Tausende in den Miniwelten: Zu Besuch auf der Modellbaumesse

Kassel. Die größte Modellbaumesse Hessens läuft dieses Wochenende in Kassel. Eine Reportage und jede Menge Fotos von den Miniwelten.
Traktor und Grubber ziehen beim Lockern des Bodens gut sichtbare Spuren in den Kaffeesatz. Bei dem Sand, der auf den Anhänger geladen wird, handelt es sich um Sägemehl. Laden, transportieren, ernten: Die Fernsteuerung in der Hand, dirigiert Jos van den Berg die originalgetreuen Modelle im Maßstab 1:32 lässig auf der rund 30 Quadratmeter großen landwirtschaftlichen Anlage von einem Arbeitseinsatz zum nächsten.
Der 13-Jährige aus dem nordrhein-westfälischen Kevelaer ist Gastfahrer bei Hessens größter Modellbaumesse in Kassel. Den Kontakt zu den Agrarmodellbauern hat sein Vater hergestellt. Mit Papa besucht er Modellbaumessen in der ganzen Republik, in Kassel sind die beiden erstmals dabei. Traktor-Modelle steuert Jos am liebsten. Das sei viel besser als Eisenbahnen oder Rennwagen. „Denn die Traktoren fahren nicht nur im Kreis“, sagt der 13-Jährige.
Mit seiner Agrarmodellbauanlage feiert Carsten Schulz (LMT Modellbau) aus dem südhessischen Riedstadt bei der Kasseler Messe Premiere. Um die bäuerlichen Arbeiten mit den Modellen zu zeigen, kooperiert er mit dem RC Team Sauerland aus Kirchhundem. Nach dem Grubbern und Laden säubern die Mitglieder die Fahrzeuge mit einem kleinem Blasebalg und Pinseln.
Kaffeesatz streue er übrigens wegen der realistischen Spuren der Modellfahrzeuge aus, verrät Schulz. Der Zuspruch für den Agrarmodellbau nehme stetig zu. Es gebe inzwischen quasi keine Traktoren und Geräte mehr, die nicht auch als Modelle auf dem Markt seien. „Das ist der Wahnsinn“, sagt der Modellbauer im Nebenberuf.
Von der klassischen Eisenbahn bis zum fliegenden Hubschrauber: Mini-Fahrzeuge aller Art lassen an diesem Wochenende die Herzen der Modellbaufans aus ganz Deutschland höher schlagen. Rund 100 Aussteller und 700 Modellbauer präsentieren sich laut Organisator Sven Lehmann (Idecon) bei der zum dritten Mal in Kassel stattfindenden „Erlebniswelt Modellbau“. Lehmann hofft an den drei Ausstellungstagen wieder auf insgesamt rund 10 000 Besucher. Darunter sind viele „Freaks“, für die Maßstab, Detailtreue und Fingerspitzengefühl im Vordergrund stehen. Aber auch viele Familien seien dabei, die sich die schönen Welten im Miniaturformat einfach anschauen wollten, sagt Lehmann.
Modellbau ist nicht nur Männersache. Auf dem Parcours für Baumaschinen und Baufahrzeuge steuert zum Beispiel Celina Siemes (11) einen gelben Radlader durch die hügelige Landschaft. Seit fünf Jahren besucht die Mönchengladbacherin mit Papa Modellbaumessen. Ihr Gefährt im Maßstab 1:14,5 ist ein Vorführmodell und kostet auch etwa das, was manch einer für ein echtes Autos ausgeben würde: rund 8000 Euro.
Service: Die Erlebniswelt Modellbau in den Kasseler Messehallen ist am Sonntag wieder von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet elf Euro (ermäßigt neun Euro).