort (Teppich- und Tapetenscheune). Um zu verhindern, dass die damalige Eigentümerin Brandkasse sie an Private verkauft, erwarb 2010 die Stadt Kassel die Zehntscheune für einen symbolischen Euro. Unter der Bedingung, dass sich sogleich in Waldau ein Förderverein zur Unterhaltung und zum Betrieb als Veranstaltungsscheune gründet.
Schon gewusst?
. Der Name Zehntscheune stammt vom „Zehnt“ ab. Den zehnten Teil oder zehn Prozent ihrer Ernteerträge mussten die Waldauer Bauern dort einst an Klerus und Landgraf in Form von Naturalien abgeben.
. Die Zehntscheune, eines der ältesten Gebäude Kassels, gilt nach den Bauunterlagen als „Getränkescheune“. Hintergrund, so Fördervereinsvorsitzender Joachim Bonn: Die Stadt, die seit 2010 Eigentümerin ist, hat es bisher versäumt, das Gebäude umzuwidmen. Dies soll aber nun geschehen, die Zehntscheune soll offiziell zur „Veranstaltungshalle“ werden.
. Bei Veranstaltungen bleiben auch nach dem Umbau Plätze für bis zu 199 Besucher im Saal erlaubt – aus brandschutztechnischen Gründen. Nur für Veranstaltungen des Stadtteils (etwa Entenkirmes) gibt es eine Sondergenehmigung, mit der mehr als 200 Plätze möglich sind.
(Andreas Hermann)