Neue Straße in Waldau: Kasseler Schüler schlagen den Namen „Sesamstraße“ vor

Zur Benennung einer neuen Straße in Waldau haben Kasseler Schüler den Vorschlag „Sesamstraße“ gemacht. Der Ortsbeirat spricht sich aber für einen anderen Namen aus.
Waldau/Kassel – „Sesamstraße“ oder „Richard-Freudenstein-Straße“? Nein, für den Ortsbeirat Waldau ist der vor gut fünf Jahren verstorbene, frühere Leiter des Bürgerhauses, Volkmar Gerstein, der Favorit für die Namensgebung einer Straße. Diese soll die Neubauten der Offenen Schule (OSW), der Feuerwehr und des Polizeireviers Ost demnächst hufeisenförmig erschließen. Für Gerstein hat sich das Gremium jetzt einstimmig ausgesprochen.
Volkmar Gerstein habe sich unter anderem um die Jugendarbeit im Stadtteil verdient gemacht, hieß es. Der Waldauer war außerdem Mitgründer des hessischen Radfahrerverbands ADFC und setzte sich jahrzehntelang dafür ein, das Radfahren populärer zu machen und die Infrastruktur der Radwege zu verbessern.
Es gab noch zwei andere Vorschläge: Schüler der OSW haben „Sesamstraße“ vorgeschlagen – nach der beliebten Fernseh-Kindersendung. Die Waldauer Feuerwehr habe den vor Jahren verstorbenen Richard Freudenstein, Vater des jetzigen Präsidenten des Fördervereins Waldauer Entenkirmes, vorgeschlagen. Richard Freudenstein hatte sich 50 Jahre für das Feuerwehrwesen und auch lange für die Waldauer Kirmes engagiert.
Anders als in Waldau hat man sich kürzlich in Harleshausen bei der Wahl des Straßennamens gegen eine ortsbekannte ehemalige Persönlichkeit ausgesprochen. Einstimmig sprach sich der Ortsbeirat dafür aus, die Erschließungsstraße im Baugebiet „Am Stockweg“ als „Sonnenblumenweg“ zu bezeichnen. Der Magistrat hatte den Ortsbeirat um Vorschläge gebeten und dazu eine Liste der vorgeschlagenen, aber nicht realisierten Straßennamen mitgeliefert. Da Straßen auf der gegenüberliegenden Seite der Obervellmarer Straße nach Blumen benannt sind, lag ein Blumennamen auch für Harleshausen nahe.
Im Gespräch war aber auch eine Anregung aus dem Stadtteil gewesen, eine Straße nach Norbert Schönewolf zu benennen. Der 2011 verstorbene Schönewolf war einer der Gründerväter und Vorsitzender der Arge Harleshausen, engagierte sich zudem in Sportverein, DLRG und vielen anderen Vereinen.
Übrigens obliegt nach der Geschäftsordnung der Stadt Kassel den Ortsbeiräten die „Benennung von Straßen, Plätzen, Siedlungen und anderen kommunalen Einrichtungen auf Vorschlag des Magistrats“. Durch den letzten Teil dieser Formulierung kommt aber keine Namensgebung oder Umbenennung ohne die Zustimmung des Magistrats zustande.
Was passieren kann, wenn sich Magistrat beziehungsweise Stadtverordnete und Ortsbeiräte nicht einig sind, zeigte sich bei der Karl-Branner-Brücke. Da hatten sich die Ortsbeiräte wegen der NS-Verstrickung des ehemaligen Oberbürgermeisters für die Umbenennung in „Brücke am Rondell“ ausgesprochen. Der Magistrat aber verwies auf die Stadtverordnetenbeschlüsse – zunächst zur Beibehaltung des Namens und dann zur Umbenennung des Bauwerks in Walter-Lübcke-Brücke (seit 2021).
(Peter Dilling und Andras Hermann)